Mecklenburg-Vorpommern: Weniger Bürokratie für Lehrer

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SCHWERIN. Das Bundesland Bayern war nicht nur Pisa-Sieger, sondern quält seine Lehrer auch mit deutlich weniger Bürokratie-Aufgaben als Mecklenburg-Vorpommern. Die soll jetzt weniger werden. Das Ziel: zufriedenere Lehrer. 

Mit dem Abbau von Bürokratie und der Einführung einheitlicher Bewertungsmaßstäbe will Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) die Lehrer im Land entlasten und so für mehr Zufriedenheit in den Kollegien sorgen. So soll die Pflicht entfallen, für jeden Schüler einen Förderplan zu erstellen. Auch die Anzahl der Prüfungen wird verringert und damit dem Standard erfolgreicher Länder wie Bayern angepasst. «Lehrer unterrichten lieber als Akten zu verwalten», sagte Brokorb in Schwerin. Zustimmung kam von der mitregierendenCDU, die oppositionelle Linke erneuerte ihre Forderung nach mehr Geld für die Bildung.

Das Kabinett habe die «unaufgeregte und eher kleine Schulgesetznovelle» gebilligt, sagte Brodkorb. Der Entwurf werde nun zur Beratung und Beschlussfassung in den Landtag eingebracht. Mit der Gesetzesänderung solle auch die Möglichkeit der freien Schulwahl ab Klasse fünf dauerhaft festgeschrieben werden. Von dem erst seit kurzem gewährten Recht, ihre Kinder nicht an der örtlich zuständigen Schule unterrichten zu lassen, hätten bislang weniger als fünf Prozent der Eltern in Mecklenburg-Vorpommern Gebrauch gemacht. «Der Zulauf an städtischen Schulen ist zwar etwas größer geworden, doch keine Schule ist wegen dadurch sinkender Schülerzahlen in ihrem Bestand gefährdet», betonte Brodkorb.

Vier statt 15 Bewertungsdimensionen

Für Entlastung der Lehrer sollen auch überschaubarere Kriterien für die Beurteilung des Arbeits- und Sozialverhaltens der Schüler beitragen. Statt, wie an manchen Schulen üblich, bis zu 15 «Bewertungsdimensionen» soll es ab dem Schuljahr 2013/14 einheitlich nur noch vier geben. Brodkorb schlug dafür Fleiß, Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft und Gemeinschaftsfähigkeit vor. Ordnung und Betragen, Bereiche, die in der DDR mitbewertet worden waren, lehnte der Minister ab: «Das klingt zu sehr danach, dass Kinder darauf konditioniert werden, den Lehrern zu gehorchen.»

Brodkorb verteidigte seinen politischen Kurs, zunächst durch strukturelle und organisatorische Änderungen für Verbesserungen im Schulalltag zu sorgen. «Richtige Schulpolitik hängt nicht zuerst davon ab, wie viel Geld dafür ausgegeben wird», sagte er. Zur Attraktivität des Lehrerberufs trügen neben gesellschaftlicher Wertschätzung und Entlohnung maßgeblich auch die Arbeitsbedingungen der Lehrer bei. Die Entbürokratisierung an den Schulen solle deshalb in den kommenden Jahren konsequent fortgeführt werden.

Frei werdende Ressourcen bleiben im Schulsystem

Brodkorbs Angaben zufolge entsprechen die mit dem neuen Schulgesetz eingeleiteten Entlastungen der Pädagogen etwa 66 Lehrerstellen oder 4,6 Millionen Euro, die jedoch dem Schulsystem nicht entzogen würden. «Lehrer sollten nicht Dinge tun müssen, die sie selbst als sinnlos ansehen», betonte der Minister. Dazu zähle auch die Festlegung von eigenen Bewertungskriterien durch jede Schulkonferenz. Das habe unter anderem im Sport zu unterschiedlicher Benotung für gleiche Leistungen geführt. Brodkorb plädierte für landesweit einheitliche Maßstäbe. Dies sei auch eine unverzichtbare Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung des angestrebten Zentralabiturs.

Die CDU würdigte, dass Brodkorb in der Schulgesetznovelle Anregungen ihrer Fraktion berücksichtigt habe. «Die Neuregelung zu den Förderplänen sowie das Ansinnen, die Bewertung des Arbeits- und Sozialverhaltens verbindlicher zu gestalten, sind gute Schritte hin zu einem tragfähigen Schulgesetz», erklärte der Unionsabgeordnete Torsten Renz.

Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Simone Oldenburg, mahnte Unterstützung für alle Schulstandorte an. «Ziel muss es deshalb sein, so in die Schulen zu investieren, dass alle Standorte den Schülerinnen und Schülern eine vergleichbar gute Förderung und weitere notwendige Rahmenbedingungen gewährleisten können.» Die freie Schulwahl könne Anreiz sein, alle Schulen zu besten Schulen zu machen. dpa

(11.09.2012)

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