Mecklenburg-Vorpommern will die Inklusion bis 2020 flächendeckend umsetzen

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SCHWERIN. Ab 2020 sollen behinderte und nicht behinderte Kinder in Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam lernen können – und das Land damit die UN-Konvention erfüllen. 

Autistisches Kind in einer Förderschule für geistig Behinderte. Foto: Flickr
Autistisches Kind in einer Förderschule für geistig Behinderte. Foto: Flickr

Sonderpädagogen für alle Grundschulen im Land, Barrierefreiheit für Körperbehinderte an jeweils einer Schule pro Altkreis: Mit Maßnahmen wie diesen soll es bis zum Jahr 2020 gelingen, alle behinderten Kinder, deren Eltern es wünschen, gemeinsam mit den nicht behinderten zu unterrichten.

Eine von Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) vor neun Monaten eingesetzte Expertenkommission empfiehlt in einem Bericht die schrittweise Einführung der sogenannten Inklusion. Zunächst sollen Kinder mit Förderbedarf beim Lernen, der Sprach- und der emotionalen Entwicklung in die herkömmlichen Schulklassen integriert werden.

Sonderpädagogisches Personal für sechs Prozent eines Jahrgangs

 

Bisher besuchen diese Kinder Förderschulen, seit zwei Jahren werden aber bereits keine Erstklässler mehr dort eingeschult. Damit sie die benötigte Hilfe erhalten, sollen alle Schulen für sechs Prozent eines Jahrgangs sonderpädagogisches Personal zugewiesen bekommen. In sozialen Brennpunkten soll es mehr sein, sagte die Kommissionsvorsitzende Katja Koch, Professorin am Institut für sonderpädagogische Entwicklungsförderung der Universität Rostock.

Für Kinder mit anderem Förderbedarf, wie Hören, Sehen oder körperliche Entwicklung, empfiehlt die Expertenkommission in ihrem 164 Seiten starken Bericht die flächendeckende Einrichtung von «Schulen mit spezifischer Kompetenz». Bis 2020 soll in jedem Altkreis und jeder vor der Reform von 2011 kreisfreien Stadt mindestens eine Schule so ausgestattet sein, dass diese Kinder dort mit unterrichtet werden können.

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Noch in diesem Jahr will Brodkorb einen Vorschlag zur Umsetzung vorlegen

Minister Brodkorb kündigte an, noch in diesem Jahr einen Vorschlag zur Umsetzung der Kommissionsempfehlungen vorlegen zu wollen. Vor allem die ständige Ausstattung der Schulen mit Sonderpädagogen halte er für eine sehr gute Idee, sagte er. Dadurch könne sich eine stabile Zusammenarbeit über Jahre entwickeln.

Zunächst soll der Landtag über den Inhalt des Kommissionsberichts unterrichtet werden, dann werde dort über die Umsetzung diskutiert, sagte Brodkorb. Auch in der Öffentlichkeit soll es eine breite Diskussion geben, unter anderem bei einem Inklusionskongress im Mai in Rostock. Der Bildungsausschuss des Landtags will sich nach Angaben der SPD-Abgeordneten Margret Seemann bereits an diesem Mittwoch mit dem Bericht befassen.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Butzki betonte: «Die Einführung der Inklusion ist kein Sparmodell, sondern soll Schülerinnen und Schülern insgesamt bessere Bildungschancen bringen.» Die Linke-Abgeordnete Simone Oldenburg forderte zu den vorgeschlagenen Maßnahmen unverzüglich Aussagen der Landesregierung zu konkreten Schritten, Zeitplan und finanzieller Untersetzung. Zu den Kosten ihrer Empfehlungen hat die Kommission in ihrem Bericht keine Aussagen gemacht.

Die Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Annett Lindner, forderte im Zuge der Inklusion die Abschaffung des mehrgliedrigen Schulsystems mit Regionalschulen und Gymnasien. «Inklusion und gegliedertes Schulsystem vertragen einander nicht», meinte Lindner. «Wir fordern daher eine Schule für alle.» dpa

(26.01.2013)

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