Die Zahl der an den Schulen in Schleswig-Holstein gemeldeten Gewaltdelikte ist im vergangenen Jahr zum Vorjahr um mehr als 30 Prozent auf 1.292 Fälle gestiegen. Damit sei ein neuer Höchststand erreicht worden, meldet die «Neue Osnabrücker Zeitung» («NOZ») unter Berufung auf Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik. 2022 wurden demnach 990 Gewaltdelikte an den Schulen registriert, im Vor-Corona-Jahr 2019 noch 855.
Um mehr als 50 Prozent nahm dem Bericht zufolge seit 2019 die Zahl junger Tatverdächtiger unter 14 Jahre zu: Waren es vor Corona noch 346, wurden den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 537 unter 14-Jährige gezählt.
Prien sieht Nachwirkungen der Corona-Pandemie
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) verwies angesichts der Zahlen auf die Nachwirkungen der Pandemie und eine zunehmend vielfältige Schülerschaft. «Für Schleswig-Holstein gilt, dass wir auf Prävention und klare pädagogische Maßnahmen setzen, die den Kindern und Jugendlichen auch die nötigen Grenzen aufzeigen», sagte sie der «NOZ».
Auch außerhalb der Schulen war die Kriminalität unter Jugendlichen und Kindern im Norden stark angestiegen. Insgesamt waren laut der im März vorgestellten Kriminalstatistik im vergangenen Jahr 3.722 Kinder unter 14-Jahren tatverdächtig – ein Zehnjahreshoch, wie Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) damals mitgeteilt hatte. Auch die Zahl der tatverdächtigen Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren stieg auf 7.209. News4teachers / mit Material der dpa
Nu guck:
Da hat Corona ja doch noch ne “positive” Seite – wenn einem sonst nix und niemand mehr einfällt, wohin man die Verantwortung nicht schon mindestens 1000 mal abgeturft hat … 😉
Es werden auch andere Gründe genannt. Was mit “zunehmend vielfältige Schülerschaft” wohl gemeint ist? Rein statistisch sollte doch die Schülerschaft in SH eigentlich weniger “vielfältig” sein als im Westen oder Süden.
Geliefert wie gewählt …
Und auch nach Schulschluss zeigen sich junge Leute aktiv-kreativ:
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Elfjaehriger-Systemsprenger-haelt-Hamburger-Behoerden-in-Atem,ndrinfo64210.html
Schule soll bitte reparieren. Die Kindergärten dafür sorgen, die Eltern nicht von der Erwerbstätigkeit oder Sonstigem abzuhalten. Das wurde in den vergangenen Jahren politisch vermittelt. Familiäre Verantwortungen sollen von Eltern delegiert und ihnen abgenommen werden. Das Alles auch möglichst kostenlos. Dies scheint für viele Kinder nur nicht so recht zu funktionieren. Sie zeigen das, indem sie nicht so funktionieren, wie gewünscht.
Wir haben es mit deutlich veränderten gesellschaftlichen Bedingungen als noch vor 20- 30 Jahren zu tun. Vielfach mit überforderten Familien. Das können die Institutionen alleine nicht abfangen. Dennoch wird weiter über mehr Ganztag und möglichst lange Öffnungszeiten für die frühkindliche “Bildung ” gesprochen. Kinder brauchen individuelle Aufmerksamkeit, nicht permanent, aber wenn es für sie wichtig ist. Statt die Familien diesbezüglich eher zu stärken und die Wichtigkeit einer sicheren Bindung und Verlässlichkeit anzuerkennen, wird die Familie politisch und wirtschaftlich auf Effektivität gedrillt. Die Qualitytime wird’s schon richten. Falls das nicht reicht, haben Kindergarten und Schule halt versagt.
Schauen wir uns die kindlichen Bedürfnisse für eine gesunde Entwicklung jedoch einmal ehrlich an, dann müsste- wenn das aktuelle System beibehalten werden soll- schon in frühen Jahren viel individueller und vor allem familienorientierter (Einbezug, nicht Abgabe) gearbeitet werden. Es müsste Pädagogen geben, die einzelne Kinder in ihrer Entwicklung individuell begleiten und die die Eltern wirklich partnerschaftlich in der Erziehung begleiten und einbeziehen. Das würde jedoch auch wieder voraussetzten, dass die Eltern Zeit “opfern” und wäre teuer. Vielleicht wäre es doch noch mal überlegenswert das Konstrukt Familie, in ihrer ureigensten Funktion etwas mehr in den Blick zu nehmen ohne ideologische Scheuklappen- einfach mal ehrlich. Können wir es uns als Gesellschaft sozial und wirtschaftlich wirklich leisten, die Kleinsten emotional und sozial zu überfordern?
Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen kulturellen Bezügen ist ein weiteres Thema, dass die Institutionen alleine nicht mehr leisten können. Auch hier wäre ein individuellerer Ansatz vonnöten, um Vertrauen zu schaffen und Teilhabe und Integration zu ermöglichen. Auch das kostet, ist aber wirksamer je früher hier angesetzt wird. Leider beobachte ich aber auch hier (neben fehlenden Pädagogen) wieder verstärkte Sparansätze der Kommunen, weil es vielfach finanziell nicht mehr zu leisten ist, die Prioritäten anders gelegt werden oder kreativ versucht wird, Ehrenamtliche mit immer neuen Projekten ins Boot zu holen.
Überforderung, wo man hinsieht- wie sollen die jungen Menschen da nicht überfordert sein? Die Auswüchse zeigen sich leider immer drastischer. Kinder sind unsere Zukunft!!
Ich finde es immer müßig, wenn man mir abzuverlangen versucht, anhand von nur zwei Zahlen einen Trend ausmachen zu sollen.
Gibt es vielleicht Zahlen von 2000?
Zu Schleswig Holstein weiß ich da nichts. Falls Ihnen ein 10-Jahresvergleich was brächte: In Baden Württemberg gab es im Jahr 2013 laut Polizeibericht 984 Gewalttaten an Schulen.
Dann haben wir auch wieder nur eine Zahl – aus Polizeiberichten!
Wer weiß, wie viele davon überhaupt gerichtlich als solche Anerkannt wurden.
Gewalt gegen Polizei wäre ja schon, wenn sich jemand festklebt oder beim Wegtragen am Türrahmen festhalten würde…
Demonstrationen hatten wir ja in diesem Jahr, aber nicht genau die “Gewalt” um die es mir und im Artikel geht
Dass solche Zahlen aus der Kriminalitätsstatistik der Polizei stammen und es sich nicht um rechtskräftige Gerichtsurteile handelt, dürfte wohl klar sein. Solange man die jeweils gleichen Datengrundlagen vergleicht, könnte man das trotzdem ein Anhaltspunkt für einen Trend betrachten.
In BW z.B. 2013 984 Taten, 2014 dann 846. 10 jahre später dann wie hier beschrieben:
https://www.tagesschau.de/inland/regional/badenwuerttemberg/swr-zunehmende-gewalt-an-schulen-100.html
Pro Einwohner gerechnet allerdings immer noch signifikant weniger als in SH, obwohl die Schülerschaft in BW statistisch deutlich “vielfältiger” wäre.
Wie viele Schüler in SH oder BW sich an Türrahmen festkleben etc. , geht aus diesen Statistiken allerdings nicht hervor.
Ganztagsschule führt zu mehr Stress und somit mehr Gewalt.
Ganztagsschule gibt mehr Tagesstruktur und Sozialisation, daher weniger Gewalt.
Irgendwie nett, Meinungen wie Fakten um sich zu werfen 😉