„Die schwarze Pädagogik im Islam mißbraucht die Religion“

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MÜNSTER. Im laufenden Schuljahr gibt es in Nordrhein-Westfalen als erstem Bundesland in Deutschland bekenntnisorientierten Islamunterricht. Professor Mouhanad Khorchide von der Universität Münster bildet die Lehrer dafür aus. In der Financial Times Deutschland beschreibt er in einem Gastbeitrag, wie die Pädagogik für die zukünftigen Islamlehrer aussehen sollte. News4teachers.de fasst die wichtigsten Punkte zusammen.

Viele Muslime würden mit der sogenannten schwarzen Pädagogik aufwachsen. „Wenn du kein Kopftuch trägst, werden deine Haare ewig in der Hölle brennen“, „wenn du nicht betest, schickt Gott dich in die Hölle“ – dies seien Sätze, die Kinder in islamisch gepräften Ländern häufig zu hören bekommen. Lehrer und Eltern kämen so rasch ans Ziel, ohne viel diskutieren oder überzeugen zu müssen. Das Bild eines Gottes zu zeichnen, der eigentlich ein Diktator ist, sei aber ein Mißbrauch von Religion, schreibt Khorchide. Um damit aufzuräumen, sei bekenntnisorientierter Islamunterricht sinnvoll.

Der Theologe Khorchide auf dem Podium beim "theologischen Forum Christentum Islam 2010". (Foto: Wikimedia/Max Bernlochner CC BY-SA 3.0)
Der Theologe Khorchide auf dem Podium beim „theologischen Forum Christentum Islam 2010“. (Foto: Wikimedia/Max Bernlochner CC BY-SA 3.0)

Die Frage ist, wie die dafür notwendigen Lehrkräfte ausgebildet werden. Im Islam gibt es, im Gegensatz zur christlichen Kirche, nicht die eine Theologie, sondern eine Bandbreite an Auslegungen. Wie die Lehrkräfte in Deutschland unterrichten werden, wird Khorchide maßgeblich mitbestimmen.

Deshalb ist es so wichtig, das er in seinem Gastbeitrag fragt: „Was hat Gott von jemandem, der nur deshalb zu ihm betet, weil er Angst vor ihm oder vor der Hölle hat?“. Religion sollte sich für den Menschen interessieren und nicht nur daran interessiert sein, wie etwa die Salafisten, dass der Mensch Instruktionen ausführt und möglichst gehorcht. Im Koran stünde etwas anderes. Dort würden Menschen, die die Botschaften des Propheten mit dem Argument ablehnten, man müsse bei dem bleiben, was von den Vorfahren überliefert werde, eindeutig kritisiert.

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Der Gott des Korans sei ein barmherziger Gott, der liebt und Liebende sucht. Er sage über sich, dass seine Barmherzigkeit alle Dinge umfasse und sagt zu Mohammed: „Wir haben dich lediglich als Barmherzigkeit für alle Welten entsandt“ (Sure 21, Vers 107). Der Koran sei eben auch mehr als ein juristisches Regelwerk, zu dem manche Muslime ihn machen wollen. Die Beziehung zwischen Mensch und Gott werde im Koran (Sure 5, Vers 54) als Liebesbeziehung beschrieben.

Auf der Grundlage der Barmherzigkeit und der Liebe will Khorchide den Koran auslegen, die Ausbildung der islamischen Religionslehrer und den islamischen Religionsunterricht gestalten. Der Professor und Leiter des Zentrums für islamische Theologie an der Universität Münster ist Verfasser des Buches „Islam ist Barmherzigkeit. Grundzüge einer modernen Religion.“

In Nordrhein-Westfalen ist geplant, nach einer Pilotphase an 33 Grundschulen, in den nächsten Jahren an allen Schulen mit muslimischen Schülern den bekenntnisorientierten Unterricht anzubieten. Andere Bundesländer planen Ähnliches. Laut Khorchide werden für diesen Islamunterricht rund 2500 Lehrkräfte gebraucht. Ausbildungen bieten die Universitäten Münster, Erlangen und Osnabrück an. nin

(21.10.2012)

 

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Farin U.
11 Jahre zuvor

Der Herr Mouhanad Khorchide scheint nach meiner Ansicht ein sehr weiser Mann zu sein. Mich stören diese andauernden „…, dann kommst du in die Hölle“ Floskeln auch. Da sie nicht nur innerhalb des Islams für Konflikte sorgt sondern auch nach außen das Bild einer intoleranten Religion zeichnen. Denn wenn jeder, der sich nicht nach dem Koran richtet in der Hölle schmort, dann brauch ich ja auch kein Respekt vor diesem Menschen und seinem Leben zu haben.