Gemobbter schwuler Lehrer: Bildungssenatorin deutet Querelen im Kollegium an

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BERLIN. Ein schwuler Lehrer an einer Berliner Grundschule berichtet von monatelangem Mobbing. Berlins Bildungssenatorin stellt Konsequenzen in Aussicht. Eine neue Schulleitung soll kommen – die hätte es aber ohnehin gegeben, sagt Günther-Wünsch. 

Gab’s Streit? Illustration: Shutterstock

Vor dem Hintergrund der Diskussion um Mobbing gegen einen schwulen Lehrer an einer Berliner Grundschule hat die Bildungssenatorin Konsequenzen an der Schule in Aussicht gestellt. «Zunächst muss mit dem bestehenden Kollegium dringend besprochen werden, ob in den bestehenden Konstellationen weiter zusammengearbeitet werden kann», sagte Katharina Günther-Wünsch (CDU) bei der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses.

«Ich sage ganz klar, nach Einschätzung der Verwaltung ist das schwierig und sollte möglichst auch nicht der Fall sein.» Günther-Wünsch erläuterte nicht, was das konkret bedeute. Parallel müsse die Schulleitung neu besetzt werden.

Die momentane Schulleiterin verlasse ohnehin die Schule, habe sich in einem Auswahlverfahren «regelhaft» auf eine andere Schulleitungsstelle beworben. «Deswegen wird nach einer geeigneten Schulleitung gesucht und mit dieser muss dringend besprochen werden, ob und welche externen Projektpartner zur Unterstützung auch im kommenden Schuljahr herangezogen werden können.»

An der Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit ist der Pädagoge Oziel Inácio-Stech beschäftigt, der nach eigenen Angaben wegen seines Schwulseins monatelang insbesondere von muslimischen Schülerinnen und Schülern gemobbt, beschimpft und beleidigt wurde. Er beklagt obendrein Mobbing und falsche Vorwürfe durch eine Kollegin sowie mangelnde Unterstützung durch Schulleitung, Schulaufsicht und Bildungsverwaltung. Inácio-Stech ist seit mehreren Monaten krankgeschrieben.

Günther-Wünsch weist auf «komplexen Sachverhalt» hin

Auf die Frage des queerpolitischen Sprechers der Berliner Linke-Fraktion, Klaus Lederer, ob sie ernsthaft bestreite, dass an der Schule eine Person schwulenfeindlich gemobbt und zum Täter gemacht worden sei, antwortete die Senatorin so: «Wenn ich sage, es ist ein komplexer Sachverhalt, negiere ich gar nichts und selbstverständlich stelle ich nicht in Abrede, dass es Vorwürfe der homophoben Diskriminierung gibt.» Günther-Wünsch betonte, das sei aber nicht der einzige Sachverhalt, der in diesem Fall eine Rolle spiele.

Lederer fragte die Senatorin auch nach Fehlern in ihrem Handeln. Die CDU-Politikerin sagte, sie habe bereits eingeräumt, dass es sehr wohl Schwachstellen im Beschwerdemanagement gebe. «Und ich glaube, dass wir da auch verantwortungsvoll handeln. Wir haben immer gesagt, dass wir für den Austausch, für die Debatte zur Verfügung stehen», so Günther-Wünsch. News4teachers / mit Material der dpa

“Der Islam ist hier der Chef”: Muslimische Schüler mobben schwulen Lehrer krank (nachdem der sich geoutet hat)

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Rainer Zufall
16 Tage zuvor

Ich finde das alles sehr schwierig.
Den Kollegen zu unterstützen, anstatt sich politisch zu belagern, halte ich weiterhin für die höchste Priorität.
Ggf. ist dahingehend das Auswechseln der Schulleitung angebracht – kann ich nicht beurteilen.

Meine Sorge ist allerdings, dass hier ein weiterer Anreiz geschaffen wird, Probleme eher kleinzureden und zu verschweigen, anstatt berechtigte Unterstützung einzufordern 🙁

447
16 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Genau das denke ich auch.

Schotti
16 Tage zuvor

Es kommen gefühlt alle zwei Tage neue Missstände und Verfehlungen ans Licht. Wann wird dieser Saustall endlich ausgemistet? Da müssen normalerweise Köpfe rollen.

lustig
16 Tage zuvor

Das kann ich mir gut vorstellen, dass es da Konflikte gibt, wenn das Kollegium ständig Angst haben muss, dass jemand seine Verschwiegenheitspflichten nicht ernst nimmt und zu Hause seinem Lebenspartner und Journalisten in Personalunion aufgrund einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung aufhetzt.

447
16 Tage zuvor
Antwortet  lustig

Egal wie “narzisstisch” jemand angeblich sei (oder ist das dann das uralte Stereotyp vom “hysterischen Schwulen” ?) – mit dem markanten Zitat (“Islam ist hier der Chef”) und Gewalthandlungen (Tritte, Schläge) ist JEDE Grenze überschritten – oder sind das jetzt valide Gründe? Dass jemand nervig ist, selbstbewusst auftritt, mit seiner Lebensform nicht hinter dem Berg hält?
Oder gilt das nur, wenn die Täter…?

Dann würde so mancher Lehrer nur noch fäusteschwingend durch den Schulalltag gehen, bei so manchen “narzisstischen” (= unangemessen selbstbewusst, dreist-fordernd auftretenden) SuS, Eltern, Vorgesetzten, Kollegen…

Machen wir uns doch mal ehrlich:
Und selbst *wenn* der Mann die grösste “Dramaqueen” des Planeten wäre – der verdruckste Umgang, das Schweigetabu, das alles kommt doch nur daher weil dieser Fall das zentrale Problem mit einer substantiellen Teilgruppe der muslimischen SuS/Eltern aufzeigt. (Ich sage “Teilgruppe”, NICHT “alle”)

DAS ist der wahre Grund für die versuchte Totschweigerei – bloß nicht “den Falschen” Munition liefern, bloß die Wagenburg geschlossen halten, das Narrativ das Märchen muss stimmen.

Ich persönlich habe mit Homosexualität nix am Hut – aber bevor *sowas* durchgehen gelassen wird, da soll lieber an jeder Ecke ein Kerl im Kleid mir Handküsschen zuwerfen und mir hinterherpfeiffen.

Riesenzwerg
15 Tage zuvor
Antwortet  lustig

Vermutlich bin ich zu blöd – was hat das denn mit Verschwiegenheitspflicht zu tun, wenn ich gemobbt werde und mich meinem Partner anvertraue?

Wem denn sonst?

Ingo
14 Tage zuvor
Antwortet  lustig

Ihre Täter-Opfer Umkehr und das Verharmlosen von Homophobie, unter der auch sicher betroffene Schüler leiden, sind ekelhaft.
Warum springen SIE denn nicht an dieser Schule ein und lassen sich freiwillig beleidigen?

447
13 Tage zuvor
Antwortet  Ingo

…vor allem, wenn z.B. die Homosexualität auch nur die Rechtfertigung ist.

Sind keine homosexuellen mehr da sind dann “Ungläubige” dran, dann Christen usw. usw.