Bekenntnisschulen: SPD und Grüne wollen einfachere Umwandlung ermöglichen

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DÜSSELDORF. SPD und Grüne im Düsseldorfer Landtag wollen die Umwandlung von Bekenntnisgrundschulen in Gemeinschaftsschulen ohne konfessionelle Bindung erleichtern. Ein neuer Gesetzentwurf liegt bereits vor, am 17. Dezember wollen die Fraktionen darüber beraten. Die schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Renate Hendricks, bezeichnete den Entwurf in einer Mitteilung am Donnerstag als ein „gutes Ergebnis, das einvernehmlich von den Kirchen mitgetragen“ werde. Kritik kommt dagegen von den NRW-Piraten.

Wichtigste angestrebte Änderung in dem Gesetz: Derzeit müssen zwei Drittel der Eltern zustimmen, um eine katholische oder evangelische Grundschule in eine allgemeine Schule umzuwandeln. In Zukunft würde eine einfache Mehrheit ausreichen. Auch in der Lehrerfrage könnten sich Bekenntnisschulen öffnen: „Stellvertretende Schulleitungen und das Kollegium müssen, wenn es um die Sicherung der Unterrichtsversorgung angeht, nicht mehr zwingend dem Bekenntnis der Schule angehören“, sagte die schulpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Sigrid Beer.

Die Piratenpartei hat neue Ideen für die Erziehung von Kleinkindern. Foto: Piratenpartei Deutschland / Flickr (CC BY 2.0)
Die nordrhein-westfälische Piratenpartei fordert die Abschaffung der Bekenntnisschulen. Foto: Piratenpartei Deutschland / Flickr (CC BY 2.0)

Die GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer bezeichnete das Vorhaben als großen Schritt für alle Kinder. Das gemeinsame Lernen unabhängig von Bekenntnis und Glauben werde erleichtert. Den NRW-Piraten wiederum gehen die Änderungen nicht weit genug. „Die öffentliche Bekenntnisschule ist nicht mehr zeitgemäß und gehört abgeschafft“, forderte der religionspolitische Sprecher der Partei, Michele Marsching, in einer schriftlichen Mitteilung. Die Grundschulen in NRW müssten ausnahmslos allen Kindern offen stehen. Nur so könne dem Anspruch auf Integration und Inklusion Rechnung getragen werden.

Nach Angaben des Schulministeriums gibt es in NRW 2891 öffentliche Grundschulen, 1942 sind Gemeinschaftsschulen, es gibt 876 katholische Bekenntnisschulen und 73 evangelische Bekenntnisschulen. Gegner des jetzigen Gesetzes fürchten seit Jahren, dass religiös ungebundene Eltern oder Muslime in manchen Kommunen keine andere ortsnahe Schule wählen können und verweisen zudem auf die sinkenden Zahlen der Kinder, die katholisch oder evangelisch getauft sind. dpa

Zum Beitrag: Probelauf für interreligiösen Unterricht an Hamburgs Schulen

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Henry Dalcke
3 Jahre zuvor

Bekenntnisschulen sind nie inkludierend. Genausowenig sind es aber staatliche Schulen ohne religiösem Profil. Warum? Weil Atheismus ebenso eine religiöse Position ist! Man muss schließlich ebenso im Glauben annehmen, dass der naturalistische Materialismus wahr ist und alles völlig naturwissenschaftlich erklärt werden kann.
Wenn Bekenntnisschulen durch Mehrheiten oder auch auf Basis von Gesetzen zum Inklusionszwang abgeschafft werden können, werden alle Eltern, die ihre Kinder im Glauben erziehen wollen, vor den Kopf gestoßen, da sie gezwungen sind, ihre Kinder die große Mehrheit des Tages der atheistischen Weltanschauung auszusetzen, welche ihrer eigenen zu 100% zuwiderläuft!
Dass ein solches Unrecht überhaupt zur Debatte gestellt wird, schockiert mich!

Henry Dalcke | Pädagoge aus Rostock | http://www.Kreationeum.de

Carsten60
3 Jahre zuvor
Antwortet  Henry Dalcke

Wodurch bitte wird irgend jemand zum Atheismus gezwungen, wenn in den Schulen die verschiedenen Konfessionen gleichberechtigt (!) nebeneinander stehen? Ist es nicht eher umgekehrt: Werden nicht in den katholischen (aber staatlich finanzierten) Schulen in NRW die Kinder quasi in den Schulgottesdienst gezwungen, ganz abgesehen davon, dass die ganz offiziell katholische Schüler bevorzugen dürfen? Ob ihnen das wirklich guttut? Selbst in Bayern ist dieser Spuk abgeschafft, das müsste Ihnen eigentlich zu denken geben. Schließlich gibt es zusätzlich überall noch kirchliche Privatschulen. Wenn also irgendetwas in unserer Gesellschaft reichlich repräsentiert ist, dann ist es Religion. Das Grundgesetz ist ausgesprochen freundlich gegenüber Religionsfunktionären aller Art. Privatschulen, die den Atheismus auf ihre Fahnen schreiben, sind nicht einmal zugelassen. Es muss schon eine „Weltanschauung“ sein, und selbst dann ist man zögerlich bei der Genehmigung.

Henry Dalcke
2 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

Carsten60 offensichtlich benutzen Sie ein Feuerzeug, um nach der Sonne zu suchen. Es ist doch wohl offensichtlich, dass absolut jede staatliche Schule auf Grundlage der Weltanschauung des naturalistischen Materialismus unterrichtet, ohne die Alternativen auch nur anzuschneiden – und wenn, dann nur unter dem Banner der sich lustig machenden Kritik! Oder haben Sie jemals die zu beobachtenden Sachlage im Lichte des Kreationismus präsentiert bekommen? Nein. Warum nicht? Weil er als unwissenschaftlich verschrien ist. Dabei ist etwas ausschließlich dann wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis, wenn es im Prozess beobachtet werden kann, analysiert, für die Vorhersage natürlicher Phänomene und Experimentalergebnisse genutzt, experimentell verifiziert und wiederholt werden kann. Wie man unschwer hieran erkennen kann, entziehen sich sowohl Evolution, wie auch Naturalismus und Materialismus dieser wissenschaftlichen Methode, da sie im Kern philosophische Modelle sind – keine naturwissenschaftlichen. Man muss schon maximal ignorant sein, um mit Anspruch auf Geld um die Ansicht vertreten zu können, Religion sei in diesem Land irgendwie überrepräsentiert. Wenn eine Religion in diesem Land überrepräsentiert ist – und zwar mit großem Abstand – dann ist es der evolutionsbasierte Atheismus. Fakt! Sie sollten sich dringend den Stahlträger aus dem Auge ziehen!

Georg
3 Jahre zuvor
Antwortet  Henry Dalcke

Echter Atheismus oder Antitheismus wird ähnlich selten sein wie echtes tiefgläubiges Christentum. Für erstere gibt es mit Praktischer Philosophie oder Ethik eine passende Alternative.

Die meisten selbst ernannten Atheisten oder Antitheisten dürften westlich aufgezogene Agnostiker sein, denen die Kirche schlicht und ergreifend am Hintern vorbei geht. Außerdem sind die meisten Bekenntnisschulen bereits heute offen für alle Bekenntnisse, was wohl dem Kindermangel geschuldet ist. Die Zügigkeit möchte ja erhalten bleiben. Sie halten sich zwar die Auswahl vor, was Kritiker dann wieder als soziale Auswahl werten. Bei den konfessionellen Gymnasien wird das tatsächlich der Fall sein, allerdings unabhängig von der Konfession (katholisch, evangelisch, jüdisch und muslimisch).

Georg
3 Jahre zuvor

PS: Der Artikel ist von 2014. Was daraus geworden ist, weiß ich nicht.