Bildungsvergleich: Sachsen spitze, Schleswig-Holstein hinten

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BERLIN. Sachsen und Thüringen top, Schleswig-Holstein und Berlin ganz hinten – so sind die Bildungschancen nach einer neuen Studie verteilt. Vom Betreuungsgeld halten die Autoren nichts.

Das Institut der deutschen Wirtschaft hat beim Bildungsmonitor wieder Gewinner und Verlierer gekürt. Fotos: Gerd Altmann / pixelio.de
Das Institut der deutschen Wirtschaft hat beim Bildungsmonitor wieder Gewinner und Verlierer gekürt. Fotos: Gerd Altmann / pixelio.de

Sachsen bietet nach einer Studie deutschlandweit die besten Bildungschancen. Platz zwei belegt Thüringen vor Baden-Württemberg und Bayern. Zu diesen Ergebnissen kommt der Bildungsmonitor 2012 des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. Er wurde im Auftrag der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt.

Bremen verbessert sich in der Liste der Forscher gegenüber dem vergangenen Jahr um einen Platz auf Rang fünf. Vor acht Jahren lag Bremen noch auf dem 15. Rang. Das bisherige Schlusslicht Berlin rückt einen Platz auf und gibt die rote Laterne an den bisherigen Vorletzten Schleswig-Holstein ab. Rheinland-Pfalz hat den Anschluss an das Spitzenfeld verloren. Das Land rutschte vom fünften Platz im Vorjahr auf den elften ab. Als einziges Land konnte es sich nicht verbessern und stagnierte in der Bewertung, heißt es. Das Hamburger Bildungssystem hat die stärksten Fortschritte aller Bundesländer gemacht. Die Schulen der Hansestadt belegten jetzt Rang 8.

Die Forscher warnten bei der Vorstellung in Berlin vor vertanen Wachstumschancen durch die Einführung des von der CSU forcierten Betreuungsgelds für Eltern, die ihr Kleinkind in eigener Regie betreuen. Nötig sei ein flächendeckender Kita-Ausbau. Die Studienautoren forderten weitere Verbesserungen – etwa die generelle Möglichkeit einer Ganztagsbetreuung vom ersten Lebensjahr an.

Der Monitor stellt das Länder-Ranking anhand eines eigenen Punktesystems mit 110 Indikatoren auf. Er wurde zum neunten Mal vorgelegt. Im Kern fragt die Studie, inwieweit ein Land die Bildungsinfrastruktur verbessert hat, die Chancen auf Teilhabe sichert und Wachstumskräfte auf diesem Feld stärken kann.

Der Geschäftsführer der Initiative, Hubertus Pellengahr, begründete die Spitzenplätze für Sachsen und Thüringen mit optimaler Infrastruktur für die Förderung. Die Länder bekämpften Bildungsarmut und böten breiten Zugang zu akademischen Abschlüssen besonders in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern. Die Initiative INSM wird von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie finanziert.

Insgesamt gebe es Fortschritte in den Ländern. Neben Hamburg und Bremen hätten sich auch Thüringen, Brandenburg und Niedersachsen verbessert. Beispiel Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren: Das Angebot stieg dem Report zufolge innerhalb der vergangenen fünf Jahre von 13,6 auf 25,2 Prozent – dies sei jedoch noch zu langsam, um die Ausbauziele der Regierung zu erreichen. Auch bei den Ganztagsschulen habe es Fortschritte gegeben: Rund 23 Prozent der Grundschüler besuchten 2010 eine Ganztagsschule – zehn Jahr zuvor waren es 4 Prozent.

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Die Studienautoren plädierten eindringlich für eine flächendeckenden Infrastruktur für Ganztagsbetreuung kleiner Kinder. Die Wachstumsrate würde so laut Bildungsmonitor langfristig um mehr als 0,33 Prozentpunkte steigen. Das Bruttoinlandsprodukt läge dann 2050 um 221 Milliarden Euro höher als ohne Ausbau der Betreuung. Bildungs- und Familienpolitik sollten darauf abzielen. «Für Leistungen wie das Betreuungsgeld sind diese Effekte nicht nachweisbar», mahnte der Studienleiter beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Axel Plünnecke, an die Adresse von Schwarz-Gelb.

Jugendliche mit Migrationshintergrund hätten wegen stärkerer Beteiligung an frühkindlicher Bildung ihren Rückstand reduziert. Der Anteil ausländischer Schulabgänger ohne Abschluss an allen Schulabsolventen sank laut dem Report von 20 Prozent im Jahr 2000 auf rund 13 Prozent 2010. Die Forscher mahnen aber zugleich: «Schüler aus bildungsfernen Haushalten oder aus Migrantenfamilien bleiben weiterhin hinter den anderen Schülern zurück.»

Seit dem Jahr 2000 gebe es wegen der steigenden Zahl von Hochschulabsolventen pro Jahrgang heute rund 556 000 zusätzliche Akademiker in Deutschland, davon 168 000 in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

Die Rangliste des Bildungsmonitors:

1. Sachsen
2. Thüringen
3. Baden-Württemberg
4. Bayern
5. Bremen
6. Sachsen-Anhalt
7. Niedersachsen
8. Hamburg
9. Hessen
10. Mecklenburg-Vorpommern
11. Rheinland-Pfalz
12. Brandenburg
13. Nordrhein-Westfalen
14. Saarland
15. Berlin
16. Schleswig-Holstein

dpa (15.8.2012)

Hier geht es zu der Studie.

 

 

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s.maier
11 Jahre zuvor

„Die Studienautoren plädierten eindringlich für eine flächendeckenden Infrastruktur für Ganztagsbetreuung kleiner Kinder…“ – ob das wohl sein muss, warum KiTas die Eltern nicht ersetzen können schreibt Christine Haderhauer in ihrem Beitrag: http://www.atkearney361grad.de/2012/08/16/eltern-ermutigen-und-starken-statt-bevormunden/