Experten: Schulessen in Thüringen ist zu fett

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ERFURT/WEIMAR. Die Thüringer Küche ist deftig. Dass auch beim Schulessen zu viel Fleisch auf dem Teller liegt, macht Ernährungsfachleuten Sorgen. Bereits jetzt ist fast jeder zehnte Achtklässler extrem übergewichtig.

Experten: Zu viel Fleisch beim Schulessen in Thüringen; Foto: barockschloss / Flickr (CC BY 2.0))
Experten: Zu viel Fleisch beim Schulessen in Thüringen; Foto: barockschloss / Flickr (CC BY 2.0))

Im Bratwurstland Thüringen steht beim Schulessen nach Einschätzung von Fachleuten zu häufig Fleisch auf dem Speisezettel. «Die mangelnde Ausgewogenheit bei den Mahlzeiten ist unser größtes Problem», sagte Alexandra Lienig, Leiterin der Projektstelle Schulverpflegung bei der Verbraucherzentrale Thüringen. Vor allem in Schulen, die das Essen von kleinen Gaststätten oder Fleischereien bezögen, seien drei bis vier Fleischgerichte pro Woche keine Seltenheit. Gemüse- und Fischgerichte kämen dagegen zu kurz. Größere Anbieter hingegen lieferten inzwischen auch vegetarische oder Bio-Gerichte.

In Erfurt beschäftigt sich eine Fachtagung mit rund 90 Teilnehmern mit der Schulverpflegung im Freistaat. Nach einer Erhebung der Projektstelle unter knapp 400 Thüringer Schulen nutzen 43 Prozent der Mädchen und Jungen die Schulverpflegung. «Spätestens ab der 7. Klasse aber klinken sich die meisten Schüler aus», sagte Lienig. Würden mehr als 70 Prozent der Grundschüler in den Schulen verpflegt, seien es bei den Gymnasiasten nur etwa 28 Prozent und bei den Regelschülern 22 Prozent.

Die von Schülern häufig geäußerte Kritik an der Qualität des Schulessens kann Lienig teilweise nachvollziehen. «Bis die angelieferten Essensportionen tatsächlich ausgegeben werden, dauert es teilweise bis zu fünf Stunden», sagte sie. «Nach stundenlangem Warmhalten sieht auch das schönste Gemüse nicht mehr appetitlich aus, außerdem leidet der Vitamingehalt.» Zur Menge der in Thüringen täglich im Abfall landenden Schulessensportionen konnte Lienig keine Angaben machen.

Nach ihren Beobachtungen sind auch die Atmosphäre in vielen Schul-Speiseräumen und die Kosten Gründe, warum vor allem ältere Schüler die Schulverpflegung nicht nutzen. Der Durchschnittspreis für eine Essensportion liege in Thüringen bei 1,90 Euro bis 2,10 Euro. Das Land hat seine Zuschüsse für das Schulessen bereits vor einigen Jahren gestrichen. Kinder aus Hartz-IV-Familien können aus dem sogenannten Bildungs- und Teilhabepaket Zuschüsse zum Schulessen erhalten. «Wir merken auch, dass das genutzt wird», sagte Lienig. Die 2008 gebildete Projektstelle Schulverpflegung unterstützt Schulen bei der Einführung ernährungswissenschaftlicher Qualitätsstandards für die Schulverpflegung. KATRIN ZEIß, dpa

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(27.6.2012)

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