Enttäuschter Abiturient als Brandstifter? In Mosbach brannte die Schule

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MOSBACH. Mosbacher Schüler haben frei. Ein enttäuschter Abiturient, der Rache an seinen Ex-Lehrern nimmt? Ein schlechter Schüler, dessen Frust sich mit krimineller Energie entlädt? Mosbach rätselt, wer den Brand an einem Gymnasium gelegt haben könnte.

Hurra, hurra, die Schule brennt! Das ist der erste Gedanke vieler Mosbacher Schüler, als sie am Morgen auf ihre Smartphones blicken. Bilder von einem Großbrand an ihrer Schule im Neckar-Odenwald-Kreis machen in Windeseile in sozialen Netzwerken die Runde. Der Unterricht am Nicolaus-Kistner-Gymnasium und an einer benachbarten Realschule fällt am Dienstag aus.

»Ich konnte es erst gar nicht richtig glauben«, sagt Neuntklässler Lennart Gaude. Er ist trotzdem zur Schule gefahren – mal schauen, was zu sehen ist. Von außen wirkt das Gymnasium am Mittag fast wie immer. Als die Feuerwehr abgezogen ist, lässt auf den ersten Blick nur weiß-rotes Absperrband erahnen, dass hier etwas passiert ist.

Doch Lennart und seine beiden Freunde haben etwas entdeckt: Sie stehen vor einer eingeschlagenen Fensterscheibe, die Handys zum Fotografieren gezückt. Hier auf Bodenhöhe ist der Brandstifter wohl eingedrungen, um in einem höher gelegenen Stockwerk das Feuer zu legen. Vor allem rund um das Lehrerzimmer sollen Flammen und Löschwasser verheerende Schäden angerichtet haben.

Die Feuerwehr im Kreis Ludwigsburg muss in letzter Zeit verstärkt ausrücken. Ein Feuerteufel treibt sein Unwesen. Foto: Maik Meid/Flickr (CC BY 2.0)
Der Schaden am Gebäude ist offenbar groß, Personen kamen in Mosbach glücklicherweise nicht zu Schaden. Foto: Maik Meid/Flickr (CC BY 2.0)

Genaues erzählt die Polizei vor Ort zwar noch nicht. »Aber wenn man eins und eins zusammenzählt«, sagt ein Ermittler. Stundenlang ist die Spurensicherung vor Ort. Immer wieder kommen neugierige Schüler auf den Hof, doch ins Gebäude hineingelassen wird niemand. »Natürlich freue ich mich über die freien Tage«, sagt Lennart. »Aber es wäre wohl doch besser ohne Schaden.«

Die Gerüchteküche ist in vollem Gange. Einige Schüler vermuten, dass sich jemand sehr über ein schlechtes Abi geärgert hat – oder, dass ein Schüler seine Akte mit schlechten Noten vernichten wollte.

Schulleiter Hans Happes geht mit ernster Miene über den Schulhof. Trotz allem ist er beruhigt, dass nichts Schlimmeres passiert ist, keine Schüler oder Lehrer verletzt sind. Er sei am frühen Morgen auf dem Weg zur Schule einem Polizisten in die Arme gelaufen, erzählt er.

»Als ich vom Brand hörte, war mein erster Gedanke, dass im Chemie-Bereich etwas passiert ist«, sagt Happes. Zum Glück gebe es in der Schule Feuertüren, die zufielen, wenn ein Feueralarm losgehe. Sonst sähe die Schule jetzt wohl anders aus. Das Lehrerzimmer soll nun erst einmal in einen anderen Bereich verlegt werden.

Auch Fünftklässlerin Linda will Näheres wissen. An der Hand ihrer Mutter läuft sie zu ihrer Schule. Die Handyfotos der anderen Schüler kennt das Mädchen – nun will sie sich ein eigenes Bild machen. »Ich habe heute morgen gedacht, sie will mich veralbern, als sie sagte: ‚Mama, die Schule brennt’«, erzählt Lindas Mutter Ines Spott. Später dann die Erleichterung: »Gott sei Dank ist das frühmorgens passiert und nicht, als die Kinder in der Schule waren.« Christine Cornelius/ dpa

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