Entfremdung: Schulen verschließen sich zunehmend der Bildungsforschung

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BAMBERG. Immer weniger Schulen lassen Forschende in ihre Klassenzimmer. Was früher selbstverständlich war – dass Wissenschaftler:innen Datenerhebungen an Schulen durchführen dürfen –, wird heute zunehmend zur Ausnahme. Eine Initiative soll gegensteuern. 

Das Bild von Wissenschaft hat unter Lehrkräften gelitten. Illustration: Shutterstock

Lehrkräftemangel, Überlastung und ein wachsendes Misstrauen gegenüber „externer Forschung“ haben die Bereitschaft, an Studien teilzunehmen, deutlich sinken lassen. Die Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF) zieht nun Konsequenzen: Sie legt erstmals ein umfassendes Positionspapier vor, das konkrete Leitlinien formuliert, um die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Schule zu verbessern. Maßgeblich beteiligt war das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) in Bamberg.

„Viele Schulen sind grundsätzlich offen für Forschung – aber nur, wenn klar ist, worum es geht und welchen konkreten Nutzen sie davon haben“, erklärt Dr. Jutta von Maurice, Leiterin des Zentrums für Studienmanagement am LIfBi und Vorsitzende der GEBF-Arbeitsgruppe, die das Papier erarbeitet hat. „Wenn wir Schulen zur Teilnahme an Studien einladen, dürfen wir nicht nur Daten abholen. Es ist unsere Verantwortung, unsere Forschung auf Augenhöhe zu vermitteln.“ Die Expertise der Schulen könne die Forschung nur bereichern, betont sie.

Tatsächlich zeigt die im Positionspapier dokumentierte Umfrage unter 257 Mitgliedern der GEBF ein deutliches Bild: 95 Prozent der befragten Bildungsforscher:innen empfinden den Zugang zu Schulen derzeit als „schwer“ oder „sehr schwer“. Zwei Drittel berichten, dass die Genehmigungsverfahren in den vergangenen Jahren noch komplizierter geworden seien. Fast ebenso viele haben erlebt, dass Schulen Erhebungen vor allem mit dem Hinweis auf zeitliche Überlastung oder fehlenden Mehrwert ablehnen.

Belastete Schulen und unklare Nutzenversprechen

Die GEBF befragte auch Mitarbeitende aus dem bundesweiten Programm „Schule macht stark“ (SchuMaS), die regelmäßig mit Schulen in sozial herausfordernden Lagen zusammenarbeiten. Deren Rückmeldungen zeichnen ein ähnliches Bild: Viele Schulleitungen sähen wissenschaftliche Projekte als „weitere Zusatzbelastung“, so das Papier. Oft bleibe unklar, wozu eine Erhebung diene und was sie der eigenen Schule bringe. „Die Sinnhaftigkeit der Teilnahme ist für schulische Akteurinnen und Akteure häufig nicht ersichtlich“, heißt es wörtlich. Hinzu komme eine Flut von Anfragen, gerade in der Nähe von Universitäten, sowie „wissenschaftlich überfrachtete Mails und Projektbeschreibungen“, die den Überblick erschwerten.

Ein weiteres Problem: Selbst wenn Schulen Ergebnisse aus Studien zurückgemeldet bekämen, fehle oft die Unterstützung, diese Daten in den Schulentwicklungsprozess einzubinden. So bleibe der Nutzen theoretisch.

Drei Leitlinien für mehr Vertrauen und Effizienz

Das neue GEBF-Positionspapier mit dem Titel „Den Zugang zu Schulen und Daten aus Schulerhebungen für die Empirische Bildungsforschung verbessern“ schlägt daher drei Leitlinien vor – eine Art Selbstverpflichtung der Bildungsforschung für einen neuen Umgang mit Schulen.

Schulen als gleichberechtigte Partnerinnen im Forschungsprozess verstehen. Forschende sollen künftig stärker auf Augenhöhe mit Schulen kooperieren, klare Rückmeldungen geben und transparent kommunizieren, was mit den erhobenen Daten geschieht. Studien sollten so gestaltet werden, dass sie sich in den Schulalltag einfügen und den Lehrkräften eine erkennbare Nützlichkeit bieten. Besonders betont wird der wechselseitige Nutzen: Forschung müsse der Praxis etwas zurückgeben – etwa durch verständliche Ergebnisrückmeldungen, Fortbildungsimpulse oder Beteiligung an Forschungsfragen.

Nutzung vorhandener Daten ausbauen. Weil jede neue Studie die Schulen zusätzlich belastet, fordert die GEBF, stärker auf Sekundärdaten zurückzugreifen. Viele Datensätze – etwa aus NEPS, PISA oder anderen Bildungsstudien – stünden für Nachnutzungen bereit. Besonders bei studentischen Abschlussarbeiten solle künftig auf neue schulische Erhebungen möglichst verzichtet werden. Stattdessen sollten Studierende lernen, mit bestehenden Forschungsdaten zu arbeiten.

Genehmigungsverfahren professioneller gestalten. Schließlich mahnt das Papier an, dass sich Forschungsstellen besser auf die bürokratischen Abläufe in den Kultusministerien einstellen müssen. Oft scheitere Forschung an uneinheitlichen Vorgaben, zu engen Fristen oder unklaren Datenschutzregelungen. Die GEBF ruft zu einem engeren Austausch zwischen Wissenschaft, Datenschutzbeauftragten und Behörden auf, um praxisnahe und rechtssichere Lösungen zu entwickeln.

Ein Appell an beide Seiten

Im Fazit fordert die GEBF einen „Paradigmenwechsel in der Haltung von Forschenden gegenüber Schulen“. Es brauche gegenseitiges Vertrauen, Transparenz und Wertschätzung. Forschung könne Schulen nur dann helfen, wenn diese sich nicht als „Versuchsfelder“, sondern als gleichberechtigte Partnerinnen sehen. Zugleich sei auch die Politik gefordert, den Zugang zu Bildungsdaten zu erleichtern – etwa durch ein nationales Bildungsverlaufsregister, wie es der Rat für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften vorgeschlagen hat.

Das Papier versteht sich ausdrücklich als Selbstverpflichtung der empirischen Bildungsforschung und soll zugleich den Austausch mit anderen Fachgesellschaften befördern. Ziel ist eine nachhaltige Brücke zwischen Forschung und Schulpraxis – „um Bildung gemeinsam zu verbessern“, wie es in der Schlussformel heißt. News4teachers 

Hier lässt sich das vollständige Positionspapier herunterladen. 

Forschungsfeindlichkeit: Wenn die Wut gegen Wissenschaftler sich im Netz Bahn bricht

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Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor

Wisst Ihr was? NIEMAND AN MEINER SCHULE HAT ZEIT!!

Wie die Arbeitszeitstudio ja so fein herausgefunden hat, arbeiten wir am Limit, über den Soll, bis an die Schmerzgrenze.

Und jetzt kommt Ihr und möchtet gerne Einblick haben, ja eine Zusammenarbeit, gerne auch noch im Vorfeld eine Fobi oder ein ellenlanger Fragebogen, währenddessen eine enge Begleitung, wo Ihr an die Schule kommt und gerne dafür Zeit eingeräumt haben möchtet. Und zum Abschluss gibt es noch eine Fobi mit einer Willenserklärung, dass was Ihr herausgefunden habt, umzusetzen ist und dann hübsch zu evaluieren. Ja, und wenn Ihr Kinder beobachtet habt, musste ja vorher von jedem Kind (Eltern) die Einverstöndniserklärung eingeholt werden und mindestens ein Elternabend besser mehrere wären auch schick.

Gerne könnt Ihr forschen, aber dann – genau auf Augenhöhe. Da heißt, die ganzen Vorbereitungen, die Durchführung und auch die Evaluation macht Ihr……nicht wir. Wir stellen in einem angemessenen Umfang Unterrichtszeit zur Verfügung…..das war’s dann aber auch……

447
1 Monat zuvor

Based +1

Rainer Zufall
1 Monat zuvor

“Wisst Ihr was? NIEMAND AN MEINER SCHULE HAT ZEIT!!”
Schade, aber das Gute ist ja, dass Sie trotzdem von besser vermittelten Erkenntnissen profitieren können 🙂

Hans Malz
1 Monat zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Genau, wie wenn Herr Zufalls als schlauer Berater in die Schulen geht und den Kollegen dort die Weit erklärt?

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  Hans Malz

Oh bitte, wir möchten verschont werden….bitte….!

Hysterican
1 Monat zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Du bist so …….. – Ach ich lass es einfach – es hilft eh nix!

Küstenfuchs
1 Monat zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Ihre Aussage ist jetzt sehr naiv.

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Hahahaha, lustig! Wir sind eine sehr innovative Schule…..und schätzen good practice …..aber nicht theoretischen Kram…..wir sind auch nicht ideologisch unterwegs, sondern wirklich Praktiker….was nicht funzt, kommt weg…..

Kleopas
1 Monat zuvor

Bedarf das alles nicht auch einer Genehmigung durch die Schulbehörden, etwa das Schulministerium? Warum zum Beispiel gibt’s keine großen Tests an Abiturienten (natürlich in angemessenem Abstand vor dem Abitur)? Weil die KMK keine haben will? Warum will sie vielleicht keine haben?
Ein kompetenzorientiertes Aufsatzthema könnte sein:
“Überlegen Sie, was die KMK an bundesweiten Tests (nach Art der IQB-Tests) von Abiturienten stören könnte.”

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  Kleopas

Kleinere Studien bedürfen keiner Genehmigung. Wenn es um wirkliche Schulversuche geht, dann natürlich schon.

potschemutschka
1 Monat zuvor

Also bei dieser Einstellung des Bodenpersonals kann die Bildungswisenschaft ja nichts zur Verbesserung des Bildungsniveaus erreichen.. Also liebe Lehrer, bitte mehr Unterstützung für die Theoretiker, die wollen doch nur das Beste und wissen, wie es geht. (Ironie, Sarkasmus oder doch schon Zynismus?)

Freiya
1 Monat zuvor
Antwortet  potschemutschka

Berechtiger Zynismus!

Hans Malz
1 Monat zuvor

Aber aber, so genau wollen die das an der Uni dann doch auch nicht wissen.

Ihr Vorschlag ist schon der richtige Weg, aber dann artet das ja in richtige Arbeit aus. Die erledigt doch sonst das Fußvolk. Außerdem würde es ja den Blick durch die Bildungswissenschaflterbrille ordentlich trüben, wenn man die Praxis sehen muss. Wir Lehrer sind nun mal nicht auf Augenhöhe (auch wenn wir eine universitäre Ausbildung haben). Ohne Dr. ist man in diesen Kreisen nichts wert.

Wenn wenigstens der praktische Nutzen der Anfragen klar wäre. Da sich aber niemand mit der Wirklichkeite beschäftigt, sehe ich da ziemlich schwarz.

Eddi
1 Monat zuvor
Antwortet  Hans Malz

Das mit dem Dr. sehe ich ein wenig anders. Die meisten Anfragen kommen von Studierenden oder Promotionsstudenten. Die richtig hohen Tiere an den Universitäten lassen die Studenten doch gerne für sich arbeiten. Gleiches versuchen diese dann mit den Lehrern.

Im Schulsystem bringt dir der Dr. auch gar nichts, außer dass der ein oder andere Kollege mit einem Dr. nicht verbeamtet wurde, und deutlich weniger verdient.
Und über den Dr. im medizinischen Bereich muss man sich vermutlich auch nicht unterhalten, der ist ja so schnell zu bekommen, wie sonst kaum eine andere Promotion, mit teilweise fragwürdigen Promotionsarbeiten, z.B. über Unfälle an männlichen Geschlechsteilen bei manchen Staubsaugertypen.

Also für mich hat ein Dr. seit dem ich aus der Uni raus bin, keinerlei Bedeutung mehr, und das mit Ansehen hält sich auch stark in Grenzen.

potschemutschka
1 Monat zuvor
Antwortet  Eddi

Hmmm, das mit dem Dr.-Titel bei Medizinern wurde mir mal so erklärt: “Steht da auf dem Schildchen “Dr. med.” oder etwas anderes medizinisches hinter dem Dr., dann okay. Steht da aber nur “Dr.” ohne solche Ergänzung, kann die Doktorarbeit auch in Philosophie, Politik, Genderwissenschaft oder … geschrieben worden sein.”

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  Eddi

Ja, aber die wirkliche Studien kommen schon von den Profs der Unis (die anderen sind meist Umfragen von Masterstudenten)…..die haben natürlich ihre studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräfte und Doktoranden, die zuarbeiten…..
Aber diese laden gerne die Arbeit in den Schulen ab und holen sich anschließend dann die Ergebnisse….

Und doch, eine GS-Lehrerin, die eine Doktortitel hat (was wirklich selten ist) hat schon einen anderen Status….doch doch….

Hysterican
1 Monat zuvor

Touche’!

Love your post!!

dickebank
1 Monat zuvor
Antwortet  Hysterican

Mehrsprachig, wow:)

Eddi
1 Monat zuvor

Genauso sieht es aus. Die Forschenden fordern immer mehr. Da müssen dann regelmäßig Fragebögen ausgefüllt oder Elterngespräche geführt werden. Gerne müssen auch vorher noch Elternbriefe mit Rückschein ausgegeben und eingesammelt werden. Ein Ergebnis habe ich noch nie bekommen! Tatsächlich funktioniert das oft eher als Einbahnstraße, die Schulen und die Schüler geben und die Forschenden brauchen die Ergebnisse oft nur für ihre Abschlussarbeiten.

Ich unterstütze die Forderung hier: Wenn man Forschung betreibt, dann muss man diese auch selbst durchführen, das haben wir übrigens während dem Studium auch gemacht, dann mussten wir halt in die Schulen fahren und die Dinge selbst durchführen und nicht andersherum.

Aus irgendeinem Grund werden Lehrer auch gerne als Leistungserbringer für sämtliche Leistungen gesehen, die man sich nur erdenken kann. Es ist aber nicht meine Aufgabe die Arbeit für die Abschlussarbeiten von Studenten, Promovierenden und sonstigem forschenden Personal zu übernehmen.

Realist
1 Monat zuvor
Antwortet  Eddi

Wenn man Forschung betreibt, dann muss man diese auch selbst durchführen, das haben wir übrigens während dem Studium auch gemacht, dann mussten wir halt in die Schulen fahren und die Dinge selbst durchführen und nicht andersherum.”

Aber, aber. Gönnen Sie den jungen Forschenden nicht das Homeoffice? Immerhin dient das Studium auch als Berufsvorbereitung. Wer will denn heute noch an die “Front” (egal ob Klassenzimmer oder Ostgrenze…)

Freiya
1 Monat zuvor
Antwortet  Eddi

…und nicht nur dies! Die “Forschung” kappt auch gern mal die Zusammenarbeit mit Schule, wenn sie die Gefahr sieht, dass die böse Realität ihre Studierenden in die geisteswissenschaftliche Bredouille bringen könnte – bzw die im real erlebten Schulalltag die “Ergebnisse” der “Forschung” kontrakarieren könnten! So geschehen mit einer von Schulseite im Westerwald höchst willkommenen Kooperation mit der Sportfachschaft der Uni Koblenz! Begründung der Dozentin: “Man wolle die Studierenden nicht verunsichern!” Ahja!

N. Hoffmann
1 Monat zuvor

Es ist doch so, dass die Probleme allseits bekannt sind. Was soll da noch geforscht werden? Erst einmal die Probleme angehen, in dem von Grund auf neu gestaltet wird, mehr Personal in die Schulen, Gebäude sanieren, dauerhaft gute Ausstattung und gegen renitente Eltern und Schüler klare Regeln und Gesetze schaffen. Danach kann dann gerne ein “Forscher” mal empirisch schauen, ob sich was verändert hat. Vorher braucht die kein Mensch in der Schule.

Canishine
1 Monat zuvor
Antwortet  N. Hoffmann

„Was soll da noch geforscht werden?“
Gute Frage. Ich habe in den drei letzten Radio-Interviews von Bildungsforschern jedesmal den Satz gehört: „Wir wissen eigentlich, was guten Unterricht ausmacht.“

Hans Malz
1 Monat zuvor
Antwortet  N. Hoffmann

Vielleicht sollte mal geforscht werden, wie man die bekannten Probleme mit den vorhandenen Ressourcen zumindest abmildern kann. Aber das wäre wahrscheinlich zu langweilig…

Realist
1 Monat zuvor

Was einem als in einer Schule tätigen Praktiker auch auffällt:

Die Anzahl der “Forschungsprojekte”, “Wettbewerbe” und “außerschulischer Lernorte” ist in den letzten 10-15 Jahren explodiert.

Geld für SOLCHE DINGE scheint also quasi unbegrenzt vorhanden zu sein.

Geld für die Verbesserung der Bedingungen IN DEN SCHULEN scheint dagegen Mangelware zu sein (Ausnahme: “Leuchtturmprojekte” wie hier bei N4T ab und zu nachzulesen).

Als Lehrkraft, die täglich Unterricht in Präsenz stemmen muss, inkl. des bekannten “Rattenschwanzes”, der da dran hängt, habe ich tatsächlich keine Zeit für all diese “wunderbaren Dinge”, die von außen an die Schulen in steigender Anzahl herangetragen werden. “Wunderbar”, weil ich mich wundere, was von den Schulen mittlerweile noch alles so erwartet wird…

Die Balkon
1 Monat zuvor

Ich dachte schon, es gäbe dieses Jahr gar keine guten Nachrichten.

Christoph
1 Monat zuvor

” … aber nur, wenn klar ist, worum es geht und welchen konkreten Nutzen sie davon haben“”

Diese Forderung der Schulen ist mit der Wissenschaft unvereinbar. In der empirischen Forschung soll das Forschungsobjekt eben nicht in den Forschungsprozess involviert sein oder darüber Kenntnis haben.

Lera
1 Monat zuvor
Antwortet  Christoph

… und ganz subjektiv würde ich sagen, dass ich mich selbst gar nicht als OBJEKT betrachte…

… und so auch nicht betrachtet werden will.

So eine Selbsteinschätzung ist übrigens ne valide Datenquelle, wie ich heute im Artikel über die GIGANTISCHE Digitalkompetenz der Jugend gelernt habe.

Um es mit einem abgewandelten Sprichwort zu sagen:

Wer forschen will, muss freundlich SEIN.

(nicht: einen auf den ersten Blick freundlich wirkenden Brief schicken)

Hysterican
1 Monat zuvor
Antwortet  Lera

… bei mir reicht i diesen plumpen Fällen das freundlich sein nicht mehr aus … das Original-Kölsche-Zitat “wer poppe will muss fründlisch sin” führt auch nicht dazu, dass ich jeden Abend aus dem Kölner Brauhaus “Früh” stolpere und jemanden für nen OneNightStand abschleppen kann – nur weil ich mal wieder so war wie ich bin – nämlich ein überaus charmanter und freundlich-zugewandter Mensch.

sepp
1 Monat zuvor
Antwortet  Christoph

In der empirischen Forschung soll das Forschungsobjekt eben nicht in den Forschungsprozess involviert sein oder darüber Kenntnis haben.

Das ist ja spannend:
Wenn ich bspw. an einer klinischen Studie für ein neues Medikament teilnehme, weiß ich gar nicht, ob es wirklich meinen erhöhten Blutdruck senken soll oder doch ein orales Kontrazeptivum für die Frau ist? – Dann würde ich an der Studie doch lieber nicht teilnehmen!

In zwei Wochen fahre ich mit meinen Oberstufen-Schülern an die Uni für eine neue Schülerlaboreinheit zu Modernen Entwicklungen in der Elektrochemie und wir werden dazu befragt.
Aber jetzt wo Sie es sagen: Vielleicht werden wir in Wirklichkeit gar nicht an der Uni sein, es wird nicht um Elektrochemie gehen und vielleicht experimentieren wir auch nicht…

MarcWieAuchImmer
1 Monat zuvor
Antwortet  Christoph

Na, dann soll due Forschung sich gehackt legen

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Christoph

Tja, zu blöd aber auch, wenn das “unvereinbar” ist – dann “wissenschaftet” halt woanders, wo igr willkommen seid. (Oder “seit”? Darauf eine Studie…)

Thomas Höhmann
1 Monat zuvor

Wenn die Forschung keine Daten kriegt, dann fehlt der Lehrerausbildung die Grundlage dafür – dass sie überhaupt existiert! Wenn sich die Forschung über ihre künftige Tätigkeit nur auf die ollen Kamellen stützen kann, die erhoben wurden, als die Schule noch offen war und Zeit hatte, was soll man denn dann den Lehramtsstudenten heute beibringen?

Lera
1 Monat zuvor
Antwortet  Thomas Höhmann

… weil die Pädagogik ja bekanntlich sehr, sehr evidenzbasiert ist.

LUL.

Aber auch putzig, dass es tatsächlich noch Menschen gibt, die daran glauben.

Hat vielleicht mal eine Autorität in ein Paper geschrieben.

Wird daher wohl stimmen.

Unverzagt
1 Monat zuvor
Antwortet  Lera

Ihren Beiträgen nach könnten Sie ein typischer Quereinsteiger sein .

Lera
1 Monat zuvor
Antwortet  Unverzagt

Möööp.

Leider nein, ich habe ganz klassisch zwei Staatsexamen gemacht und kenne den Forschungsbetrieb auch von innen.

Seien Sie versichert: vom Goldstandard „evidenzbasiert“ ist die Pädagogik weit entfernt – und das ist nicht mal mein Vorwurf.

Der Vorwurf ist vielmehr, dass man sich überhaupt darauf einlässt, so zu tun, als ob der Gegenstand der Pädagogik – nämlich die pädagogische Situation – einer standardisierten Erfassung zugänglich wäre.

Das ist nicht der Fall und somit lässt sich die Pädagogik leider ohne Not von den Schmarotzer-Disziplinen Psychologie und Soziologie in die Loser-Ecke stellen.

Dieses Trauerspiel können Sie auf jeder DGfE-Konferenz beobachten.

unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  Lera

Immerhin wähnen Sie selbst sich als ein Insider .
Angesichts Ihrer Ausdruckswahl nähren sich bei mir leider weitere Zweifel.

Lera
1 Monat zuvor
Antwortet  unverzagte

Damit werde ich wohl – irgendwie -leben müssen 😉

unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  Lera

Sie werden hoffentlich nicht nur, sondern tun es bereits – irgendwie .

dickebank
1 Monat zuvor
Antwortet  Lera

Gibt auch Quereinsteiger mit zwei Staatsexamen. Das amtliche Unterscheidungskriterium ist die “Grundständigkeit”.
Sie sind grundständige Lehrkraft, die Quereinsteigenden nicht.

Bla
1 Monat zuvor
Antwortet  dickebank

Kommt wohl auf das Bundesland an?
Sie können natürlich mit einem “fremden 2. StEx” (Jura bspw.) Quereinsteiger sein.

Ansonsten ist es hier:
– Seiteneinsteiger -> Anderer Beruf ohne 2. StEx LA (gleiche Schulform)
– geht nicht in das Referendariat

– Quereinsteiger -> Anderer Beruf ohne 2. StEx LA (gleiche Schulform) – geht in das Referendariat

Natürlich können Sie auch das 2. StEx Gym/RS/MS haben und in das 2. StEx GS/FöS als Quereinsteiger gehen.

Ich liebe es mit unserer Einheitlichkeit.

dickebank
1 Monat zuvor
Antwortet  Bla

Nicht in NRW, Seiteneinsteiger durchlaufen die OBAS, die mit der zweiten Staatsprüfung endet und sind mit bestandener Prüfung den “grundständigen” Lehrkräften gleichgestellt.

Mein 2. StEx mit der Befähigung zum höheren Staatsdienst in einem “fremden” Fach hat bei der Anerkennung meines Studienabschlusses für Lehramt im Jahre 2003 übrigens keine Rolle gespielt.

Witzig war, für die anerkennung meiner Studienleistungen, wollte die Bez.-Reg die Einzelnoten mit der ersten Dezimalstelle nachgewiesen haben. Das hatte die Prüfungsordnung meiner Uni aber nicht vorgesehen, da gab es nur “glatte” Noten. Folglich hat mir das Prüfungsamt die Noten dann auf Nachfrage mit der geforderten Dezimalstelle neu bescheinigt. So wurde eben aus einer “2” eine “2,0”:)

unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  dickebank

Gibt vermutlich sogar Quereinsteigende mit mehr als zwei Examen.
Sind amtssprachlich evtl. andersgrundständige Lehrkräftige.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Lera

Based +1

Gummibärchen
1 Monat zuvor
Antwortet  Thomas Höhmann

Yoga, Achtsamkeit, Durchhaltevermögen und Selbstfürsorge.

Und das meine ich ernst!

Hysterican
1 Monat zuvor
Antwortet  Gummibärchen

Jepp, ohne diese grundständigen Basisfähigkeiten und -fertigkeiten geht man mittlerweile in diesem Job unter wie ein Ziegelstein in einem Ententümpel.

Birgit Möller
1 Monat zuvor

Erstens werden Schulen bereits oft evaluiert, mit all dem Aufwand und der Zeit, die man als Schulleitung extra erübrigen muss. Zweitens sind Forschende von der Uni entweder Studenten oder Professoren. Beide haben meist wenig Ahnung von der Praxis. Warum sollte man den Untersuchungsergebnissen großen Wert beimessen? In nur wenigen Fällen handelt es sich um umfassende Projekte, sondern um kurze Beobachtungen oder Befragungen. Selbst Hattie sieht inzwischen seine Studienergebnisse kritisch. (sehr interessanter podcast mit Blume) Ich habe selbst geforscht und stehe allen Anfragen sehr offen gegenüber, aber in den seltensten Fällen, kann ich einen Nutzen sehen für uns als Schule oder das System. Drittens rütteln Ergebnisse an der eigen Art zu unterrichten und da sind nur sehr wenige Kollegen bereit, sich und ihr Handeln zu hinterfragen. Schulleitungen haben es dann einfacher, keine Forschung zuzulassen.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Birgit Möller

Ich persönlich ignoriere 95% dieser “””wissenschaftlichen””” Erkenntnisse aus einem einfachen Grund: Sie sind meistens interessengeleiteter Quatsch.

Würde die Bildungs”wissenschaft” Dinge erforschen oder herausfinden, die mir irgendwie das Leben leichter machen oder konkreten Nutzen hätten wäre das natürlich nicht so.

Also ja, natürlich hinterfrage ich in Wirklichkeit mein Handeln null (bzw. meistens “null”, es gibt Ausnahmen).
Das liegt aber nicht daran, dass ich mir den Schnurrbart zwirbel und denke: “Yarr, ich bin so böööse, ich werde nun böswillig diese wissenschaftliche Wahrheit ignorieren!”

Sondern daran, dass die Realität der beste Druckmesser ist.
Mein bestehendes Handeln ist daher auf die REALE Situation ****ohnehin**** optimiert.

Informationen, die sich nicht auf die reale Situation beziehen (Ressourcenlage, Schulrecht) sind daher NICHT NUR nutzlos, sie sind sogar potentiell schädlich für mich.

Als ob irgendwer nützliche Erkenntnisse/Informationen zum eigenen Schaden absichtlich ignorieren würde, einfach “weil Baum”…lulz!

Utopia
1 Monat zuvor

Ich selbst bin natürlich pro Forschung. Jeder Lehrer hat ja mindestens seinen Masterabschluss in der Tasche und durfte mit seinen beiden Abschlussarbeiten in die Forschung reinschnuppern.

Ich kann aber absolut nachvollziehen, wenn Schule keinen Bock mehr hat, Forschung zu unterstützen, wenn geforscht wird um des Forschens Willen und Erkenntnisse nicht genutzt werden, um Schule zu verbessern.

Bzw. Erkenntnisse dem eigenen Vorteil nach umgedeutet werden. Aus, “die Klassengröße hat eine geringere Auswirkung auf den Lernerfolg”, wird “liebe Gymnasien, nehmt doch bitte bis zu 31 Kinder pro Klasse auf, die Schulplätze sind grad knapp. Studien zeigen, das macht nichts.” Der Nachtrag, dass, zwischen 25 und 30 durchaus ein bedeutender Unterschied besteht, weil es sich negativ auf die Disziplin und die Kapazitäten der Lehrkräfte auswirkt, wird dann nicht mehr wahrgenommen.

Oder wenn von der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission zur Eindämmung des Lehrkräftemangels so tolle Dinge wie weniger Teilzeit, höhere Unterrichtsverpflichtung, ein späterer Eintritt in den Ruhestand und Achtsamkeitsübungen für die mentale Gesundheit (ist natürlich eine gute Sache, jedoch lächerlich im Vergleich zum Zustand, in dem sich manche Lehrkräfte aufgrund des kaputten Systems befinden) gefordert werden. Das sind, soweit ich das gesehen habe, alles Menschen mit einem Professorentitel, die Institute leiten oder irgendwo einen Vorsitz in irgendeiner Gesellschaft inne haben. Ich kann nicht beurteilen, inwiefern diese Leute schon einmal ernsthaft für einen längeren Zeitraum Klassen unterrichtet haben und wirkliche Erfahrung im Schuldienst besitzen. An meiner Uni waren das meist Leute, die sich nicht fürs Ref qualifiziert haben und dann an die Uni zurückgekehrt sind, um Bildungsforschung zu betreiben und zukünftigen Lehrkräften theoretisch beizubringen, wie Unterrichten funktioniert.

Aber ich schweife ab.

In diesem Fall wurde “die Forschung” durch die SWK repräsentiert, die den Schulen ordentlich reinge******en hat. Sorry, aber wundert euch echt nicht, wenn die Schulen keinen Bock haben, euch in eurer “Forschung” zu unterstützen, wen sie keine Unterstützung von euch erfahren.

sepp
1 Monat zuvor
Antwortet  Utopia

Bzw. Erkenntnisse dem eigenen Vorteil nach umgedeutet werden. Aus, “die Klassengröße hat eine geringere Auswirkung auf den Lernerfolg”, wird “liebe Gymnasien, nehmt doch bitte bis zu 31 Kinder pro Klasse auf, die Schulplätze sind grad knapp. Studien zeigen, das macht nichts.” Der Nachtrag, dass, zwischen 25 und 30 durchaus ein bedeutender Unterschied besteht, weil es sich negativ auf die Disziplin und die Kapazitäten der Lehrkräfte auswirkt, wird dann nicht mehr wahrgenommen.

Das Problem ist dabei weniger die Forschung an sich. Hattie hat selbst dazu Stellung bezogen, dass seine Aussage völlig fehlinterpretiert wurde und es natürlich eine Unterschied macht, ob man 15 oder 30 Schüler in einem Kurs hat.

Lera
1 Monat zuvor

Keiner hat Bock auf die 2346788433. Studie zum Thema

„Warum multiprofessionelle Teams die Lösung aller Probleme sind“.

Es ist sowas von offensichtlich, dass die Mehrzahl der Studien reiner Selbstzweck sind und gar nicht den Anspruch haben, irgendwie der Praxis zu DIENEN.

Ganz im Gegenteil:

Bildungswissenschaftler liefern der Politik zuverlässig passende Pseudo-Befunde, um den Lehrern das Leben zur Hölle zu machen.

Die Verachtung und der Zynismus gegenüber denjenigen, die tatsächlich DIE ARBEIT MACHEN, über die ihr euch erhebt, ist mit Händen greifbar.

Und jetzt will keiner mit euch spielen? Wie kann das bloß sein?

Am besten macht ihr ne Studie dazu.

Wichtig ist dabei (wie immer):

Bloß nie mit normalen Lehrern von normalen Schulen reden, die einfach nur Lehrer sind. Am Ende erzählen die euch noch was.

Nee, nee, entweder schön die Massen online befragen oder Experteninterviews mit handverlesenen Karrieristen, die zuverlässig ihren Text aufsagen.

Aber das wisst ihr ja selbst.

Hysterican
1 Monat zuvor
Antwortet  Lera

In der Regel scheint es doch eh so zu sein, dass diese “Forschenden” in den Unis und den Instituten ihre Daseins- und damit Alimentationsberechtigung selber generieren und damit nicht der inhaltlichen Sinn für die Gesellschaft, das Bildungssystem, die Forschung, den Wissenschaftsstandort wichtig ist, sondern der individuelle Lebensunterhalt – basierend auf einer sinnfreien universitären Karriere finanziert werden muss.
Man schafft sich ein Arbeits- ubd Forschungsfeld, begründet die eigene Daseinsberechtigung über zwei drei Publikationen, die i d R. Nur in der eigenen fachlichen Bubble zur Kenntnis genommen word und schreibt dann regelmäßig – am besten orientiert an scheinbar aktuellen / virulenten Problemlagen orientierte Forschungs- und Förderanträge … kommt die Bewilligung, dann legt man los … natürlich darauf achtend, dass die echte Kernearbeit von den Deppen an der Basis geleistet wird .. man selber nur die Sahne abschöpfen und dann das Ganze durch einen bildungsideologischen Inhalts- und Bewertungsfilter laufen lässt. Das Ergebnis muss nicht zielführend zu brauchbaren Veränderungen führen – liegt die Umsetzung der “genialen Schlussfolgerungen und -Forderungen doch in den Händen der Deppen an der schulischen Basis, wobei man damit gleich sicherstellt, dass bei einer Nichtwirksamkeit / uppps – einem Scheitern des genialen Ansatzes gleich die Schuldigen mitgeliefert werden.
Das wiederum führt zu einer neuen virulenten Lage an der Bildungsfront – was dazu führt, dass ein neuer Antrag für eine neue Studie gestellt werden kann … ein sich-selbst-erhaltendes System, das gewissermaßen einen parasitären Charakter hat … läuft!

Realist
1 Monat zuvor
Antwortet  Hysterican

Ja, das ist eine gute Zusammenfassung, die den Kern der Sache trifft.

“Bildungsforschung” ist zunehmend dysfunktional geworden und hilft der “Basis” nicht mehr.

Was kann der “Frosch an der Basis” machen? Ignorieren und “Ablage P” (ist ja heutzutage nur noch ein Mausklick…)

sepp
1 Monat zuvor

Ich finde, der Titel impliziert mit “Entfremdung” eine gewisse Wissenschaftsfeindlichkeit, die ich so nicht sehen würde.

Viele Punkte wurden im Artikel und den Kommentaren schon genannt:
Lehrkräfte sind unterschiedlichsten Belastungen ausgesetzt, es gibt gefühlt immer mehr solcher Anfragen, wir kommen immmer weniger zum echten Unterrichten und die Leistungen der Schüler nehmen (gefühlt) immer weiter ab.

Wenn wir Anfragen zu Forschungsprojekten bekommen, bedeutet das doch meist auch Mehrarbeit: Von der Genehmigung höherer Stellen, über Elternbriefe & Rückläufer (denen wir hinterherrennen müssen), bis zum Umplanen des Unterrichts und ggf. Verschieben von Klassenarbeiten, teilweise Vorbereitung im Unterricht und anschließende Evaluation mit unseren Schülern. Natürlich sollte man dabei den Eindruck haben, dass die Projekte auch einen – möglichst direkten – Nutzen haben.

Mich nervt es bspw., die fünfte, schlechtgemachte Lehrkräftebefragung von Masterstudenten zu meiner Einstellung zu digitalen Medien zu bekommen, die man auch “ganz schnell in 30 min” bearbeiten könne.

Dagegen bieten einige Fachdidaktiken spannende MINT-Lehrerforbildungen zu neuen Themen und Einheiten an; man fährt hin und kommt mit tollen Ideen und Materialien für den eigenen Unterricht zurück. Gerne nehme ich dazu an verschiedenen Befragungen teil.

Wenn eine Uni bspw. eine neue Schülerlabor-Einheit zu einem modernen Thema ausprobieren will und es zeitlich passt, fahren wir gerne mit unseren Schülern hin. Natülich gibt es dazu Vorher- und Nachher-Befragungen, aber dann ist das doch eine Win-Win-Situation!

Wir hatten auch schon Kooperationen, bei denen wir zunächst die geplante Einheit mit den Doktoranden besprochen und Rückmeldungen gegeben haben, z.B. Hinweise auf fehlendes Hintergrundwissen unserer Schüler, wo wir Hilfen bräuchten, was für die Schüler schlüssiger wäre usw.
Dafür haben wir dann eine tolle, auf unsere Schüler zurechtgeschnittene Einheit bekommen, für die es gute Rückmeldungen der Schüler gegeben hat.

Was man nicht vergessen darf:
Die meisten Doktoranden in den Fachdidaktiken haben gerade mal ihr Studium und Ref fertig, wenn sie wieder an die Uni gehen. Natürlich haben sie weniger Erfahrungen mit Schülern als langjährige Lehrkräfte. Aber sie haben deutlich mehr Zeit und Ressorcen, um gute, moderne Unterrichtseinheiten zu erstellen und zu evaluieren. Insofern muss es da mehr gegenseitigen Austausch auf Augenhöhe geben.

Adele Horn
1 Monat zuvor
Antwortet  sepp

Als Mutter, die noch ein solches Elternschreiben erhalten hat: (Warum) müssen die Schulen das erstellen? Ist es nicht möglich, den Unis zu sagen: “Passt mal auf: Ihr schreibt selber die Briefe an die Eltern und stellt euch mit eurem Projekt und Ansinnen direkt vor. Wir verteilen den Kram zwar an die Schüler/Eltern, und wir geben euch auch irgendwann gesammelt die Einverständniserklärungen, die bis Datum XY eingetrudelt sind. Aber wir laufen dem Krempel nicht hinterher. Capisce?”

Vielleicht bin ich schon zu lange aus dem Unibetrieb raus, aber ich wäre damals im Leben nicht auf die Idee gekommen, die Angestellten der betroffenen Konzerne mit meinem Administrativkram zu behelligen, als ich meine Magisterarbeit geschrieben habe. Was zum …?

Realist
1 Monat zuvor
Antwortet  Adele Horn

Schule als Universaldienstleister für alles und jeden. Ist doch der Trend der letzten 20 Jahre. Schon vergessen?

MarcWieAuchImmer
1 Monat zuvor

Ehrlich gesagt kann ich dieser “Forschung” nichts abgewinnen. Da werden völlig weltfremde Konzepte vorgestellt, wo man merkt, das die Forscher Null Bodenhaftung haben. Weißt man sie drauf hin, wird man ignoriert, denn wie soll man das in den Statistiken für die Dissertation widerspiegeln? Es geht NICHT um die Verbesserung der Schule, sondern um den persönlichen Nutzen in Form eines Dr-Titels.
Ist aber nur mein Eindruck …

Hysterican
1 Monat zuvor
Antwortet  MarcWieAuchImmer

.. den ich teile! 😉

Herr Brahms
1 Monat zuvor

Die Bildungsforschung kann auch nicht gerade von sich behaupten, mehr für die Bildung zu tun – zumindest wenn man Pisa und co. glauben darf. Standardisierte Tests, von eben jenen Bildungsforschern, die nur noch zu Laborzwecken eine Schule betreten, sagen uns, dass es seit Jahrzehnten schlechter wird. Spricht man mit Ausbildern aus der Wirtschaft bestätigen diese. Also was haben uns reformierte Rahmenlehrpläne, Heterogenität, inklusive Schulen usw denn gebracht? Ich wünschte es wäre anders, aber: eine kontinuierliche Verschlechterung der Bildungsergebnisse, gepaart mit mehr Jugendlichen in psychiatrischer Behandlung als jemals zuvor.
Als Freund der Wissenschaft, aber eben auch als Praktiker in der Schule muss ich sagen, dass das keine allzu schlechte Nachricht ist, die ich hier im Artikel lese.

Hysterican
1 Monat zuvor

“Schulen als gleichberechtigte Partnerinnen im Forschungsprozess verstehen. ”

Jepp… der Bauer kommt morgens in den Stall und melkt die Kühe im Sinne der Milchwirtschaft und des eigenen Nutzens ab. So ist es doch in den vergangenen Jahren immer wieder und immer mehr seitens der Bildungsforschung und dem schulischen Alltag gewesen.
Ich alleine kann mich an mindestens 4 große Studien der regionalen Universität erinnern, an denen wir – mit zum Teil erheblichem Aufwand – teilgenommen habe.
Nach der Auswertung der Studie Ergebnisse (von deren Abschluss ich lediglich über enge Kontakte in die Forschungen Fakultäten erfahren habe) habe ich im Sinne des Kollegiums Anfragen zu den Ergebnissen gestellt.
Als Antwort wurde mir in allen Fällen 1. mitgeteilt, dass die Studie noch nicht abgeschlossen sei, 2. Die Teilergebnisse unserer Schule zur Verfügung gestellt werden könnten (losgelöst von der Gesamt-Forschungsfrage) und dann 3. die Ergebnisse einer vorläufigen Datenschutzauflage unterliegen würden, solange die Validität der Ergebnisse nicht geprüft sei.

VERÄNDERUNGEN für unsere Schule hat sich aus keiner Studienteilahme ergeben.

Ergo:
Anfragen – zumeist digital gestellt- wandern mittlerweile stumpf ungelesen im Papierkorb.

Das schlimmste, was dabei nämlich herauskommt ist, dass der teilnehmenden Schule mitgeteilt wird, dass sie – im Sinne der Erhebung – ausgesprochen Defizite arbeitet (nämlich an der Realität orientiert und nicht an irgendwelchen spinnerten ideologischen Ansätzen entlang – und d daher nun dringend einen Reformbedarf zu erfüllen habe .

Chance zur Rehabilitierung:
Nennt mir eine interessante, praxisorientierte Studie, die aus dem universitären Bereich maßgeblich die Arbeit vor Ort in den Schulen ohne gewaltige Anstrengungen und Selbstausbeutung verbessert hat.

FEUER FREI!!

Lera
1 Monat zuvor
Antwortet  Hysterican

Spannende Frage:

Welche
neuen,
praxisrelevanten Erkenntnisse der Bildungsforschung
haben in den letzten 20 Jahren
signifikant vielen Lehrern
ihre Arbeit signifikant erleichtert?

Da müsste es ja angesichts der Fülle an Studien (alleine zum Thema Multiprofessionalität gefühlt pro Woche 10) ohne Ende Beispiele geben, wenn der praktische Nutzen bei der Mehrzahl der Studien tatsächlich im Vordergrund stünde.

Ob hier wenigstens mal drei genannt werden?

I doubt it.

dickebank
1 Monat zuvor
Antwortet  Lera

Ich sach ma so, im Ergebnis entspricht das der Division eins durch unendlich, ist also eine Grenzwertbetrachtung.

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor
Antwortet  Hysterican

Auf die Schnelle fiele mir eine Studie zum Classroom Management ein.
https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/134039/T%C3%BCSE-03_Klasse%206b_12-02_Syring.pdf?sequence=1&isAllowed=y

Die Umsetzung würde u.U. Ihren Kriterien (ohne Selbstausbeutung und gewaltige Anstrengung) entsprechen….

Aber ja, die meisten Studien zu irgendwas im pädagogischen Bereich drehen sich gerade im Kreis (MPTs ja sinnvoll, aber wo genau sind sie zu haben), sind unrealistisch, zeichnen ein verzehrtes Bild der schulischen Realität, sind voller Wünsch dir was oder gar völlig abgehoben….

Küstenfuchs
1 Monat zuvor

Das Problem dieser ganzen “Forschung” ist, dass wir recht viele Professorinnen und Professoren im pädagogischen Bereich haben. Und jeder muss hin und wieder auch mal eine Veröffentlichung machen. Dazu kommen dann noch Masterarbeiten von Studenten.

Und dafür ist dann keine Idee zu blöd: Schreiben wir doch alle nach Gehör, lassen die Kinder selbst entscheiden, ob sie gerad Lust haben, Dinge zu lernen oder nicht, oder führen wir das Fach Glück ein.

Und wenn dann größere Untersuchungen an einer Schule gemacht werden sollen, werden von den Kollegen Überstunden erwartet. Wieso? Die Professoren soll ihren Job selbst machen, nicht auf andere abwälzen und bitteschön sinnvolle Forschung betreiben.

Friedemann Brock
1 Monat zuvor

Es ist doch eher so, dass die Untätigkeit der Politik zur Finanzierung von Schulbildung zu Verärgerung führt. Welchen Nutzen soll dann eine wissenschaftliche Erhebung haben wenn klar ist, dass Lehrermangel und Überlastung die Hauptgründe für die Misere sind?

Freiya
1 Monat zuvor

Völlig nachvollziehbar! Vergangene Bildungs”experten” haben für Lehrkräfte häufig nicht nachvollziehbare bzw. aus der täglichen Beobachtung schlicht falsche Postulate (“Die Starken ziehen die Schwachen mit!”) die einander sogar widersprachen, in den Raum gestellt (A: “Bildung benötigt Beziehung” gegen H: ” Es ist völlig irrelevant, wie groß eine Lerngruppe ist”!”) eine Sau wurde nach der anderen durchs Schuldorf getrieben, oft in entgegengesetzte Richtung! Deutschland erfindet Räder neu, die in den USA in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts schon für Spott und Häme sorgten… Dass Schulen da nicht mehr mitmachen wollen finde ich völlig nachvollziehbar

Fräulein Pumpernickel
1 Monat zuvor

Als Schulleiterin erhalte ich in einer Woche durchschnittlich 15-20 Anfragen zu Umfragen, die meine Kolleginnen durchführen sollen. In der Regel online zwischen 5-20 min.
Ich bin nicht bereit meine Lehrkräfte derart zu belasten, zudem wir in der Regel keine Auswertung erhalten – das erfrage ich bei interessanten Umfragen…

Fräulein Rottenmeier
1 Monat zuvor

So mache ich das auch…. 🙂
Anfänglich habe ich auf Anfragen auch noch geantwortet, jetzt fallen diese nur noch dem nervösen rechten Zeigefinger zum Opfer….