BERLIN. Lehrkräfte werden entlastet, da KI ihnen zunehmend Aufgaben wie die Unterrichtsvorbereitung, -durchführung und -nachbereitung abnimmt. Dies ermöglicht mehr Zeit für eine individualisierte Lernunterstützung und eine intensivere Betreuung der Schülerinnen und Schüler. Prüfungsformate und -bewertungen werden durch KI effizienter. Die Ausbildung wird technikorientierter. Zukünftig müssen sich Lehrkräfte kontinuierlich weiterbilden, um den Einsatz von KI pädagogisch sinnvoll zu gestalten – so jedenfalls stellen sich die Kultusminister in Deutschland die Zukunft des Lehrberufs vor. Der Philologenverband warnt bereits vor falschen Erwartungen.

Die Bildungsministerkonferenz der KMK hat gestern ihre Handlungsempfehlungen zum Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) im Schulwesen vorgestellt (News4teachers berichtete). Besonders beachtenswert dabei: Die Passagen, die den Beruf der Lehrkraft betreffen. Deutlich wird: Der soll sich in wesentlichen Bereichen – Unterricht, Prüfungen sowie Aus- und Weiterbildung – deutlich verändern.
Dem Papier zufolge können KI-Anwendungen die Lehrkräfte bei der Gestaltung und Durchführung des Unterrichts signifikant unterstützen. „Diese Anwendungen sind lernpsychologisch, pädagogisch und didaktisch sinnvoll“ und könnten zielgerichtet das Lernen der Schülerinnen und Schüler verbessern, heißt es. Besonders hervorgehoben wird, dass Lehrkräfte durch den Einsatz von KI „bei der Unterrichtsvorbereitung, -durchführung und -nachbereitung entlastet“ werden könnten. Dadurch erhielten sie mehr Freiraum, um auf die Bedürfnisse einer „heterogenen Schülerschaft“ einzugehen und eine personalisierte und individualisierte Lernunterstützung zu bieten.
„Durch KI-gestützte Diagnosen können Lehrkräfte unmittelbar personalisiertes Feedback geben“
KI ermögliche es Lehrerinnen und Lehrern außerdem, „neue Aufgabenformate“ zu entwickeln, die die Lernenden „kognitiv vielfältig aktivieren“ und motivierende Aufgabenstellungen bieten, welche „die Kooperation unter den Schülerinnen und Schülern anregen“. Darüber hinaus könne KI regelmäßig Feedback zum Lernstand der Kinder und Jugendlichen geben und die Lehrkräfte bei der Planung und Durchführung eines stärker individualisierten Unterrichts unterstützen. Trotz dieser Unterstützung werde die zentrale Rolle der Lehrkraft in der „Gestaltung der Lernumgebung“ und der „Begleitung der Lernenden“ weiterhin beibehalten.
Die Kultusministerinnen und Kultusminister betonen auch, dass KI eine „an den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler orientierte Unterrichtsentwicklung“ beschleunigen könne, um „alle Lernenden entsprechend ihrer individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse“ zu fördern. Es wird dabei auf konkrete Anwendungsbeispiele hingewiesen, wie Vorlesefunktionen, Text-zu-Sprache- oder Sprache-zu-Text-Anwendungen und automatisierte Übersetzungen. Auch für die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen biete KI „vielfältige Möglichkeiten“, etwa durch „automatische Bildbeschreibungen“ oder die „Umwandlung von Texten in leichte Sprache“.
Im Hinblick auf die Lehrkräfte sei es entscheidend, dass KI nicht nur als technisches Hilfsmittel, sondern als Mittel zur Erweiterung des „didaktisch-pädagogischen Handlungsrepertoires“ verstanden werde. Ziel sei es, dass Lehrkräfte in der Weiterentwicklung die „Chancen und Möglichkeiten KI-gestützter Anwendungen“ erkennen und nutzen könnten.
In puncto Prüfungen heißt es: Zwar bleibe die „Leistungsbewertung eine pädagogische und hoheitliche Aufgabe“, die ausschließlich von Lehrkräften erfüllt werden könne, doch könnten KI-Anwendungen die Lehrkräfte bei der Korrektur und Bewertung von Prüfungen unterstützen. „KI kann im Korrekturprozess eine Vorkorrektur oder Korrekturassistenz bieten“, die den Lehrkräften als Entscheidungsunterstützung dienen könnte. Diese Assistenz könne auch eine „adaptive Lernunterstützung“ umfassen, die direkt auf die Ergebnisse der Prüfungen folgt.
Besondere Chancen ergeben sich durch den Einsatz von KI in Bezug auf die „formativen Diagnostik“, also die kontinuierliche Leistungsüberprüfung während des Lernprozesses. „Durch KI-gestützte Diagnosen können Lehrkräfte unmittelbar personalisiertes Feedback geben“, heißt es. Auch im Hinblick auf die Qualität von schriftlichen Prüfungsaufgaben gebe es Potenzial für Verbesserungen, insbesondere durch eine „erhöhte Sprachsensibilität“ in der Aufgabenstellung.
„Prüfungsformate, die juristisch nicht einwandfrei der in der Aufgabe geforderten eigenständigen Leistung einer Schülerin bzw. eines Schülers zugerechnet werden können, werden abgeschafft oder grundlegend weiterentwickelt“
Die Handlungsempfehlungen warnen jedoch auch vor den Herausforderungen beim Einsatz von KI in Prüfungen. Insbesondere Datenschutz und Datensicherheit seien kritisch zu betrachten. Es müsse gewährleistet werden, dass die Entscheidungen von KI-Systemen „transparenter und nachvollziehbarer“ gestaltet werden. Zudem gebe es das Risiko von sogenannten „Bias“, also Vorurteilen in den Daten, die zu Verzerrungen in den Ergebnissen führen könnten. Daher sei es unerlässlich, dass KI-Systeme nur als „Entscheidungsunterstützungssysteme“ fungieren und die abschließende Leistungsbewertung „den Prüfenden vorbehalten“ bleibe.
„Prüfungsformate, die juristisch nicht einwandfrei der in der Aufgabe geforderten eigenständigen Leistung einer Schülerin bzw. eines Schülers zugerechnet werden können, werden abgeschafft oder grundlegend weiterentwickelt.“
Weiterer zentraler Punkt: die Aus- und Weiterbildung. „Mit der zunehmenden Integration von KI im Bildungsbereich ist es zwingend notwendig, den Aspekt der Lehrkräfteprofessionalisierung im Umgang mit ihr weiter zu stärken“, heißt es. KI-Kompetenzen müssten „systematisch und verbindlich in die Fachwissenschaften, die Fachdidaktiken und die Bildungswissenschaften“ integriert werden. In den Handlungsempfehlungen wird gefordert, dass „Fähigkeiten im Umgang mit KI als fester Bestandteil in alle drei Phasen der Lehrkräftebildung eingebettet“ werden. Dies umfasse neben den informatischen Grundlagen auch „Aspekte der Medienbildung sowie pädagogisch-didaktische Einsatzszenarien von KI im Fachunterricht“. Auch die Prüfungsformate innerhalb der Lehrkräfteausbildung sollten überprüft und, wenn nötig, angepasst werden.
Es sei wichtig, dass Lehrkräfte nicht nur die „technischen Grundlagen“ von KI verstehen, sondern auch „Chancen, Grenzen sowie Risiken“ adäquat einschätzen können. Auch müssten sie für „die rechtlichen Rahmenbedingungen“ sensibilisiert werden, um in der Lage zu sein, „positiv, kritisch und ethisch“ mit KI-Anwendungen umzugehen. Diese Kompetenzen seien „essenziell für die zielgerichtete und lernförderliche Integration von KI-Anwendungen“ in den Unterricht.
In den Handlungsempfehlungen wird allerdings auch betont: „Lehrkräfte zu kontinuierlichem Lernen und zur Anpassung an neue Technologien zu ermutigen heißt auch, ihnen die notwendigen Ressourcen und Freiräume zur Verfügung zu stellen. Dies umso mehr, als den Erfordernissen des digitalen Wandels gerecht zu werden für Lehrkräfte noch stärker als bisher bedeutet, sich in diesem Prozess selbst als Lernende zu begreifen, die eigene Rolle kontinuierlich zu reflektieren und zu verändern.“
„Wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, dass dadurch über Nacht die Probleme des Lehrkräftemangels gelöst werden“
Prof. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Philologenverbands, zeigt sich skeptisch. „Das Wichtigste in schulischen Erziehungs- und Bildungsprozessen ist die menschliche Interaktion zwischen Lehrkräften und ihren Schülern und zwischen Schülerinnen und Schülern untereinander“, sagt sie. „Bei aller Euphorie um die spannenden Möglichkeiten, die KI heute schon bietet und in Zukunft bieten wird – wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, dass dadurch über Nacht die Probleme des Lehrkräftemangels gelöst werden. Im Gegenteil: Wer davon träumt, dank KI zeitnah weniger professionelle Lehrkräfte als bisher einsetzen oder sie gar durch KI ersetzen zu können, ist auf dem Holzweg!“
Lin-Klitzing weist darauf hin, dass auch durch den Einsatz von KI Lehren und Lernen nicht beliebig effektiviert werden könne: „Lernen und Verstehen von Inhalten braucht Zeit, einfach weil die Schülerinnen und Schüler die Inhalte für sich selbst noch einmal durchdringen und durchdenken müssen – das kann ihnen keine KI abnehmen. Erst recht nicht, weil die kritische Prüfung der durch KI präsentierten Inhalte zunehmend bedeutsam und schwierig werden wird.“ News4teachers
Hier lässt sich die vollständige Handlungsempfehlung herunterladen.
Kann man auch so interpretieren:
KI ermöglicht größere Klassen und mehr Unterrichtsstunden pro Lehrkraft… Lehrkräftemangel gelöst?
Gen Z: …
Ich bin ja immer noch dafür, Lehrer komplett durch KIs zu ersetzen.
Das wäre witzig, Sie würden sich wundern.
Ich auch.
Da ich gleich bezahlt werden muss auch wenn ich nur “betreue”, habe ich mal sowas von gar kein Problem damit.
Es gab mal Kapitel über ähnliche Themen in den SciFi Serien “Humans” und ” Star Trek”. Der Tenor war, dass die Kinder später selbst KI sein wollten, weil sie diese als die “zuverlässigeren Erwachsenen” wahrnahmen.
Also falls die Fortbildungen in KI genau so gut sind wie bei anderen Themen und falls die Schulträger genau so viel Geld rein stecken wie für die Toiletten und Die technische Ausstattung wird sich nicht viel ändern am Unterricht und den Prüfungen.
Hab schon welche gemacht. Ich war ernüchtert auch ob der derzeitigen Möglichkeiten von KI, die uns vorgestellt wurde. Die Ergebnisse, eine Unterrichtsstunden zu konzipieren, waren ein Witz: ein Lernvideo von youtube (an der Zielgruppe vorbei), und zwei Arbeitsblätter, die ich so nie rausgeben würde.
„Lehrkräfte zu kontinuierlichem Lernen und zur Anpassung an neue Technologien zu ermutigen“
Wenn ich nicht selbstbestimmt (was, wo, wie, mit wem, wann, …), aber kontinuierlich begleitet, mit Hilfekärtchen und uneingeschränkter IT-Unterstützung den Lernprozess begehen kann, fehlt mir dazu die intrinsische Motivation. Wie wäre es mit einem entsprechenden Umbau (offene Arbeitslandschaft mit Rückzugsmöglichkeiten) und einer Ausstattung des Arbeitsorts? Ich könnte zuhause eine neue Sofalandschaft mit Großbildschirm gebrauchen.
Im Übrigen hoffe ich immer noch darauf, dass sich die Technologien an mich anpassen. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
Ein irriger Gedanke – mit der Anpassung.
Es ging vor einigen Jahren das Gerücht, dass man entweder sein Unternehmen an die SAP-Software anpasst oder man ohne Anpassung bei Nutzung zugrunde geht. Ist aber unbestätigt 🙂
Nur noch ein paar Jahre bis 67…
Bis dahin behalte ich einfach meine altmodische Überzeugung, dass ein persönliches Lehrer-Schüler-Verhältnis durch KI eher erschwert als erleichtert wird. Der Irrglaube, dass durch mehr Informationen auch die Betreuung automatisch besser wird ist wohl nicht auszutreiben. Wenn das funktionieren soll, müssen alle diese automatisiert erhaltenen Fakten gesichtet und bewertet werden, denn die KI soll ja Hilfsmittel bleiben. Ich weiß jetzt schon über mehr Probleme meiner Schüler Bescheid, kenne mehr Lern- und Verständnisprobleme als in der vorhandenen Zeit bearbeitet werden können. Meist scheitert gezielte Hilfe an der fehlenden Mitarbeit und da sollen mehr KI-generierte Angebote helfen? Selbst wenn die KI zu jedem Schüler seitenlange detaillierte Gutachten liefern, gezielte Förderaufgaben für jeden kreieren würde, das Ergebnis wäre immer noch abhängig von der persönlichen Betreuungszeit und die wird mit den zunehmenden psychischen Problemen unserer Schüler eher weniger als mehr.
Danke, das genau war mein erster Gedsnke, als ich den Artikel und die darin angeführten “Phantasien” der KMK gelesen habe:
Ohne mich!! … in bin in 3einhalb Jahren GottSeiDank raus aus dem Irrenhaus.
…
Ich lasse jetzt mal beiseite, dass die KI sich aus dem Urherberecht-brechenden Stehlen (ich meine natürlich “Lernen”) begründet, während ich nicht mehr als Seiten eines Buches kopieren darf, welches ich kaufte!
Wir können also mit KI die Arbeiten von unseren Kindern auswerten? Arbeiten auf was?
Bei uns teilen sich im Schnitt 3 Kinder ein iPad. Zum Lernen daheim haben die Kinder keines.
Warte ich darauf, dass sich die KMK mit dem Bund auf einen neuen Digitalpakt einigt in drei(ßig) Jahren?
Aber jetzt haben wir einen weiteren Begriff in den Kreis geworfen, um die nächsten zehn Jahre essenzielle Veränderungen zu vertrösten 😀
Top Verhältnisse, wir haben Momentan in Gebäudeteilen mit 250 Schülern nur noch zwei funktionierende Laptops.
Naja, mit Schrifterkennungssoftware (funktioniert aktuell ziemlich schlecht) kann man Aufsätze einscannen. Dann lädt man den Erwartungshorizont hoch und die KI korrigiert, gibt Feedback und berechnet die Prozente für jeden Teilbereich (funktioniert aktuell auch ziemlich schlecht). Das wäre für mich schon eine Arbeitserleichterung, wenn es denn funktionieren würde.
Sobald eine KI das Geschriebene von manchen SuS zuverlässig erkennen kann, dann werde ich mich klein und nichtig fühlen.
Und mein Arbeitgeber stellt mir diese KI auch zur Verfügung.
Ich hoffe, die KI wird noch kreativer: die Unterrichtsvorbereitungen, die sie mir bisher ausgespuckt hat sind gähnend langweilig. Aber das soll sicher so sein. Die KMs müssen ja irgendetwas vorweisen, um die Leute zu beruhigen. Arbeitserleichterung ist das dann sicher nicht.
Wenn die da oben in diese Richtung wollen, dann müsste der erste Schritt wohl sein, dass die Lehrer den Zugang zur KI auch bezahlt bekommen – bislang nicht der Fall! Hardware und Software! Aber wahrscheinlich sind die ersten schon wieder so blöd, ihr ChatGtp selbst zu bezahlen …
Leute, machen wir uns doch nichts vor: Es geht wie immer nur darum, Geld einzusparen.
In meinem Bundesland werden gerade 200 Stellen an den weiterführenden Schulen gestrichen.
Nichts, was von dieser Versammlung kommt, hat im Blick, was für die Kids wirklich sinnvoll wäre.
Ich denke gerade an meine Schülys und kann mich nur noch fürchten ob dieser Aussichten.
Was sind diese Leute da oben nur für Menschen?!
Es sind diejenigen Menschen aus den Milieus, die in gleicher, freier und geheimer Wahl vom Wähler dazu BESTELLT wurden.
Ergänze das fehlende Wort:
Geliefert wie ___________ .
Ich glaube nicht, dass die meisten Wähler*innen tatsächlich wissen, welche Entscheidungen sie indirekt treffen. Deshalb kann man auch nicht von “bestellen” sprechen.
Leider handelt es sich hier durchgehend um verbale Nebelkerzen aus dem Einführungsseminar “Politische Kommunikation”, Motto: Bleibe vage und kündige baldige Besserung an.
Problematisch wird es, wenn jetzt einzelne Kollegen mit (überraschender) Tagesfreizeit wieder auf “Bildungsinfluencer” oder “Lehrerstimme in den Medien” machen. Wobei deren Bedürfnis nach Aufmerksamkeit jenseits des Klassnzimmers offensichtlich für sie wichtiger ist, als die Alltagsarbeit mit konkreten Kindern und Jugendlichen. Sie erzählen dann, dass sie schon alles hypermodern umsetzten. Nachprüfen kann das jedoch keiner, die Märe ist aber in der Welt.
Als Lehrer gesprochen:
Not in my name.
Danke – du sorichst mir aus der Seele!
Based, + like
Woher kennt die KI meine Klasse? Denn auf diese Zusammensetzung von Menschen muss der Unterricht abgestimmt sein. Ich plane konkret für eine Gruppe von Menschen und ändere den Unterricht spontan, wenn nötig.
Oder soll jetzt der Unterricht individualisiert sein, jeder bekommt ein Tablet und arbeitet mit der KI auf seinem Niveau? Wer bezahlt die Tablets? Wer die Instandhaltung? Wer die Brillen für ganze Generationen, die nur noch von früh bis spät auf Bildschirme direkt vor ihren Augen glotzen?
Wenn man keine Ahnung hat. Die stellen sich halt vor, ich drucke den Schülern etwas aus, werfe denen das dahin und weil jeder Schüler selbst was lernen möchte, funktioniert das dann. Mein Job besteht aber ca. Zu 50 Prozent Erziehungsarbeit und frei willig funktioniert da auch nur noch bei vll.1/3 der Schülern etwas.
Aber man lernt ja grundsätzlich im Bildungsbereich nicht aus Fehlern sondern ist immer der Meinung, dass mann alles besser weiß und wundert sich auch nicht, dass Ergebnisse von Vergleichsarbeiten immer schlechter werden.
Wenn es unserer 4-Tage Woche und 30% homeschooling Anteil hilft, wieso nicht!
Faire Arbeitsbedingungen
A la IG Metall
Es soll Berufe geben, da ist tatsächlich ‘Kunden’kontakt eine Voraussetzung. Gerüchteweise gehören nahezu alle Berufe im sozialen Bereich dazu.
Ich sehe es nicht als hilfreich an, wenn angebliche KollegInnen unsere lieben Arbeitgeber noch darin bestärken, den Kernbereich, die Beziehungsebene, weiter abzuwerten und unsere Schützlinge (ja, so nannte man das mal) zu anonymen Unterrichtsobjekten zu machen.
Danke. Damit ist alles gesagt:-)
Warum müssen Sie das hier immer und immer wieder posten?
Wenn Sie nicht in der Schule arbeiten wollen, dann suchen Sie sich doch einfach einen anderen Job!
Warum soll die das?
Die 4 day week ist mittlerweile vielerorts akzeptiert bei vollem Lohnausgleich.
Und Arbeiten geht heutzutage von überall aus, auch manches für die Schule.
Leider führt die KI für mich zu Mehrarbeit und nicht zur Entlastung. Ich habe heute eine Übungsklassenarbeit für steuerrechtliche Themengebiete (Berufsschule) durch Co-Pilot erstellen lassen. Zwölf Korrekturdurchgänge waren leider erforderlich, bevor die Klassenarbeit und das Lösungsblatt durch die KI richtig erstellt waren. Ohne KI wäre ich schneller gewesen. In allen Fällen, bei denen ich KI eingesetzt habe, kamen teilweise haarsträubende zumindest aber falsche Angaben / Ergebnisse heraus. Zum Thema Lernlandschaften etc.: Das habe ich in den letzen 10 Jahren in Moodle für meinen Unterricht teilweise sehr umfangreich z.B. mit Lermfortschrittslisten/digitalen Übungstests etc. erstellt (hat mich Monate/ jahrelang Nächte gekostet) und es wurde wenn überhaupt nur von leistungsstarken SuS zum Nacharbeiten genutzt. Aktuell habe ich bei einer Berufskollegklasse verschiedene Dateien/Videos und Lernspiele in einem Moodle Kurs für die SuS zum Nacharbeiten eingestellt. Mindestens 4/5 der SuS nutzt das überhaupt nicht. Das digitale Bereitstellen von Arbeitsblättern während des Unterrichts findet ein Teil der SuS wiederum ganz gut (BYOD auf freiwilliger Basis). Ich stelle die Arbeitsblätter also in Papierform und digital zur Verfügung. Moodle dagegen empfinden viele SuS und LuL als viel zu sperrig. Es ist zu wenig intuitiv aufgrund der Datenbankstruktur die dahinter liegt. Viele unserer SuS wünschen sich intensive persönliche Zuwendung… und damit sind wir wieder bei einer guten Schüler-Lehrerbeziehung. Zudem fördern auch die Interaktionen der SuS untereinander die soziale Kompetenz. Also ich sehe das mit der KI inzwischen maximal als Ergänzung. Vielleicht ist es aber in allgemeinbildenden Fächern auch noch mal anders.
Ich stimme zu!
Ergänzung: Mein Erfahrungen als durchaus technik- und IT-affiner Deutsch-, Geschichts- und Lateinlehrer sind analog zu deinen.
Von Auslese kann gar keine Rede sein.Noch nie haben so viele Kinder das Gymnasium besucht wie heute. Die Übertrittsbedingungen sind so einfach wie nie, die Anforderungen am Gymnasium minimal im Vergleich zu früheren Zeiten. Die Abiturdurchchnitte sind so gut wie nie zuvor, die Zahl der Einserabiturienten sind so viel wie nie. Zugleich gibt es bis zu 70% Studienabbrecher trotz ebenfalls gesunkenen Standards in den Hochschulen. Auch Haupt- und Realschüler bekommen heute zrotz fehlender Eignung die Allgemeine Hochschulreife. Inklusion findet bezüglich der Heterogenität der Lernvorsussetzungen längst statt. Wir brauchen vor allem eine neue Leistungskultur an unseren Schulen: mehr Anstrengung, Interesse, Kraft und Zeit für’s Lernen. Mehr Wissen und Können, Üben und Wiederholen..Mehr klassische Pädagogik für bessere Bildung, die ihren Namen auch verdient.
Wenn dieses Institut es schafft die Regeln der deutschen Rechtschreibung einzuhalten kann ich ihre Ideen ernst nehmen. Die Ergebnisse dieser Experimente sieht man an den geistigen Möglichkeiten der Schüler nach Abschluss der 10. Klasse. Mit fallender Tendenz!
Die Ausführungen klingen sehr schön und kommen von einem Ideal her. Was fehlt, ist der Bezug auf empirische Erkenntnisse und logische Herleitung von dort. Der Mythos vom unartigen, bösen und lernunwilligen Kind, das gezüchtigt werden muss, ist glücklicherweise verschwunden. An die Stelle ist der reformpädagogische Mythos vom Kind getreten, das per se gut und lernwillig ist. Auch dies ist ein Mythos. Um für möglichst viele Menschen ein gutes Bildungsangebot zu machen, wäre der Blick auf empirische Erkenntnisse unbedingt nötig. Und die Forschung zeigt, dass eben nicht die Lernarrangements besonders erfolgreich sind, die den Kindern ein hohes Maß an Eigenverantwortung für den eigenen Lernprozess aufbürden. Das Gegenteil ist der Fall. Eng begleitete und klar vorstrukturierte Arrangements mit einer steuernden Lehrkraft sind überlegen. So schneiden bei Hattie „Freiarbeit“, „Jahrgangsübergreifende Klassen“ und „Offene Klassenzimmer/Lehr- und Lehrformen“ mit Effektstärken von 0,01 bis 0,06, also nahezu null, besonders schlecht ab. Und die letzte PISA-Auswertung für Mathe ergab Folgendes: „Auf allen Schwierigkeitsstufen besteht ein negativer Zusammenhang zwischen schülerorientiertem Unterricht und dem erfolgreichen Lösen von Mathematikaufgaben. Je schülerorientierter der Unterricht war – zumindest im Sinne der PISA-Definition –, desto schlechter waren die Leistungen.“ (Quelle: https://deutsches-schulportal.de/unterricht/von-japan-lernen-matheunterricht-der-zum-denken-anregt/)
Nicht sehr überzeugend ist auch der Hinweis auf sich stetig veränderndes Wissen: Die Alpen waren auch vor 10 Jahren schon ein Gebirge in Europa, die Gesetze der Schwerkraft und der Relativitätstheorie sind auch dieselben geblieben. Die Schule soll vor allem die Basis des sicheren Wissens vermitteln, damit die SuS von dieser Basis aus Fake News etc. desavouieren können, dass sie also nicht irgendwann glauben, die neueste Erkenntnis im sich wandelnden Wissen sei, dass die Erde eine Scheibe ist.
Auch die Feier des Selbst hört sich gut an, überzeugt mich aber kaum: Ein selbstgemaltes Bild eines Vierjährigen ist zu loben. Mit zunehmender Reife sollten aber allgemeinere Qualitätsstandards zur Beurteilung herangezogen werden, damit man seine eigenen Fähigkeiten einordnen kann. Es ist überdies gut, dass wir nicht alles selbst machen und entdecken müssen: die Hand am Herd selbst verbrennen, die Elektrizität selbst entdecken, den PC selbst erfinden etc. Wir stehen auf den Schultern von Giganten und da wäre es gut, das eigene Selbst realistisch einzuordnen und sich nicht für Einstein zu halten. Dazu dient der Vergleich mit anderen. Ob die Betonung des Selbst außerdem dazu führt, dass die so erzogenen Individuen rücksichtsvolle und verträgliche Zeitgenossen werden, darf man ruhig anzweifeln. Man sollte dann nicht beklagen, dass die Gesellschaft egoistischer und weniger gemeinwohlorientiert wird.
Offenbar ist das neue oberste Lernziel aber nichts Inhaltliches, sondern das Lernen der Selbstregulation/Selbstorganisation. Dabei wäre auch zu beachten, dass Bequemlichkeit eine evolutionäre Funktion hat. Bin ich nach mühsamer Jagd satt, wäre es nicht sinnvoll, einfach weiterzulaufen und damit knappe Nahrungsressourcen zu verbrauchen. Wer kennt nicht die Schülerinnen und Schüler (sowie Menschen im Allgemeinen), die, sobald ihre Grundbedürfnisse nach Essen, Trinken und Nutzung sozialer Medien befriedigt sind, nicht zu motivieren sind, irgendetwas zu tun. Ob diesen ein Gefallen getan wird, wenn sie sich nun selbst aufraffen sollen, etwas zu lernen, ist fraglich. Die Studienergebnisse, die zeigen, dass die Arrangements, die besonders viel Eigenverantwortung für das eigene Lernen verlangen, nicht besonders erfolgreich sind, legen andere Schlussfolgerungen nahe.
Der Wunsch von der Abkehr vom eher “traditionellen” Unterricht verblüfft auch deshalb, weil er für abermillionenfache Alphabetisierung und Mathematisierung ganzer Gesellschaften gesorgt hat. Hätte Kant erträumt, dass fast alle Menschen Lesen, Schreiben und Rechnen lernen können? Traditioneller Unterricht hat große Teile der Menschheit aus voraufklärerischer geistiger Enge zu Menschen gemacht, die sich ihres Verstandes selbst bedienen können. Die zunächst fremdbestimmte Anleitung beim z.B. Lesen- und Rechnenlernen steht dabei nicht im Widerspruch zum Endziel des Selbstdenkens, im Gegenteil: Es ist der Wegbereiter. Auch Einstein, der seine Relativitätstheorie weitgehend selbst erdacht hat, hat auf seine in der Schule erworbenen mathematischen Kenntnisse zurückgegriffen und auf die Messergebnisse anderer.
Zudem ist der traditionelle Unterricht auch äußerst systemstabil: Er vermittelt Wissen in Demokratien ebenso wie in rechten und linken Diktaturen erfolgreich. Ein so enorm erfolgreiches Arrangement grundsätzlich ändern zu wollen, bedarf eigentlich besserer empirischer und logischer Argumente als die angebotenen schönen Idealgeschichten, die unterschwellige Fundamentalkritik und den Hintergrund, dass einige in dem traditionellen System scheitern. Die logische Frage müsste ja lauten, in welchem Arrangement mehr scheitern und welche Form für die meisten (natürlich nie alle) zielführend ist. Denn das bestimmte Unterrichtsformen für alle perfekt sind, ist natürlich Unsinn. Und dass traditioneller Unterricht immer gut gemacht ist und nicht verbessert werden kann, ist auch Unfug.
Man kann den traditionellen Unterricht mit dem Rad vergleichen: Eine Erfindung, die extrem gut funktioniert und dies durch die Bildung der Massen bewiesen hat. Man kann es im Detail verbessern (Luftreifen, kugelgelagerte Naben), aber wäre es sinnvoll, das Rad mal eckig zu bauen, weil Ecken gerade en vogue sind? Um dann festzustellen, dass achteckige Räder besser rollen und 100-eckige noch besser und die mit unendlich vielen Ecken am besten? So landen denn auch viele Unterrichtsexperimente bei sogenannten „Input-Elementen“, wo jemand, der Ahnung von einer Sache hat, diese seinem Publikum erklärt. Das klassische Arrangement des Frontalunterrichts, der nun aber Inputphase heißt und darum innovativ sein soll, tatsächlich aber nur eine Neuerfindung des altbekannten Rades ist.