Bundesweite Anzeigen-Kampagne: Brandenburg sucht 700 Lehrer

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POTSDAM. Mit Anzeigen in überregionalen Zeitungen sucht Brandenburg händeringend nach jungen Lehrern. Doch auch die Nachbarländer halten bundesweit nach Pädagogen Ausschau. Die Gewerkschaft hält diesen Wettbewerb für ruinös.

Auf der Suche nach rund 700 Lehrern hat das Brandenburger Bildungsministerium am Donnerstag eine bundesweite Anzeigenkampagne gestartet. Mit einer Annonce in der Wochenzeitung «Die Zeit» sucht das Land neben Grundschullehrern und Sonderpädagogen Oberschullehrer für die Fächer Deutsch, Mathematik, Kunst, Musik, Englisch, Sport und Sachkunde. Am Wochenende sollen weitere Anzeigen in überregionalen Zeitungen folgen, kündigte Ministeriumssprecher Stephan Breiding an.

Das Ministerium hatte die Kampagne im Februar angekündigt, weil es im Land nicht genügend geeigneten Lehrer-Nachwuchs gibt. Daraufhin seien bereits zahlreiche Bewerbungen eingegangen, sagte Breiding. Eine Zahl nannte er allerdings nicht. Im Blick sind vor allem Bewerber aus den Ländern Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, die über ihren Bedarf ausbilden. Rund 50 000 Euro lässt sich das Ministerium die Kampagne kosten.

Brandenburg braucht für das kommende Schuljahr besonders viele neue Lehrkräfte, weil bis zu 600 Pädagogen in den Ruhestand gehen. Zudem müssen 400 weitere Lehrkräfte eingestellt werden, weil die Wochenarbeitszeit der Lehrer um eine Stunde gekürzt wird.

Konkurrenz bekommt Brandenburg allerdings vom Nachbarland Mecklenburg- Vorpommern, das bereits seit Ende Februar mit einer Image-Kampagne nach jungen Lehrkräften sucht. Unter der großen Anzeige der Brandenburger haben die Nachbarn kleine Annoncen geschaltet, die an Kontaktanzeigen erinnern. Darin wird mit den Vorzügen eines Arbeitsplatzes am Meer geworben.

Der brandenburgische Landesvorsitzende der Erziehungsgewerkschaft GEW, Günther Fuchs, hält diesen Wettbewerb für «ruinös». «Der Lehrkräftemangel in Brandenburg war seit zehn Jahren absehbar und die Politik hätte viel früher gegensteuern müssen», sagte Fuchs der Nachrichtenagentur dpa. Alle ostdeutschen Bundesländer suchten händeringend Grund- und Oberschullehrer in Mangelfächern wie Sprache und Naturwissenschaften sowie Sonderpädagogen. «Mecklenburg-Vorpommern zahlt über andere Laufbahnen den Lehrkräften auch mehr als Brandenburg», sagte Fuchs. Ähnlich verfahre Berlin, auch wenn die Lehrer dort nicht verbeamtet würden.

Und insgesamt könnten die ostdeutschen Länder nicht mit den reichen westdeutschen Bundesländern mithalten. «Statt über den Föderalismus einen solch ruinösen Wettbewerb zu entfachen, müssten endlich einheitliche Bedingungen für die Lehrer in der ganzen Bundesrepublik geschaffen werden», forderte Fuchs.

Auch der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Brandenburger Landtag, Gordon Hoffmann, nannte den Lehrermangel «absehbar». «Eine Werbekampagne kann die schlechten Arbeitsbedingungen für Lehrer in Brandenburg nicht wegwischen», kritisierte er. Ein Rekordkrankenstand und der damit verbundene Unterrichtsausfall belaste Lehrer, Kinder und Eltern. dpa

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