WEIMAR. Das Weihnachtslied «O du fröhliche» erklingt bald wieder allerorten, sein Dichter und Impulsgeber heutiger Diakonie, Johannes Daniel Falk, ist jedoch kaum bekannt. Das soll sich ändern.

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) erinnert seit Freitag an den Dichter, Naturforscher und Bahnbrecher neuzeitlicher Pädagogik Johannes Daniel Falk (1768-1826). Sein Weihnachtslied «O du fröhliche» sei bis heute populär, sein soziales Engagement aber weitgehend in Vergessenheit geraten, teilte die Kirche zur Eröffnung des Jubiläumsjahres Johannes Falk 2013 in Weimar mit. Es soll mit Tagung, Festwochenende und Spendenaktion an die «Gesellschaft der Freunde in der Not» erinnern, die Falk 1813 mit dem Stiftsprediger Karl Friedrich Horn in Weimar gründete. Sie sollte notleidende Jugendliche unterstützen.
Falk selbst, der zeitweise mit Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland verkehrt, musste harte Schicksalsschläge erleiden. Vier seiner sieben Kinder starben innerhalb weniger Monate. Das «Falksche Institut» wurde vor allem von privaten Unterstützern getragen. Es ermöglichte Jugendlichen nach den Napoleonischen Kriegen eine praktische Berufsausbildung bei Handwerksmeistern. Ergänzt wurde die praktische Ausbildung nach Angaben der Evangelische Akademie Thüringen durch religiöse Unterweisung und umfassende Bildung.
„Gesellschaft der Freunde in der Not“ wiederbegründet
Das Institut markiere einen wichtigen Punkt in der Geschichte der Sozialpolitik und Sozialfürsorge im deutschsprachigen Raum, hieß es. Es könne als eines der Gründungsimpulse der Diakonie und des modernen Sozialstaats angesehen werden. Nach dem Weimarer Vorbild entstanden zahlreiche sozialpädagogische Einrichtungen im In- und Ausland, zum Beispiel das 1833 von Johann Hinrich Wichern 1833 gegründete Raue Haus in Hamburg.
Die «Gesellschaft der Freunde in der Not» wurde im Europäischen Kulturstadtjahr Weimar 1999 unter dem Namen «Johannes Falk e.V.» wiedergegründet. Er unterstützt kulturelle und soziale Projekte in der Stadt. Die Schirmherrschaft über das Jubiläumsjahr hat Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht übernommen. dpa
(26.10.2012)