Künftige Schulstruktur: Landesregierung kann sich für Schülervorschlag erwärmen

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WIESBADEN. Beim Bildungsgipfel kommt im zähen Ringen um die künftige Schulstruktur in Hessen Bewegung. Kultusminister Alexander Lorz (CDU) und die Regierungsfraktionen stellten sich am Montag hinter einen Vorschlag der Landeschülervertretung (LSV), die ein Zwei-Säulen-Modell erarbeitet hatte. Das Konzept sei eine sehr gute Grundlage für die abschließende Debatte und ein Weg, bisherige Gräben in der Schulpolitik zu überwinden, sagte der Minister in Wiesbaden. Er könne sich vorstellen, auf dieser Basis eine Einigung zu erzielen. Es müssten aber noch Details diskutiert werden.

Nach dem Modell der Landesschülervertretung sollen die Gymnasien in ihrer heutigen Form bestehenbleiben. Daneben soll es die Gesamtschule geben, die sich in drei Bereiche aufteilt: Die Kooperative Gesamtschule, die Integrierte Gesamtschule und eine «Sekundarschule», in der die Haupt- und Realschule zusammenfließen werden.

Eingeführt werden soll bei der neuen «Sekundarschule» ein Mischformat aus Klassen und Kursunterricht mit dem Angebot aller Abschlusswege bei möglichst langem gemeinsamen Lernen. Vorgeschlagen wird, dass die Kinder ab der fünften Klasse gemeinsam, aber in den Hauptfächern differenziert mit dem Fokus auf eine Haupt- oder eine Realschul- und Gymnasialempfehlung unterrichtet werden.

Ab der siebten Klasse soll der Unterricht in jahrgangsbezogenen Kursen und wieder in der Differenzierung in die beiden Abschlussrichtungen erfolgen. Die Schule soll die Entwicklung der Schüler ständig neu einschätzen und sich von der Ausgangsempfehlung lösen. Auch in der zehnten Klasse wird Kursunterricht vorgeschlagen. Schüler mit der Eignung für die gymnasiale Oberstufe sollen jedoch in eigenen Kursen intensiv auf das Abitur vorbereitet werden.

Mit dieser neuen Schulform werde die Durchlässigkeit für die Schüler erhöht, erklärte Lorz. Es werde kein Bildungsweg abgeschnitten, Sackgassen gebe es nicht mehr. Damit werde den Eltern die Sorge genommen, nach der vierten Klasse die falsche Entscheidung zu treffen.

Grünen-Fraktionschef Mathias Wagner und der CDU-Bildungsexperte Armin Schwarz betonten ihren Willen zu dem Kompromiss und forderten die übrigen Teilnehmer des Bildungsgipfels auf, sich ebenfalls zu bewegen. Die Fraktionen hätten es sich nicht leicht gemacht, den Weg mitzugehen. Gebe es breite Zustimmung zu dem Papier, rücke eine Verständigung auf verlässliche Schulstrukturen in greifbare Nähe.

Die Opposition im hessischen Landtag reagierte jedoch mit Ablehnung und teils scharfer Kritik. Der SPD-Bildungsexperte Christoph Degen sprach von einem unzureichenden Vorschlag, in dem er keinen großen Wurf erkenne. Linken-Fraktionschef Willi van Ooyen sagte, das vorgelegte Konzept sei kein Kompromiss und von wirklichen Verbesserungen meilenweit entfernt. Der FDP-Abgeordnete Wolfgang Greilich warnte vor Verschlechterungen für die Gymnasien. «Es wäre naiv zu glauben, dass diese Maßnahmen folgenlos bleiben wird.» dpa

Zum Bericht: Hessischer Bildungsgipfel wird zum Desaster für Lorz – jetzt wenden sich auch die Philologen ab

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