Nach dem Tod von Pawlos: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Schule

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LIMBURG. Der sechsjährige Pawlos ertrank laut Obduktion schon kurz nach seinem Verschwinden in der Lahn. Die Staatsanwaltschaft prüft auch, ob es in dem Fall zu einer Verletzung der Aufsichtspflicht kam.

Kommt der Fall vor Gericht? Foto: Shutterstock

Nach dem Tod des über Wochen vermissten sechsjährigen Pawlos in Weilburg führt die Staatsanwaltschaft Limburg ein Todesermittlungsverfahren. Dabei werde auch geprüft, ob Anhaltspunkte für eine Verletzung der Aufsichtspflicht vorliegen, teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft auf Anfrage mit.

«Dies wird von Amts wegen geprüft; einer Anzeige bedarf es dazu nicht.» Zum näheren Stand des Verfahrens könnten derzeit keine Angaben gemacht werden. Ermittelt werde gegen Unbekannt, so die Sprecherin. Todesermittlungsverfahren werden geführt, wenn es Anhaltspunkte dafür gibt, dass ein Mensch eines nicht natürlichen Todes gestorben ist.

Kanufahrer entdeckte das tote Kind

Der Erstklässler war am 25. März mittags ohne ersichtlichen Grund aus seiner Förderschule in Weilburg weggelaufen. Sein Verschwinden war laut Schulamt innerhalb einer Minute aufgefallen. Die Suche nach dem Jungen begann wenig später und lief auch bundesweit über Informationstafeln an Bahnhöfen und an öffentlichen Plätzen. In und um Weilburg hatten sich zeitweise hunderte Einsatzkräfte und Helfer daran beteiligt. Auch spezialisierte Taucher und ein Aufklärungsflugzeug der Bundeswehr kamen zum Einsatz.

Nachdem ein Kanufahrer den Jungen in der Lahn in Weilburg in der Nähe der Oberlahnbrücke entdeckt hatte, war das Kind am Ostersonntag tot aus der Lahn geborgen worden. Erst am Dienstag hatte die Polizei das Ergebnis der Obduktion bekanntgegeben. Demnach war der Junge schon kurz nach seinem Verschwinden zu dem Fluss gegangen und ertrunken (News4teachers berichtete).

Trauriges Ende einer wochenlangen Suche

Es war das traurige Ende einer wochenlangen umfangreichen Suche nach dem Sechsjährigen, der nach Polizeiangaben eine «autistische Veranlagung» hatte. Nach seinem Verschwinden war er noch einmal am Weilburger Bahnhof gesichtet worden. Auch ein Video tauchte auf, das den Jungen laut Polizei «mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit» zeigte.

Den Angaben zufolge war darauf zu sehen, wie das Kind auf einer stark befahrenen Straße stand und ein Mann ihn von der Fahrbahn begleitete. Der Mann hatte nach Polizeiangaben unmittelbar danach den Notruf gewählt und seine Beobachtungen geschildert, doch sei der Junge davongelaufen. News4teachers / mit Material der dpa

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3 Kommentare
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Rainer Zufall
24 Tage zuvor

Grässlich!
Der Fall muss aufgeklärt werden, aber ich fürchte, es wird hässlich, schlimm und am – egal welchem – Ende eine Tortur.

Normalerweise würde ich den Menschen Stärrke für diese Zeit wünschen, aber in so einer Zeit habe ich nichts besseres als Mit- und Beileid.
Einfach schlimm

Betroffener Lehrer
23 Tage zuvor

Wer ist Schuld an allem in diesem Land?
Schule, sprich Lehrer.
Lehrermangel? Warum nur???

447
23 Tage zuvor

Meine (erst vor kurzer Zeit in Worte gefasste) polemische Formel für schreckliche Fälle verfängt (leider) wieder: “Wo ist der nächste Lehrer, dem man das anhängen könnte ?”
Das wird immer zumindest probiert.

Und ja, “Lehrer”. Schulen sind nämlich Rechtsorgane und können zu nix (wirksam) “verurteilt” werden.