Querdenker erwünscht – Maffay und Kelly beim Schulleiterkongress

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DÜSSELDORF. Nabelschau ist beim deutschen Schulleiterkongress nicht erwünscht. Dafür Querdenker, bunte Vögel und unkonventionelle Thesen über Kinder und Erziehung. Eine ungewöhnliche Bühne für Maffay und Co.

«Vergesst Erziehung!» – eine unorthodoxe Aufforderung, vor allem wenn sie an Lehrer gerichtet ist. Sie entstammt der Feder von TV-«Super-Nanny» Katia Saalfrank. Beim 3. Deutschen Schulleiterkongress in Düsseldorf am 14. und 15. Februar will die Diplom-Pädagogin erläutern, warum Kinder mehr Beziehung statt traditioneller Erziehung brauchen.

Tritt beim Deutschen Schulleiterkongress auf: Musiker (und Stifter) Peter Maffay. Foto: André D Conrad / Wikimedia Commons CC-BY-SA-3.0-DE.
Tritt beim Deutschen Schulleiterkongress auf: Musiker (und Stifter) Peter Maffay. Foto: André D Conrad / Wikimedia Commons CC-BY-SA-3.0-DE.

Saalfrank ist bei der Tagung eine von 85 hochkarätigen Referenten aus allen Bereichen der Gesellschaft. «Wir wollen über den Tellerrand gucken», erläutert Mitveranstalter Udo Beckmann das riesige Angebot an Vorträgen und Diskussionsforen, zu dem sich rund 2000 Schulleiter angemeldet haben. «Mehr Markt der Möglichkeiten als klassische Lehrertagung», so beschreibt der Bundesvorsitzende des Lehrerverbands Bildung und Erziehung (VBE) das Programm.

Dazu sollen illustre Namen wie Peter Maffay und Joey Kelly beitragen. Maffay ist einer der Hauptredner am Eröffnungstag. Der Popsänger will den Schulleitern erklären, warum Kinder ein System brauchen, das ihnen Schutz und Sicherheit im Leben gibt. Bereits im Jahr 2000 begründete der Deutschrock-Star die Peter-Maffay-Stiftung für benachteiligte und traumatisierte Kinder.

Extremsportler Joey Kelly will hingegen darstellen, welche Rolle eiserne Disziplin spielt, um Ziele zu erreichen. «Ausdauer, Mut, Leidenschaft», antwortete er den Kongress-Organisatoren auf die Frage, was sich Schulleiter von Ausdauersportlern abgucken können. Und er hängt die Messlatte hoch: «Schulleiter sollten eine Vorbildfunktion erfüllen, selbst sportlich aktiv sein und eine gesunde Lebensweise vorleben», fordert er in einer Kurzfassung seines Vortrags «No Limits» (Keine Grenzen).

Ein ganz anderes Thema bewegt Moritz Freiherr Knigge. In der Tradition seines berühmten Vorfahren, des «Etikette-Papstes» Adolph Knigge, berichtet er über den Wert von Umgangsformen – und erklärt, wo Fettnäpfchen lauern. Babykost-Produzent Claus Hipp möchte über Ethik reden. Die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan will den Wettbewerb als Maßstab für Bildungsleistungen hinterfragen.

Klassische Lehrerthemen stehen aber auch auf der Agenda: digitales Lehren und Lernen, Förderung von Medienkompetenz, heterogene Lerngruppen und die Gestaltung von Unterrichtsräumen, Lehrergesundheit sowie das Thema Führungskultur.

Der Schulleiter-Mangel sei vor allen an den Grundschulen ein großes Problem, betonte Beckmann. Laut kürzlich veröffentlichten Zahlen des Düsseldorfer Schulministeriums hat jede achte Schule in Nordrhein-Westfalen keinen regulären Chef. Quer durch alle Schulformen fehlten Ende November 715 Schulleiter.

In anderen Bundesländern sei die Lage vergleichbar, sagte Beckmann in Düsseldorf. Für zahlreiche Zusatzaufgaben und die Gesamtverantwortung erhielten sie gerade einmal 500 Euro mehr als ein einfacher Lehrer ihres Kollegiums. «Der Unterschied müsste bei 800 bis 1000 Euro liegen», forderte der Lehrergewerkschafter. Dies gelte schließlich auch für Direktoren anderer Schulformen.

Auch an einer anderen Baustelle müssten die Länder handeln: «Es gibt zu wenig Zeit für Leitungsaufgaben.» Der renommierte Bildungsforscher Andreas Schleicher wird dazu bei dem Kongress einen weltweiten Vergleich der Arbeit von Schulleitern vorstellen. Bettina Grönewald/dpa

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