Uni Tübingen: Millionen fließen – Sektstimmung verflogen

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TÜBINGEN. Endlich gehört die Universität Tübingen zur Elite. Nach dem Erfolg bei der Exzellenzinitiative sprudeln die Millionen. Doch jetzt beginnen die Verteilungskämpfe: Jeder will etwas abhaben vom Kuchen.

Ernüchterung nach dem Sieg. Einen Monat nach dem Erfolg bei der Exzellenz-Initiative ist in der Uni Tübingen die Sektstimmung verflogen. Jetzt gilt es, nicht nur Ruhm und Ehre zu genießen, sondern den dicken Batzen Fördergeld zu verteilen. Damit stellt sich die Frage, wohin die Reise gehen soll. Die Leitung gibt sich bedeckt, und viele Studenten haben keine allzu großen Erwartungen.

Etwa 60 Millionen Euro bekommt die Universität mit ihren knapp 26 000 Studenten allein für das Zukunftskonzept – den entscheidenden Baustein für den Elite-Status. Hinzu addieren sich weitere Zuschüsse. Wie das Geld verwendet werden soll, will die Uni-Leitung um Rektor Bernd Engler bislang nicht preisgeben. In einer Rundmail an die Studenten verspricht das Rektorat lediglich, 20 neue Professuren einzurichten. In welchen Fachrichtungen wird nicht verraten. Außerdem will die Uni den Wissenschaftsnachwuchs stärker unterstützen, in die fächerübergreifende Grundlagenforschung investieren und Wissenschaftlerinnen fördern – denn derzeit sind nur 16,5 Prozent der Professuren von Frauen besetzt. Bei der Verteilung auf die Fachbereiche setzt Uni-Sprecherin Myriam Hönig auf internen Wettbewerb. «Die Besten werden gewinnen.» Es könnten auch neue Studiengänge entstehen. Außerdem hofft die Uni mit dem neuen Elite-Siegel auf mehr Drittmittel aus der Wirtschaft.

Die Studenten sind gespannt, wo genau die Fördermillionen letztlich eingesetzt werden. Ein Mitspracherecht haben sie nicht, bedauert Kim Dienelt. Er sitzt für die Studenten unter anderem in der Senatskommission und übernimmt im kommenden Semester den Vorsitz des Allgemeinen Studierenden Ausschusses (AStA).

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Einen Monat nach dem Erfolg bei der Exzellenz-Initiative ist in der Uni Tübingen - hier die Neue Aula - die Sektstimmung verflogen. Foto: loewez / Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
Einen Monat nach dem Erfolg bei der Exzellenz-Initiative ist in der Uni Tübingen - hier die Neue Aula - die Sektstimmung verflogen. Foto: loewez / Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Nach seiner Einschätzung wird ein großer Teil der Gelder in die Lebenswissenschaften fließen: Biologie, Medizin, Pharmazie. «Die Lebenswissenschaften haben heutzutage das größte Potenzial in der Forschung.» In diesen Bereichen hatte die Uni auch ihre Exzellenzcluster und die Graduiertenschule angesiedelt, für die es ebenfalls Geld gibt. Dieses Segment sei auch für die Wirtschaft interessant und verspreche etliche Drittmittel.

Die Studenten in den Geisteswissenschaften werden wohl zunächst keinen unmittelbaren Vorteil vom Elite-Status haben. Sie profitieren höchsten vom guten Ruf der Hochschule. Es mache sich sicher gut im Lebenslauf, an einer Elite-Uni studiert zu haben, sagte Dienelt.

Das Rektorat beschäftigt unterdessen noch eine ganz andere Frage. Beim Geldverteilen muss die Uni-Leitung an das Jahr 2017 denken. Dann nämlich versiegt die Elite-Quelle, und die Hochschule muss wieder mit weniger Mitteln auskommen. Die neu geschaffenen Stellen sollen dann jedoch erhalten bleiben, sagt Sprecherin Hönig. «Die Finanzierung der Forschungsbereiche zu sichern, ist Aufgabe der Universität.» Wie das funktionieren soll, bleibt allerdings offen. dpa

(15.7.2012)

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