Unterrichtsausfall – GEW: “Die Realität an Schulen wird systematisch schöngerechnet”

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DÜSSELDORF. Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen rechnet den Unterrichtsausfall an den Schulen systematisch schön. Das wirft die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) NRW der Schulpolitik vor. Anlass ist die aktuelle Unterrichtsstatistik des Landes, nach der 93,8 Prozent des Unterrichts erteilt worden sein sollen.

Wie viel Unterricht fällt denn nun aus? (Symbolfoto.) Foto: Shutterstock

Diese Zahl sei jedoch irreführend, kritisiert die GEW-Landesvorsitzende Ayla Çelik. In die Statistik flössen zahlreiche Formen von Ersatz- und Notlösungen ein, die pädagogisch nicht mit regulärem Unterricht gleichzusetzen seien. „93,8 Prozent erteilter Unterricht klingt stabil. Aber diese Zahl ist irreführend. Vertretungsunterricht, fachfremde Einsätze, Zusammenlegungen, Distanzphasen und eigenverantwortlicher Unterricht werden als regulärer Unterricht gezählt – ungeachtet der pädagogischen Qualität und der Belastung für die Lehrkräfte. Das ist kein verlässlicher Indikator für gute Unterrichtsversorgung“, erklärt Çelik.

Nach Einschätzung der Gewerkschaft gelingt es der Landesregierung seit Jahren nicht, den Unterrichtsausfall nachhaltig zu senken. Stattdessen würden statistische Verfahren genutzt, um ein günstigeres Bild der Lage zu zeichnen. Nötig seien jedoch „endlich eine ehrliche, differenzierte Erhebung und wirksame Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel“, so Çelik. Die Schulen leisteten unter schwierigen Bedingungen Außerordentliches, ihre tatsächliche Arbeitsbelastung werde jedoch nicht realistisch abgebildet.

„Der Unterrichtsausfall fällt besonders Kindern aus armen Verhältnissen auf die Füße, denn er potenziert sich an Schulen in strukturschwachen Regionen“

Besonders problematisch sei die Situation in strukturschwachen Regionen. Dort treffe der Unterrichtsausfall vor allem Kinder aus armen Verhältnissen. „Der Unterrichtsausfall fällt besonders Kindern aus armen Verhältnissen auf die Füße, denn er potenziert sich an Schulen in strukturschwachen Regionen. Hier ist der Lehrkräftemangel am größten und hier nehmen wir den Kindern und Jugendlichen ihre Zukunftschancen, wenn wir diesen Missstand dulden“, warnt die GEW-Vorsitzende.

Dass das Schulministerium grundsätzlich auf Datentransparenz setze, begrüßt die Gewerkschaft ausdrücklich. Gleichzeitig fordert sie eine Statistik, die sichtbar macht, wie viel Unterricht tatsächlich fachgerecht erteilt wird, in welchem Umfang Lehrkräfte zusätzliche Vertretungsstunden übernehmen, wie häufig Unterricht pädagogisch reduziert stattfindet und wie stark das System die Schulen insgesamt belastet.

„Ohne solche Angaben bleibt die Statistik ein politisches Kommunikationsinstrument, aber kein realistisches Abbild des Unterrichtsgeschehens. Die Kolleg*innen in den Schulen verdienen eine Statistik, die ihre tatsächliche Realität und Überlastung abbildet und nicht eine rechnerisch geglättete Version davon“, so Çelik. News4teachers

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