Sport fördert die Konzentration noch besser als angenommen

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HALLE. Bis zu 40 Prozent bessere Konzentrationsleistungen zeigten Grundschüler, die eine Stunde Sport zusätzlich angeboten bekamen. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Universität Halle-Wittenberg.

Wie sich sportliche Betätigung im Schulalter auf die geistige Fitness – genauer: die Konzentrationsfähigkeit – auswirkt, ist eine Frage, die gerade in Zeiten von Handy, Internet und Spielekonsole Pädagogen und Eltern verstärkt umtreibt. Sportwissenschaftlerin Nadja Walter von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) hat sich deshalb dieser Thematik in ihrer Dissertation angenommen. Die in Zusammenarbeit mit fünf halleschen Schulen durchgeführte Studie „Konzentrations- und Aufmerksamkeitsförderung durch Sport in der Grundschule“ ist jetzt im Verlag Dr. Kovac erschienen und zeigt: Gezielte sportliche Interventionen tragen signifikant zur Verbesserung der Konzentrationsleistung bei.

„Körper fordern – Geist fördern“, so lautet eine populärwissenschaftliche Forderung, die in den vergangenen Jahren auch von Sportpädagogen stetig lauter artikuliert wird. Für ihre Dissertation am Department Sportwissenschaft der MLU hat Nadja Walter diese These genauer untersucht: In einer 16-monatigen Feldstudie ließ sie im Rahmen des Sportunterrichtes wöchentlich einstündige sportliche Einheiten – zum einen Karate, zum anderen Hand- und Volleyball – durchführen. Mittels Konzentrationstests und umfangreicher Beobachtungen wurde begleitend die Wirksamkeit der Maßnahmen auf die Konzentrationsfähigkeit der 300 teilnehmenden Zweitklässler geprüft.

Dritte Sportstunde in jedem Fall sinnvoll

„Im Ergebnis lässt sich festhalten: Die gezielte sportliche Intervention hat sich fördernd auf die Konzentrationsleistung der Schüler ausgewirkt, stärker als der reguläre Sportunterricht allein“, fasst Walter zusammen. Überraschend ist das Ausmaß: So seien bei den Teilnehmern bis zu 40 Prozent Zuwächse hinsichtlich der Konzentrationsleistung zu verzeichnen gewesen als bei der Kontrollgruppe. Karate und Ballsport hätten sich zudem als nahezu gleichermaßen wirksam erwiesen. „Die Forderung nach der Wiedereinführung der dritten Pflichtsportstunde kann ich folglich in jedem Fall unterstützen. Zudem geben die Ergebnisse Anlass dafür, intensiv über die Öffnung des Lehrplanes und die Einbeziehung methodisch-didaktischer Aspekte in den Sportunterricht nachzudenken“, so die Sportwissenschaftlerin.

Zu Beginn ihrer Arbeit im Januar 2009 hatte Walter zunächst aus den 15 teilnehmenden Klassen drei Vergleichsgruppen gebildet: Während jeweils fünf Klassen in einer der beiden wöchentlichen Sportstunden eine Einweisung in schulsportgeeignetem Karate erhielten, übten sich weitere fünf in den Grundlagen des Hand- und Volleyballs. In der Kontrollgruppe wurde der Sportunterricht nach Lehrplan abgehalten.

Um die Wirksamkeit der gezielten und angeleiteten sportlichen Interventionen auf die Konzentrationsfähigkeit erfassen zu können, setzte Walter vor Beginn und am Ende der 16-monatigen Trainingsphase das sogenannte Frankfurter-Aufmerksamkeits-Inventar (FAIR) ein: ein psychologischer Test, bei dem die Schüler unter Zeitdruck die Aufgabe hatten, in mehreren Reihen angeordnete, ähnliche Symbole sicher zu unterscheiden und die vorgegebenen Zielitems zu markieren. Ergänzend hat die Sportwissenschaftlerin Verhaltenslisten von deren Lehrern ausfüllen lassen, in den Sportstunden selbst Beobachtungsbögen angefertigt und in einer umfangreichen Feedbackerhebung Einstellungen und Meinungen der beteiligten Schüler, Lehrer und Eltern zur Untersuchung und den gewonnen Ergebnissen erhoben. idw

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