Nach Amok-Alarm in Memmingen: Roth fordert schärferes Waffenrecht

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MEMMINGEN (Mit Leserkommentaren). Mit Waffen aus dem Tresor seines Vaters hat ein Jugendlicher an einer Schule in Memmingen Angst und Schrecken verbreitet. Angeblich hatte der Vater die Pistolen vorschriftsgemäß eingeschlossen. Sofort hebt die Debatte um das Waffenrecht wieder an.

Claudia Roth sieht jetzt Handlungsbedarf für den Gesetzgeber. Foto: Böll Stiftung / Flickr (CC BY-SA 2.0)
Claudia Roth sieht jetzt Handlungsbedarf für den Gesetzgeber. Foto: Böll Stiftung / Flickr (CC BY-SA 2.0)

Mit Pistolen seines Vaters hat der 14-jährige Schütze aus Memmingen den Amokalarm an seiner Schule ausgelöst. Das teilte die Staatsanwaltschaft in Memmingen am Mittwoch als Ergebnis erster Ermittlungen mit. Der 53 Jahre alte Vater sei ein Sportschütze und habe die Waffen ordnungsgemäß in einem speziellen Tresorraum verwahrt. «Der Junge hat offenbar die elektronische Sicherung umgangen», sagte der Kemptener Polizeisprecher Thorsten Ritter. Er schoss am Dienstag dann vor seiner Schule und auf einem Sportplatz.

Die Grünen forderten deshalb eine Verschärfung des Waffenrechts. «Weil wir es in Deutschland erlauben, dass Menschen zu Hause ihre tödlichen Sportwaffen aufbewahren, wäre es gestern fast wieder zu einer Schultragödie gekommen», sagte die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth in Berlin. Roth verwies auf eine Übermacht der «Waffenlobby in Deutschland», die einen effektiven Schutz verhindere. «Die tödlichen Knarren müssen endlich raus aus den Privatwohnungen, weil sie ein echtes Sicherheitsrisiko sind.»

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Der Vizepräsident des Deutschen Schützenbundes, Jürgen Kohlheim, hält die Aufbewahrung zu Hause hingegen für die beste Lösung. «Wenn wir, was immer wieder gefordert wird, Schusswaffen und Munition in Schützenhäusern aufbewahren wollten, dann würde dort ein Munitionsdepot entstehen.» Dies sei viel gefährlicher und anfälliger für Einbrüche. Auch eine Verschärfung des Waffenrechts lehnte der Verband ab. «Ich glaube nicht, dass wir mit weiteren strengen Vorschriften das Versagen eines Einzelnen in irgendeiner Form ausschließen können», sagte Kohlheim.

Der 14-Jährige hatte vor seiner Schule und auf einem Sportplatz mehrfach geschossen, dabei aber niemanden verletzt. Drei Polizeiautos wurden allerdings von Kugeln getroffen. Erst nach Stunden ergab sich der 14-Jährige der Polizei. Dabei stellten die Beamten drei Pistolen samt Munition sicher. dpa
(23.5.2012)

 

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2 Kommentare
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flora
11 Jahre zuvor

Immer wieder Verbote, Verbote…
Damit kriegt man doch das Problöem überhaupt nicht in den Griff. Wer zu HAuse die elektronische Sicherung umgeht, tut es auch im Schützenverein!
Muss ich dann auch alle Kochmesser in der Küche zentral für mein Wohngebiet abgeben und einsperren. Sie sind ja tödliche Waffen!
In einem anderen Fall hatte ein Amokläufer eine Axt und Brandsätze dabei. Wie will ich das verhindern?
Also: festina lente.
flora

Lothar Wiese
11 Jahre zuvor

Es war zu erwarten, das nach diesem Ereignis wieder die Politiker große Reden führen, besonders zu einem Thema, von dem sie keine Ahnung haben. Anstelle zu überlegen warum in der heutigen Zeit so viele Menschen, besonders Jugendliche durchdrehen, in den 70er Jahren als jeder Erwachsene über 18 eine Großkaliberwaffe erwerben konnte, es KEINE Amokläufe gab. Wo und was ist dann da wohl falsch? Darüber sollten sich unsere Volksvertreter Gedanken machen. Und die immer und immer wieder vorgebrachte Forderung nach einer zentralen Lagerung von Waffen und Munition in den Schützenhäusern zeigt gelinde ausgedrückt den Unverstand dieser Personen. Eine solche Lagerung würde Unsummen kosten, die kein Verein aufbringen könnte, dazu noch die Gefahr, das eine meist abseitsgelegene Schießstätte Ziel eines Überfalls wäre. Auch eine ganztägige Besetzung müßte für die Ausgabe und Annahme der Sportgeräte aufgebracht werden. Was auch die Tat eines Waffenbesitzers nicht verhindern könnte. Dazu kämen rechtliche und versicherungstechnische Hindernisse. Also ein Riesenaufwand, der absolut Nichts bringen würde. Wie „dumm“ solche Aussagen der Grünen dazu noch sind: Hat doch die FDP bei der letzten Wahl in Deutschland sehr viele Stimmen bekommen, weil sie als EINZIGE Partei eine Änderung der schon in Europa strengsten Waffengesetze nicht forciert hat. Millionen Waffenbsitzer, Sportschützen, Sammler, Jäger und Angehörige sind ein großes Wählerpotential. Was auch die Piraten erkannt haben und so agieren. Also, Frau Roth – auch für Sie sollte es gelten: Erst nachdenken, dann reden!