Petition abgewiesen: “Exen” bleiben! (Initiatorin: “Für uns ist gar nichts erledigt”)

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MÜNCHEN. Mit einer Petition forderten Schülerinnen und Schüler die Abschaffung von unangekündigten Tests an bayerischen Schulen. Nun hat der zuständige Landtagsausschuss entschieden – im Ergebnis wenig überraschend.

Söder trinkt (hier auf dem CDU-Parteitag im vergangenen Februar). Foto: Shutterstock / Ryan Nash Photography

Die bei Generationen von Schülerinnen und Schülern verhassten «Exen» bleiben: Unangekündigte Tests und Abfragen an Schulen in Bayern sollen nicht grundsätzlich verboten werden. CSU, Freie Wähler und AfD lehnten eine Petition zur Abschaffung der sogenannten Exen, die von mehr als 60.000 Menschen unterstützt worden war, nun im Bildungsausschuss des Landtags ab. Schulen beziehungsweise Lehrkräfte sollen weiterhin selbst entscheiden können, ob sie «Exen» als Prüfungsmittel einsetzen wollen. SPD und Grüne hatten die Forderung der Schülerinnen und Schüler unterstützt.

Überraschend kommt die Ablehnung nicht: Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder hatte der Petition umgehend eine Absage erteilt, obwohl er formal als Regierungschef dafür nicht zuständig ist (News4teachers berichtete).

«Wir sind fassungslos, dass unsere Petition jetzt einfach so abgelehnt und als erledigt abgestempelt wurde», sagte die 17-jährige Schülerin Amelie N., die Initiatorin. «Für uns ist hier gar nichts erledigt – nicht, solange Kinder mit Bauchschmerzen weiterhin zur Schule gehen, nicht, solange meine Mitschüler*innen nachts nicht schlafen können, weil sie Angst vor dem nächsten Schultag haben.»

Diskussion soll weitergehen

Ute Eiling-Hütig (CSU), Vorsitzende des Bildungsausschusses, plädierte dafür, im Gespräch zu bleiben. Wie auch ein Vertreter des Kultusministeriums schlug sie vor, eine «ergebnisoffene» Diskussion zu führen. «Die Stärke unseres Bildungssystems liegt in der Balance der Aufgaben und Leistungserhebungen, nicht in der Abschaffung bewährter Instrumente», sagte die CSU-Politikerin. Die Petition greife zu kurz.

Konrad Baur (CSU) nannte die «Exen» «pädagogisch sinnvoll». Man wolle die pädagogische Eigenverantwortung der Lehrerinnen und Lehrer nicht beschneiden. Nicole Bäumler (SPD) hingegen verwies darauf, dass es in keinem anderen Bundesland vergleichbare Prüfungsmethoden gebe und forderte stattdessen, mehr auf Kooperation zu setzen.

Petition mit mehr als 60.000 Unterschriften

Amelie N. reagierte am Ende enttäuscht. «Heute war wieder ein Tag, der gezeigt hat, dass anscheinend die Veränderungsbereitschaft nicht da ist», sagte sie, kündigte aber an: «Wir werden weiterhin laut bleiben.»

Anfang April hatten Schülerinnen und Schüler der Vorsitzenden des Bildungsausschusses persönlich die Petition zur Abschaffung der «Exen» überreicht. Zuletzt hatte die Petition mehr als 60.000 Unterschriften. Die Initiative war unter anderem vom Forum Bildungspolitik in Bayern, der Gewerkschaft GEW und dem Bayerischen Elternverband unterstützt worden. News4teachers / mit Material der dpa

Pädagogischer Kollateralschaden: Warum Söders Machtwort zu “Exen” der schulischen Demokratiebildung einen Schlag versetzt

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25 Kommentare
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Marc
7 Tage zuvor

Da es den Lehrkräften freistellt ist, “Exen” abzuhalten, halte ich als Englisch- und Lateinlehrer an einem bayerischen Gymnasium schon lange keine mehr. Wozu auch? Nur Ärger und Verdruß und wochenlanges Hinterherlaufen, bis die letzte wieder eingesammelt ist. Wird halt abgefragt (aber auch das ist wahrscheinlich unwillkommen).

Rainer Zufall
7 Tage zuvor
Antwortet  Marc

Teilen Sie dies den Kindern mit? Andererseits könnten diese gerade aufgrund der Meldung in Dauerstress verharren :/

S.B.
3 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Ein bisschen Stress muss sein.

dickebank
6 Tage zuvor
Antwortet  Marc

Haben Sie den tieferen Sinn von Maggus seinem Plan nicht verstanden?

Wenn man in den bayrischen Schulen die Kinder mit Exen drangsaliert, führt das zu Stress in den Familien. Die werden das in ihrem Umfeld verbreiten, so dass jüngere Paare eher Abstand davon nehmen, selbst Kinder zu bekommen. – Und das führt langfristig dazu, dass die Mütterrente gar nicht mehr so stark den Hauhalt belastet.

ed840
6 Tage zuvor
Antwortet  Marc

Individuelle Entscheidung eben. Es scheint aber halt auch Leute zu geben, die es den Lehrkräften in Bayern nicht zutrauen selber abschätzen zu können, ob und ggf. wann und wie der Einsatz dieser Mittel sinnvoll sein kann und sie deshalb kategorisch verbieten wollen. Erstaunlicherweise auch Leute, die sonst immer nach mehr pädagogischer Freiheit rufen.

S.B.
3 Tage zuvor
Antwortet  ed840

Genau. Einfach mal die Schulen mit ihren Lehrkräften in Ruhe lassen und nicht täglich eine Sau durchs Dorf jagen.

Katinka
5 Tage zuvor
Antwortet  Marc

Genau, es ist einem eben freigestellt und so sollte es auch bleiben. Manche SuS/Klassen brauchen das gewissermaßen, diese (Un)gewissheit, dass jederzeit eine Ex kommen könnte, weil sie nur dann was tun, bei anderen Klassen geht es auch ohne. Ich bediene mich am bunten Strauß der Möglichkeiten und gucke dabei auch auf die jeweilige Klasse. Letztes Jahr hatte ich eine, die sich so gut entwickelt hat im Laufe des Jahres in meinem Fach, dass ich gesagt hab, Exen braucht es nicht mehr bei euch, wir lassen das, ihr macht das auch so zuverlässig.

Rainer Zufall
7 Tage zuvor

“Konrad Baur (CSU) nannte die «Exen» «pädagogisch sinnvoll».”

Kenne mich im Bayrischen Bildungssystem nicht aus, aber werden da auch wissenschaftliche Quellen verwendet?

Immerhin haben die Ihre Verfassungsviertelstunde, um das Vorhaben und die Entscheidung zu reflektieren. Ergenis: den Verkehr mit Gülle fluten – solchen Protest kritisiert die CSU nicht 😉

ed840
6 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Wenn ich mich recht erinnere gab es in Baden Württemberg wesentlich heftigere Proteste von Landwirten, siehe z.B. Biberach, etc. . Meldungen von Galgen usw. findet man aus “The Länd” auch schon früher als in Bayern. Was in SH passiert ist (Schlüttsiel) oder in Niedersachsen vor dem Privathaus der Landwirtschaftsministerien, war m.M. auch nicht ohne. Der Stimmanteil und die Zuwächse von Blau waren bei der Bundestagswahl in BW auch höher als in BY. Ich sehe da aber keinen Zusammenhang mit Exen , die ja in “The Länd” auch nicht verboten sind (“schriftliche Wiederholungsarbeiten”), oder mit der Verfassungsviertelstunde.

Rainer Zufall
6 Tage zuvor
Antwortet  ed840

Hey, Landwirte dürfen alles. Oder warum meinen Sie, wird die Letzte Generation strafrechtlich verfolgt und in Bayern “präventiv” festgesetzt, während die Bauern Ihren Dreck auf die Straße kippen, um dann um mehr Geld zu betteln, weil die Ernte – warum auch immer – fortwährend schlechter ausfällt? 😉

Was BW betrifft können wir abwarten, wann Kretschmann die Schüler*innen demonstrativ ignoriert – ich schließe es nicht aus

ed840
5 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Weil man Personen aus einer dieser Gruppen wiederholte Straftaten nachweisen konnte und die Täter vor Gericht auch angaben weiterhin Straftaten begehen zu wollen usw. ?

dickebank
5 Tage zuvor
Antwortet  ed840

Wieso einer der beiden Gruppen, ich denke das gilt für beide Gruppen.

ed840
3 Tage zuvor
Antwortet  dickebank

Mir sind halt nur Fälle aus einer dieser Gruppen bekannt, bei denen die betreffenden Personen vor Gericht angegeben haben sofort weitere Straftaten begehen zu wollen, sobald sie auf freien Fuß gesetzt würden. Wenn Sie auch solche Beispiele aus der anderen Gruppe kennen, dürfen Sie diese natürlich hier auch nennen. Ich bin gerne bereit dazuzulernen.

Rainer Zufall
5 Tage zuvor
Antwortet  ed840

Bei der Präventivhaft geht es ja nicht um Nachweise, sondern um das Vorbeugen.
https://taz.de/Praeventivhaft-fuer-Letzte-Generation/!5895079/

Hätten die doch Traktoren genutzt, die dürfen den Staat offenbar ungeniert nötigen 😉

ed840
3 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Eben. Wenn jemand bei der Prüfung vor Gericht angibt Straftaten begehen zu wollen, sobald er auf freien Fuß gesetzt wird, kann das Gericht Präventivgewahrsam anordnen, unabhängig davon, ob dabei ein Mietwagen benutzt wird oder ein Traktor oder sonstwas.

ed840
5 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Ist denn in “The Länd” auch eine Petition zum Verbot der “schriftlichen Wiederholungsarbeiten” geplant?

Rainer Zufall
3 Tage zuvor
Antwortet  ed840

Keine Ahnung.
Ignorierte und bevormundetw BW diesbezüglich auch demonstrativ die junge Bevölkerung?

ed840
3 Tage zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Wenn es in BW scheinbar nicht als Problem gesehen wird und es keine entsprechende Petition gibt, dürfte sich dort auch noch keine Gelegenheit für ignorieren der Wünsche eines Teils der jungen Bevölkerung gefunden haben. In München kamen zur “Demo gegen Exen” übrigens nur 500 Teilnehmer und das waren nicht mal alle Schüler.

ed840
7 Tage zuvor

Kommt in der Tat nicht überraschend, da der Landtag ja auch schon früher Anträge für “Exenverbote” immer abgelehnt hat. Zuletzt im Dez 2022.

Nanu
7 Tage zuvor

Wie wäre es, wenn es umgekehrt ausgegangen wäre? Hätten dann die Befürworter unangekündigter Tests auch gesagt: “Für uns hat sich gar nichts erledigt!” und was hätten die jetzt unterlegenen Gegner der Exen dann dazu gesagt? Aber ihr müsst…?

Kartoffelbrei
6 Tage zuvor
Antwortet  Nanu

Das kennen wir doch aus der großen Politik. Wenn ein Parteitagsbeschluss den Chefs nicht passt, dann steigen sie selbst nochmal in den Ring, drohen mit Rücktritt und lassen noch einmal abstimmen.

Seltsamerweise lassen nur die Chefs so lange abstimmen, bis das Ergebnis gefällt; die einfachen Mitglieder können nicht einfach eine Abstimmung wiederholen lassen, bis ihnen das Ergebnis gefällt. Die sollen demokratische Abstimmungsergebnisse gefälligst respektieren.

GriasDi
6 Tage zuvor

Auch angesagte Teste führen zu Stress. Bei ca. 10 Fächern und jedes Fach schreibt pro Halbjahr eine angekündigte Ex, dann sind dies schon 20 Exen pro Schuljahr. Dazu noch die Schulaufgaben, das sind dann in einer 6ten Klasse auch noch ca. 16. Das sind schon 36 angekündigte Leistungsnachweise, also im Schnitt 1 pro Woche.
Auch das führt zu Stress. Manchmal wäre es besser, man wüsste nicht, dass eine kommt.

Katinka
5 Tage zuvor
Antwortet  GriasDi

Exen sind ja auch keine Pflicht, sondern eine von mehreren Möglichkeiten. Manche Lehrer schreiben gar keine oder nur 1 pro Halbjahr (oft bei nur 2-stündigen Fächern) oder “mischen” (angekündigt oder nicht angekündigt) oder fragen den Stoff mündlich ab. Mein Sohn hat die 6. Klasse jetzt hinter sich und hat sich nicht grad tot gemacht mit dem Lernen trotz der von Ihnen aufgezählten Leistungsnachweise. 20 Exen hat er garantiert nicht geschrieben, eher 10-12. Ja, wenn zwei Schulaufgaben in der kommenden Woche anstehen, muss er mal ein paar Stunden Matheaufgaben rechnen und Vokabeln / Grammatik wiederholen. Ansonsten hab ich ihm beigebracht, sich für jeden Schultag den Stoff nochmal mehr oder weniger intensiv anzuschauen (je nachdem wie viel es ist oder wie komplex er ist), dass er vorbereitet ist. Bis auf seltene Ausnahmen (was dann auch keine Katastrophe ist) funktioniert das gut und er hat kein Problem mit Exen oder mündlichen Abfragen. Und es hält ihn an, sich zu Hause nochmal mit dem Stoff zu beschäftigen.

S.B.
3 Tage zuvor
Antwortet  GriasDi

Bitte den Begriff Stress nicht überstrapazieren.

Katinka
5 Tage zuvor

“solange Kinder mit Bauchschmerzen weiterhin zur Schule gehen, nicht, solange meine Mitschüler*innen nachts nicht schlafen können, weil sie Angst vor dem nächsten Schultag haben”

Das Problem ist meiner Erfahrung nach dabei nicht, ob ein Leistungsnachweis angekündigt wurde oder nicht, die Probleme der Schülerinnen und Schüler liegen viel tiefer: Überforderung am Gymnasium (bei stellenweise bis zu einer Übertrittsquote von 90%) bzw. falsche Schulart, Ablenkung durch viele Stunden Medienkonsum tagtäglich, nicht mehr in der Lage sein, sich vertieft mit einem Thema zu befassen, alles nur oberflächlich “schnell mal durchlesen”, nicht mehr lernen können, sich nicht mehr durchbeißen wollen, keine Motivation (grundsätzlich in allen Fächern! Nicht nur, die, die man nicht so mag, was ja noch irgendwie nachvollziehbar wäre). Bei uns gibt es beides – angekündigte und nicht angekündigte kleine Leistungsnachweise. Die fallen ähnlich schlecht oder gut aus, je nachdem wie leistungsstark die Klasse ist.