BERLIN. Sie geben sich charmant, großzügig, liebevoll – und zerstören Leben: sogenannte Loverboys. Sie ködern junge Mädchen, oft Schülerinnen, mit Komplimenten und Versprechen einer großen Liebe – um sie dann in die Prostitution zu zwingen. Was lange als Randphänomen galt, betrifft nach Erkenntnissen von Polizei und Sozialorganisationen zunehmend Minderjährige. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) hat nun das Thema Prostitution mit scharfen Worten auf die politische Bühne gehoben.

Die „Loverboy“-Methode ist so perfide wie effektiv: Junge Männer suchen gezielt Kontakt zu Mädchen in schwierigen Lebensphasen – etwa bei familiären Problemen, nach einem Umzug oder in der Pubertät. Sie schenken Aufmerksamkeit, machen Geschenke, bauen Vertrauen auf – und isolieren die Jugendlichen schließlich von Familie und Freunden. Dann folgt der emotionale Druck: Der Freund habe Geldsorgen, das Mädchen könne „nur kurz helfen“ – indem sie sich prostituiere.
Laut Bundeskriminalamt wurden 2022 in Deutschland 185 minderjährige Opfer von sexueller Ausbeutung festgestellt, 24 davon waren jünger als 14 Jahre. Die Dunkelziffer liegt Experten zufolge weit höher. Viele Betroffene trauen sich aus Scham nicht, über ihre Erlebnisse zu sprechen.
Klöckner: „Deutschland ist der Puff Europas“
Die Dimension des Problems kommt nicht von ungefähr. Es gibt in Deutschland einen riesigen Markt für sexuelle Ausbeutung. Und den prangerte Bundestagspräsidentin Julia Klöckner nun an. In einer Laudatio bei der Verleihung des Heldinnen-Awards in Berlin, bei der die Streetworkerinnen Sabine Constabel und Cathrin Schauer-Kelpin ausgezeichnet wurden, die sich seit Jahren gegen Zwangsprostitution und sexuelle Ausbeutung engagieren, fand sie klare Worte: „Ich bin fest der Überzeugung: Wir müssen die Prostitution und den Sexkauf hierzulande endlich auch verbieten.“
Deutschland sei, so Klöckner, „der Puff Europas“. Weder das Prostitutionsgesetz noch das Prostituiertenschutzgesetz schützten Frauen wirklich. Stattdessen blieben „gewaltige Übergriffe, die Übermacht von Männern und Unfreiwilligkeit“ bestehen. Die CDU-Politikerin plädiert für das „nordische Modell“, das in Schweden und Norwegen praktiziert wird: Der Sexkauf ist strafbar, der Verkauf von Sex nicht – Prostituierte erhalten stattdessen Unterstützung beim Ausstieg.
«Wenn wir sonst über Frauenrechte sprechen, aber sagen, dass Prostitution ein Beruf wie jeder andere sei, dann ist das nicht nur lächerlich, sondern Verächtlichmachen von Frauen. Es gibt auch keine Schülerpraktika in diesem Beruf», sagte die CDU-Politikerin.
Wenn Schülerinnen in die Falle geraten
Wie aktuell und brisant das Thema ist, zeigt ein Bericht des NDR: In Hamburg werden Mädchen zwischen 12 und 21 Jahren von sogenannten Loverboys gezielt angesprochen – in Clubs, auf der Straße, aber zunehmend auch über soziale Netzwerke. Viele der Betroffenen führen nach außen ein scheinbar normales Leben, gehen weiter zur Schule oder in die Ausbildung – während sie im Internet bereits anonym auf Sexplattformen angeboten werden, oft ohne ihr Wissen. Das Hamburger Sozialprojekt „FairLove“, das von der Diakonie Hamburg getragen wird, bietet Beratung und Prävention an. Sozialarbeiterin Alina P. sagt: „Das Problem ist der Sexismus in der Gesellschaft – und dass Männer glauben, sie könnten sich Sex kaufen und damit über Frauen bestimmen.“
Landespastorin Annika Woydack fordert deshalb, Täterstrukturen stärker in den Fokus zu rücken und warnt vor einer zunehmenden Frauenfeindlichkeit.
Schulen im Zentrum der Prävention
Gerade Schulen spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, Mädchen durch Aufklärung zu schützen – da sind sich Fachleute einig. Doch bislang passiert vielerorts zu wenig. Die SPD in Baden-Württemberg fordert, die Loverboy-Methode verbindlich in die Bildungspläne aufzunehmen. Der Landtagsabgeordnete Daniel Born betont: „Die Loverboy-Gefahr ist auch deshalb so groß, weil sie schlichtweg ignoriert wird.“
Auch die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes (TdF) mahnt an, dass Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter sensibilisiert werden müssen. „Man kann als Klassenkamerad oder Lehrer wichtige Symptome erkennen – wenn man die Strategien der Täter kennt“, sagt Gesa Birkmann von TdF. Bislang sei das Interesse von Schulen allerdings gering: Ein Webinar zu dem Thema sei in diesem Jahr „nur von einer Handvoll Schulen“ angefragt worden. Nordrhein-Westfalen zeigt, dass es anders geht: Dort sind Schulen seit 2022 verpflichtet, Schutzkonzepte gegen sexuelle Gewalt zu entwickeln – inklusive Aufklärung über Loverboys.
Terre des Femmes fordert, präventive Bildungsarbeit fest in den Schulalltag zu integrieren. Projekte wie FairLove in Hamburg bieten Hilfe für Betroffene, aber auch Workshops und Schulungen an – auch für Lehrkräfte, die Verdachtsfälle erkennen wollen. Beispiele zeigen: Aufklärung rettet. Denn wer weiß, wie Loverboys vorgehen, kann Anzeichen früh erkennen – etwa wenn Schülerinnen sich plötzlich zurückziehen, den Kontakt zu Freundinnen meiden oder mit auffallend teuren Geschenken in die Schule kommen. News4teachers / mit Material der dpa
Liebesfalle Loverboy: Schon 14-Jährige werden Opfer – Aufklärung an Schulen gefordert









Ich denke, hier lässt sich bei allen verschiedenen Meinungen doch erstmal grundsätzlich eine rote Linie bei “Liverboys” und Menschenhandel ziehen.
Dass Frau Klöckner sich an Prostitution generell stört, ist ihr gutes Recht, aber nicht ihre Aufgabe als Bundestagspräsidentin
Volle Zustimmung für die Position von Frau Glöckner: Ein Verbot der Prostitution ist längst überfällig. Wer heute noch behauptet, Prostitution sei ein „Beruf wie jeder andere“, verschließt die Augen vor der Realität – einer Realität aus Ausbeutung, Gewalt, Menschenhandel und psychischem Zerfall. Freier sind keine Kunden, sie sind Täter. Sie bezahlen für den Zugriff auf Körper, oft wissentlich, dass die Frau in einer Zwangslage ist. Die entlarvenden Kommentare in Freierforen – diese digitalen Tatorte – sprechen eine klare Sprache: Hier wird Seelenmord begangen, Nacht für Nacht, bezahlt und beklatscht.
Dass sogar Schülerinnen zu Opfern werden, ist ein gesellschaftlicher Skandal. Deutschland ist zum Bordell Europas geworden – mit einer Gesetzgebung, die nicht schützt, sondern preisgibt. Ich habe deshalb mehrfach Petitionen für das Nordische Modell unterschrieben, weil es endlich die Täter in den Fokus rückt und die Opfer schützt. Im Biologieunterricht beziehe ich regelmäßig Podcasts und Reportagen von Sandra Norak ein – einer mutigen Frau, die als Loverboy-Opfer den Ausstieg geschafft hat. Ihre Stimme ist eindringlich, ihre Botschaft klar: Prostitution zerstört. Nicht nur Körper, sondern Seelen.
Es ist Zeit für eine Politik, die nicht länger wegschaut. Das Nordische Modell muss kommen – als Zeichen der Menschlichkeit, der Gerechtigkeit und des Schutzes der Würde.
Mag sein das einige ” einfach so ” in eine Realität aus Ausbeutung, Gewalt, Menschenhandel und psychischem Zerfall geraten. Aber meist hat das doch eine Vorgeschichte von Missbrauch und psychischen Problemen in all seinem Formen in Kindes- und Jugendalter. Dort wäre anzusetzen. Wobei zu bedenken ist das viele Prostituierte keinen deutschen Pass haben, der Einfluss solcher Ansätze also begrenzt bleiben wird.
Auch stellt sich die Frage wer bestraft werden soll, Freier oder Prostituierte?
Schauen wir mal, was daraus wird. Solange Prostituierte mit dem deutlich positiv(er) konotierten Begriff Sexarbeiterinnen bezeichnet werden, glaube ich nicht an das Verbot.
Sagen Sie das Männern…..Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt….
Es geht darum, Frauen zu schützen, die sich prostituieren. Sie vor Übergriffen zu schützen, sie vor Krankheiten zu schützen, sie in eine Sozialversicherung zu bringen, usw….
Frau Klöckner wird die jahrtausendealte Prostitution nicht abschaffen können, das ist völliger Quatsch….Verbote führen nur wieder in die Illegalität….das war’s dann auch….und ist wieder schlimmer als zuvor….Populismus lässt grüßen!
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/155369/prostitution-das-aelteste-gewerbe-der-welt/
Dass es das “älteste Gewerbe der Welt” ist, ist eher eine Redewendung als eine historische Tatsache!
“Den Männern ?”
Dieser Kerl erinnert sich noch genau, weil es gar zu absurd war. 😀
Ich erinnere mich noch gut, SEHR GUT, an die ultra-politisch korrekten und maximal progressiv-feministischen Tiraden und Parolen in der politischen Debatte zur damaligen (faktischen und dann ja real erfolgten) Legalisierung von Prostitution.
Nun doch “alles auf anders” ?
Na, dann warten wir mal ab…
Ja, wer geht denn in Freudenhäuser? Und ja, jedesmal, wenn ich am Knusperhäuschen oder der Moonshine-Bar vorbeifahre, ist der Parkplatz voll….sind alles Männer, die nur reden wollen?
Vor 20 Jahren wurde die Prostitution in Deutschland legalisiert auf Betreiben der Prostituierten, damit sie Schutz bekamen, eine Krankenversicherung, eine Gewerkschaft und rauskamen aus den schmutzigen Ecken….So…..und jetzt? Rückwärtsgang? Damit sie aus dem Stadtbild verschwinden?
Auf die Prostituierten selbst hat niemand gehört, höchstens wurden die reale oder angebliche Berufsvertreter gehört, die sich dem “sexpositiven Feminismus” u.ä. Ideen verschrieben hatten.
Was wurde da nicht geunkt:
– diese konservativen Männerswine 😉 , die wollen Prostitution “unsichtbar machen” !
– nur dicke Legalisierung bringt es !
– diese zu verbieten sei quasi eine Fortsetzung patriarchaler Körperpolitik !!
– Frauen machen gefälligst was sie wollen!!!1!11undnochmehrAusrufezeichen, und sei es auch “anschaffen”, die Probleme entständen da ja nur durch die Engstirnigkeit des Normalbürgers
und und und.
Hab mir damals verwundert die Augen und Ohren gerieben:
Prostitution bekämpfen = satanisches Patriarchat ?
Eine angeblich patriatchale Gesellschaft unterdrückt also Frauen, indem sie VERHINDERN will, dass diese wie Supermarktfleisch für jeden “Laufkunden” zum Kauf angeboten werden? Make it make sense?!
War natürlich mein fail, weil ich die damalige Diskussion fälschlicherweise versuchte ernst zu nehmen, statt sie als das zu erkennen was sie war (Kulturkampf zur Zersetzung bürgerlicher Werte – wie etwa dem Wert, dass Prostitution an sich halt schlecht ist, völlig egal dass man sie niemals wird ganz beseitigen können)
Ich bin bei solchen Diskussionen mittlerweile eher Zuschauer als Teilnehmer…
…nur so viel:
Nach dem sehr gut durchdachten Vorschlag der sehr klugen Politik…auf welche “Kunden” werden Prostituierte da vermehrt stossen…wenn die Sache an sich legal bleibt, aber potentiell eher gesetzestreue/harmlose Kunden dadurch eher dazu gesteuert werden, es zu lassen, da dann für Männer verboten ?
Welche “Kunden” bleiben da noch übrig ? Vermutlich die schlimmsten.
Könnte das gaaaaaanz vielleicht eine dumme, richtig dumme Idee sein ?
Nein, ach was, ich bin bestimmt einfach zu cis-hetero-normal, um diesen sehr komplexen Sachverhalt richtig™ mit der richtigen Haltung™ zu verstehen.
Was die vollen Parkplätze vor den entsprechenden “Verrichtungsstätten” betrifft – aktuell noch (!) handeln diese Männer vollkommen legal im Rahmen eines maßgeblich von damaligen Feministinnen durchgedrückten Gesetzes.
Das ist doch gelebte Ironie. 😀
Das komische daran ist nur:
Machen (stinknormale, wenn auch ekelige) Heterotypen mit vermutlich schlechtem Sexualmarktwert “ekelige” Sachen – boah, da kann sich fleissig aufgeregt werden…bei DER Gruppe läuft das noch…aber sonst ? Von Furry-Paraden bis drag queens, TVs bis pride parades…immer schön tolerant sein, nech ? 😉
Die “vollen Parkplätze” (im Sinne moralisch und sozial rücksichtslosen sexuellen Verhaltens) der Frauen stehen übrigens im virtuellen Raum, bei Tinder und Co….oder halt bei gewissen, radikal eskalierenden Online-Büchermärkten für praktisch ausschliesslich weibliche Leser mit dicken Umsätzen; mit Inhalten die ich hier nicht mal andeuten möchte, so derart verdreht ist das Zeug.
Von daher…hold your horses.
Hiermit erreicht der Kommentar von der Seitenlinie (nie sowas genutzt und werde es auch nie) dann sein Ende.
Wissen Sie, die ganze Thematik hat mich damals eigentlich nicht interessiert bis,……ja bis zu dem Zeitpunkt als die Polizei gegen einige Mitverfasser unserer Abizeitung ermittelt hat. In dieser wurde nämlich das Auto eines sehr „beliebten“ Lehrers auf dem Parkplatz des damals noch illegalen Betrieb des Knusperhäuschen stehend abgelichtet und in hübscher Großaufnahme veröffentlicht….(Es stellte sich zwar raus, dass es sich dabei um eine Fotomontage der Kennzeichen des Wagens handelte, aber den Ruf hatte er weg)….Ab da passten die Betreiber des Etablissements noch besser auf, wer sich da unerlaubter Weise auf dem Parkplatz rumtreibt….
Eher bekommt man den Geist der Cannabislegalisierung in die Flasche zurück!
Das älteste Gewerbe der Welt zu verbieten wird nicht funktionieren.
Darin sind sich ausgerechnet Grüne, VOLT, FDP und AfD (!!) einig. Die Linke ist da wohl gespalten, die Juristen sind sich uneins…
https://de.wikipedia.org/wiki/Nordisches_Modell_f%C3%BCr_Prostitution
Ich finde Thomas Fischers Position am nachvollziehbarsten. Aber ob Deutschland mit seinem offenbar außerordentlich liberalen System richtig liegt, wage ich dennoch zu bezweifeln.
Die Cannabislegalisierung führte zum Rückgang der Straftagen insgesamt. Also beibehalten.
Richtig ist, junge Menschen vor sexueller Ausbeutung zu schützen und sie aufzuklären. Richtig ist, die Durchführung der Loverboy-Methode hart zu bestrafen und aktiv gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution vorzugehen. Dazu zähle ich auch Zwangsehen.
Falsch ist, dass Deutschland “der Puff” von Europa ist, es gibt keine Zahlen die das belegen.
Falsch ist, eine Dienstleistung, wenn sie in gegenseitigem Einvernehmen stattfindet zu illegalisieren. Auch wenn man annimmt, dass eine Mehrheit gegen ihren Willen der Prostitution nachgeht, ist nicht von der Hand zu weisen, dass es auch Menschen gibt, die nicht aus einer Notlage heraus der Prostitution nachgehen, sondern sie als einen guten (Neben)-Verdienst sehen.
Die Folge der Illegalisierung wäre, dass Prostitution nicht verschwindet, sondern nur weniger sichtbar wird. Sie verlagert sich dann von aktuell meist zentralen Orten in viele unregulierbare Privatwohnungen mit erheblich höheren Risiken für beide Seiten (siehe Coronazeit). Prostituierte, die in Bordellen arbeiten sind durchweg persönlich registriert. Solche Orte gibt es in jeder größeren Stadt vielleicht 2-3. Diese lassen sich gut kontrollieren. Problematisch ist der Straßenstrich und teilweise Privatwohnungen – dort sind schon jetzt die meisten Zwangsprostituierten – aber genau in die Privatwohnungen würde sich dann die gesamte Prostitution verlagern und ein Freier, der Zwangsprostitution bemerkt, könnte sie noch nicht einmal offiziell machen ohne sich selbst anzuprangern.
Maßnahmen, die Prostituierten wirklich helfen würden: Zusätzlich zur Registrierung regelmäßige Beratungsgespräche (gesundheitliche, psychologische und soziale Beratung), einfacher Zugang zur Krankenversicherung, Ausstiegshilfen, etwas wie Zeugenschutzprogramme wenn man als betroffene Person Zwangsprostitution anzeigt.
Zuletzt möchte ich noch den Blick auf die sogenannten “Täter” richten. Für manche Menschen ist gekaufte Nähe der einzige Weg, überhaupt Zärtlichkeit und Berührung zu erleben. Sie ersetzt keine echte Liebe, kann aber verhindern, dass jemand völlig vereinsamt oder psychisch zusammenbricht. Für viele Frauen ist das schwer nachzuvollziehen, da das Bedürfnis nach körperlicher Nähe anders ausgeprägt ist und körperliche Nähe für sie, selbst bei ungünstigen äußeren Umständen, erheblich leichter zugänglich ist.
“Falsch ist, dass Deutschland “der Puff” von Europa ist, es gibt keine Zahlen die das belegen.” Deutschland hat mit Abstand die größte legale Sexindustrie in Europa. Kommt ungefähr aufs gleiche drauf raus… Auch hat Deutschland mehr Bordelle und Prostituierte als andere europäische Länder und dazu gibt es genug Zahlen, die man nachschlagen kann.
“Deutschland hat mit Abstand die größte legale Sexindustrie in Europa. Kommt ungefähr aufs gleiche drauf raus… Auch hat Deutschland mehr Bordelle und Prostituierte als andere europäische Länder”
Das ist eine triviale Folge von Größe (Deutschland hat in der EU die größte Bevölkerung) und Legalität, kein Beweis für eine „besondere“ kulturelle oder moralische Eigenart. Vielmehr müsste untersucht werden, wie viele Prostituierte es pro 100000 Einwohner gibt und aus welchen Gründen sie der Prostitution nachgehen, vielleicht auch wie viele regelmäßige Freier es pro 100000 Einwohner gibt. Derartige Untersuchungen gibt es aber nicht, vielleicht, weil die nötige politische Zustimmung fehlt, vielleicht auch, weil das Ergebnis nicht valide wäre, da unterschiedliche gesetzliche Ausgangslagen den Grad der Ehrlichkeit beeinflussen. Es gibt weder einen Beleg, dass das nordische Modell die tatsächliche Prostitution verringert, noch dass sie die Situation der Prostituierten verbessert – klar ist nur, dass Prostitution damit weniger sichtbar wird, aber das scheint ja den Befürwortern und Populisten bereits zu reichen.
Zuletzt möchte ich noch den Blick auf die sogenannten “Täter” richten. Für manche Menschen ist gekaufte Nähe der einzige Weg, überhaupt Zärtlichkeit und Berührung zu erleben. Sie ersetzt keine echte Liebe, kann aber verhindern, dass jemand völlig vereinsamt oder psychisch zusammenbricht. Für viele Frauen ist das schwer nachzuvollziehen, da das Bedürfnis nach körperlicher Nähe anders ausgeprägt ist und körperliche Nähe für sie, selbst bei ungünstigen äußeren Umständen, erheblich leichter zugänglich ist.
Das ist durchaus auch ein Aspekt. Und außerdem kann die Möglichkeit der “käuflichen Liebe” auch sexuelle Gewalt reduzieren, wie auch @Simsalabim unten geschrieben hat. Das ist genauso wie die vielgescholtene finanzielle Hilfe für Bedürftige jeglicher Art auch ein Beitrag ist, Kriminalität zu reduzieren. Es geht ums Reduzieren!!! “Erst kommt das Fressen, dann die Moral”, sagte schon Bertold Brecht, wenn ich mich nicht irre.
Grundsätzlich fände ich es richtig, Prostitution zu verbieten. Allerdings schaue ich dann auf Verbote dieser Art, die ja meistens nicht dazu führten, dass das aufhört, sondern dass es in die Illegalität gedrängt wird, wo noch schwerer geschaut werden kann, Schlimmstes zu verhindern. Man denke auch an das Alkoholverbot in den USA, das letztlich doch heimlich tausendfach unterlaufen wurde und nur den Schwarzmarkthandel und Panscherei befördert haben, aber Alkohol trank man trotzdem.
Ich finde außerdem, so absurd es einem vorkommen mag, wer es wirklich freiwillig macht, soll es auch machen dürfen. Es darf nur diese Freiwilligkeit nicht vorgetäuscht sein oder aus Problemen wie sozialer Not herrühren, denn dann ist es ja auch nicht wirklich freiwillig. Man muss auch bedenken, wie viel mehr Missbrauch und Vergewaltigung erfolgen, wenn es keine Prostitution gibt. Gibt es dazu Erfahrungen?
Ich kenne mehrere Sexarbeiterinnen, die freiwillig und gerne dieser Arbeit nachgehen, um gutes Geld zu verdienen. Warum sollte man es ihnen verbieten? Das würde gegen das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper von Frauen verstoßen. Stichwort mein Körper gehört mir.
In Schweden gibt es übrigens immer noch Sexarbeiterinnen. Man stellt einfach eine Kamera neben das Bett, Pornos zu drehen ist nämlich weiterhin erlaubt.
Oder noch besser alleine vor der Kamera. Gibt auch Geld und Frau ist keiner Gefahr ausgesetzt. Wie gut sich das im Lebenslauf macht, muss der Einzelfall zeigen. In seltenen Fällen ist das aber auch egal, weil Frau nach wenigen Jahren Kameratätigkeit finanziell für ihr Leben ausgesorgt hat.
Man findet immer “Schlupflöcher” oder man macht es eben heimlich im Illegalen mit viel mehr Risiken für alle Beteiligten (Erpressung, keine Gesundheitskontrolle …). Statt Prostitution zu verbieten, sollte man also mal wieder besser die Ursachen bekämpfen, die zu Prostitution, also der nicht freiwilligen oder nicht wirklich freiwilligen, führen. Ansonsten wird das nur wieder ein Schuss in den Ofen. In der DDR war sie meines Wissens auch verboten und es gab sie doch an einschlägigen Orten.
Ob Prostitution in Deutschland legal oder illegal ist, ist mir tatsächlich egal, und dazu habe ich keine Meinung. Die wichtige Frage wäre aber doch: Lässt sich der Menschenhandel und die Prostitution von Kindern dadurch wirklich beschränken oder findet sie dann noch mehr im Verborgenen statt und die Dunkelziffer steigt noch mehr?
Ich frage mich halt, ob es nicht sinnvoller wäre, Prostitution sichtbar stattfinden zu lassen und dafür dann mal ordentliche Kontrollen online und offline stattfinden zu lassen? Das Problem ist doch, dass heutzutage alles Mögliche im Internet angeboten wird und unsere Straftverfolgungsbehörden so überlastet sind, dass selten proaktiv nach solchen Dingen gesucht sondern lediglich auf Anzeige gehandelt wird.
Wenn ich im Supermarkt an eine selbstscannkasse gehe, dann wird mein Warenkorb ca. jedes 8-10 Mal kontrolliert. Unregelmäßig, mal zweimal direkt hintereinander, mal längere Zeit nicht. Offensichtlich reicht es halt nicht, etwas einfach nur zu verbieten (in dem Fall Diebstahl) und dann dadurch zu hoffen, dass die Fälle abnehmen, ich muss halt auch etwas dagegen tun.
Wir hatten neulich ‘ne Fortbildung in die Richtung.
Verkürzter Tenor:
Diesen “Kunden” geht es nicht wirklich um (käufliche) sexuelle Handlungen, sondern um Gewalt, sadistische Machtausübung, Verletzungen zufügen.
Ob sich solche “Menschen” davon abhalten lassen, wenn Prostitution legal bleibt, aber nur Kunden bestraft werden ?
Wer eh im Prinzip vorhat schwere Straftaten zu begehen…schrecken so jemanden z.B. Geldstrafen ab, insbesondere wenn das Schattenbiotop zunehmen wird (Wohnungsprostitution usw.)