Pims: Wohl Grund für schwere Corona-Reaktion bei Kindern entdeckt

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BERLIN. Forscher haben die mögliche Ursache für eine seltene, aber heftige Entzündungsreaktion bei Kindern nach einer Corona-Infektion entdeckt. Sie hängt mit einem anderen Virus zusammen.

Pims kann lebensbedrohlich sein (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Wissenschaftler haben eine mögliche Erklärung für die schwere Entzündungsreaktion Pims bei Kindern gefunden. Pims (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) kann in seltenen Fällen bei Kindern und Jugendlichen mehrere Wochen nach einer Corona-Infektion auftreten und lebensbedrohlich sein. Den Ergebnissen der Studie zufolge hängt der Entzündungsschock mit dem Wiederaufflammen eines anderen Erregers zusammen – dem Epstein-Barr-Virus (EBV).

Das Epstein-Barr-Virus ist bekannt als Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers. Selbst nach einer überstandenen akuten Infektion mit dem Virus ist es noch im Körper vorhanden, wie Studienautor Tilmann Kallinich erklärt, Kinderarzt mit Schwerpunkt Rheumatologie an der Berliner Universitätsmedizin Charité.

Immunsystem kann Wiederaufflammen des Virus nicht bekämpfen

Die Studie, die im Fachmagazin «The Lancet» veröffentlicht wurde, zeigt, dass das Immunsystem der Kinder durch die Corona-Infektion geschwächt wird und das Virus nicht mehr wirksam bekämpfen kann. Das ruhende EBV könne wieder aktiv werden und eine heftige Immunreaktion auslösen.

Bei etwa zwei Dritteln der insgesamt 145 untersuchten Kinder mit Pims fanden die Forscher Blutzellen, die mit dem EBV infiziert waren. Bei Kindern ohne Pims gab es diesen Nachweis nicht. Außerdem entdeckten die Wissenschaftler bei 80 Prozent der Kinder mit Pims EBV-spezifische Antikörper.

Etwas mehr als 900 Fälle bekannt

Pims tritt meist vier bis acht Wochen nach einer Corona-Infektion auf und äußert sich unter anderem durch hohes Fieber, Hautausschläge und Herzprobleme. Etwa die Hälfte der Betroffenen kommt auf die Intensivstation. Die Erkrankung ist laut Forschenden gut behandelbar, die meisten Kinder erholen sich vollständig.

In Deutschland wurden nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) zwischen Januar 2020 und April 2023 insgesamt 926 Pims-Fälle gemeldet. Jüngere Fälle sind der DGPI nicht bekannt. News4teachers / mit Material der dpa

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3 Kommentare
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Rainer Zufall
1 Monat zuvor

Bedeutet dies eine mögliche Behandlung, also kann das Virus schnell genug festgestellt und bekämpft werden?
Oder ist dies bspw. nach einer Impfung nicht mehr möglich bzw. sollten Eltern bei Corona zusätzlich aufs Drüsenfieber hin prüfen lassen?

Besseranonym_2
1 Monat zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Der PIMS – survey wurde 2023 eingestellt.
Also ist der Arzt oder der Grad der Information bei den Eltern entscheidend. Hatte das Kind iwann Pfeiffersches, sollte genau draufgeschaut werden. Hatte das Kind gerade covid und erkrankt dann wieder schwer, auch…..

https://dgpi.de/pims-survey/

Übrigens gibt es bei Erwachsenen auch MISC / PIMS;
das weiß man schon sehr lange….
“Das multisystemische Entzündungssyndrom galt bisher als seltene, aber schwere Komplikation von Covid-19-Erkrankungen vor allem bei Kindern. Es wird unter anderem unter der Bezeichnung “Paediatric Inflammatory Multisystem Syndrome” (PIMS) oder auch Multisystem Inflammatory Syndrome in Children (MIS-C) geführt.”

https://www.n-tv.de/wissen/Multisystem-Entzuendung-auch-bei-Erwachsenen-article22447486.html

Rainer Zufall
1 Monat zuvor
Antwortet  Besseranonym_2

Danke