Die Kieler Universität feiert Geburtstag mit großem Brimborium und einer Prinzessin – den 350.

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KIEL. Jubiläums-Festakt am Gründungsort: In der Kieler Nikolai-Kirche krönt die Universität ihre Feiern zum 350. Geburtstag. Der Besuch der dänischen Prinzessin Benedikte symbolisiert die historischen Bindungen zum Nachbarn. Ein düsteres Kapitel kommt auch zur Sprache.

War 1893, als dieses Foto entstand, offenbar noch ein recht beschaulicher Hort der Bildung, die Universität Kiel (hier das Hauptgebäude). Foto: Wilhelm Dreesen / Wikimedia Commons
War 1893, als dieses Foto entstand, offenbar noch ein recht beschaulicher Hort der Bildung, die Universität Kiel (hier das Hauptgebäude). Foto: Wilhelm Dreesen / Wikimedia Commons

Friedensgebet, Festakt, Musik, Grußworte und royaler Besuch – sehr feierlich und ausgiebig hat die Kieler Universität am Montag ihr 350-jähriges Bestehen gefeiert. Zu den knapp 700 Gästen eines Festaktes in der Nikolai-Kirche gehörten Ministerpräsident Torsten Albig (SPD), Landesbischof Gerhard Ulrich und die dänische Prinzessin Benedikte, Schwester von Königin Margrethe II.. Sie würdigten in Grußworten die Entwicklung und Leistungen der 1665 gegründeten Christian-Albrechts-Universität (benannt nach ihrem Gründer, dem Fürstbischof von Lübeck zwischen 1655 und 1666 sowie Herzog in Schleswig und Holstein von 1659 bis 1695).

Sie ist die größte Hochschule in Schleswig-Holstein und die einzige Volluniversität. An der Uni lernen heute 25.000 Studenten. Unter den rund 3300 Mitarbeitern sind fast 400 Professoren. Die Kieler Uni habe sich zu einem bedeutenden akademischen Zentrum entwickelt und eine beeindruckende Entwicklung genommen, sagte Prinzessin Benedikte.

Die Hochschule an der Förde war lange die südlichste dänische Universität: «Die dänische Epoche zwischen etwa 1720 und 1867 war dabei geprägt von bemerkenswerten Neuerungen wie Klinikgründungen oder der Begründung der Lehrerbildung in Kiel um 1800», sagte Uni-Präsident Lutz Kipp.

Die Hochschule sei für die nächsten 350 Jahre gut aufgestellt, befand Ministerpräsident Albig. Das Land setze im Blick auf die Bildung und Integration der Flüchtlinge auch auf die Hochschulen. «Die Christian-Albrechts-Universität ist ein Exzellenz-Zentrum in Sachen Integration und Weltläufigkeit.» Die Uni sei bereit, zur Bewältigung der Flüchtlingssituation beizutragen, sagte Präsident Kipp und forderte dafür spürbare Unterstützung durch das Land ein. Die Uni bestehe auch bei Flüchtlingen auf dem Leistungsprinzip. Nur so könnten Zuwanderer nachvollziehbar und gerecht in das deutsche Bildungssystem integriert werden.

Kipp forderte die Studenten und Wissenschaftler auf, stets auch die Konsequenzen ihres Tuns zu überprüfen. «Fast jede Erkenntnis und Erfindung kann heute ebenso dem Guten wie dem Schlechten dienen», sagte er. Ethische Bildung werde an der Uni eine Schlüsselrolle einnehmen.

Kipp erinnerte auch an die unheilvolle Rolle der Universität in der NS-Zeit: «Gleichschaltung, Vertreibung und Verbrämung brachen sich hier damals schnell Bahn». Die Uni sei in der NS-Zeit schuldig geworden, habe Wissenschaftler diffamiert, diskreditiert und entlassen, weil sie jüdischer Herkunft waren oder auf andere Art nicht ins Bild passten, sagte Albig. «Der Gleichschaltungsprozess in der NS-Zeit fand in Kiel sehr schnell und ohne größeren Widerstand statt,» äußerte der evangelische Landesbischof Gerhard Ulrich. Der offene Umgang mit dieser Zeit verbinde die Uni und die Nordkirche. dpa

 

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