Stadt wirbt um Anmeldungen für ihre illegale Schule

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SEIFHENNERSDORF. Das sächsische Kultusministerium hat das Aus für die Mittelschule in der Kleinstadt Seifhennersdorf längst beschlossen. Doch die gibt ihren Widerstand nicht auf – und lässt munter weiter unterrichten. Jetzt wird sogar um neue Fünftklässler geworben.

Die Eltern in Seifhennersdorf wollen sich mit der Schulschließung nicht abfinden - und haben in Eigenregie einen Schulbetrieb organisiert. Foto: privat
Die Eltern in Seifhennersdorf wollen sich mit der Schulschließung nicht abfinden – und haben in Eigenregie einen Schulbetrieb organisiert. Foto: privat

Die Mittelschule in Seifhennersdorf (Landkreis Görlitz) wirbt für das kommende Unterrichtsjahr um neue Fünftklässler. Die Einrichtung hat für diesen Freitag zum Tag der Offenen Tür eingeladen und hofft auf ausreichend Anmeldungen, sagte Schulleiterin Rita Schmidt. Die Schule besuchen offiziell insgesamt 66 Schüler in der achten, neunten und zehnten Klasse. Ohne Erlaubnis des sächsischen Kultusministeriums gibt es dort zudem «Protestunterricht» für derzeit noch 13 Kinder in der fünften Klasse, wie Bürgermeisterin Karin Berndt (parteilos) sagte.

Unterdessen wartet die Stadt gespannt auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts in Dresden. Bis Ende Februar wollte es über die Klage von Seifhennersdorf gegen den 2005 beschlossenen Schulnetzplan des Landkreises Görlitz entscheiden. Darin ist Seifhennersdorf nur mit einer Grundschule und einem Gymnasium berücksichtigt. Als Standorte für Mittelschulen wurden Großschönau, Oderwitz und Ebersbach-Neugersdorf festgelegt.

An der Mittelschule in Seifhennersdorf durfte zu Beginn des laufenden Schuljahres keine fünfte Klasse gebildet werden, weil dafür nur 38 anstatt der geforderten 40 Anmeldungen vorlagen. Anstatt ihre Kinder in Schulen umliegender Orte zu schicken, organisierten betroffene Eltern den Unterricht mit pensionierten und freiberuflichen Lehrern selbst.

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Die Stadt hatte darauf gehofft, dass das Dresdner Verwaltungsgericht seine Entscheidung eher verkündet, um die ungewisse Situation zu beenden. Eltern hätten sich sicher längst orientiert, an welche Schule sie ihre Kinder nach der vierten Klasse schicken, befürchtet Bürgermeisterin Berndt. Schulleiterin Schmidt wünscht sich, dass wenigstens eine fünfte Klasse an ihrer Einrichtung wieder offiziell unterrichtet werden könnte, wie es das sächsische Moratorium zum Schutz bestimmter Mittelschulen auf dem Lande vorsieht.

Da der Unterricht für die fünfte Klasse in Seifhennersdorf illegal ist, hatte das Görlitzer Landratsamt im Oktober Bußgeldbescheide an 17 Elternhäuser verschickt. Bisher habe keiner der «Schulrebellen» die geforderten Beträge von insgesamt 575 Euro gezahlt. Nach Angaben der Behörde hat sich das Amtsgericht in Zittau am 6. März mit diesen Fällen zu beschäftigen. dpa

(27.2.2013)

Zum Bericht: „Aufstand in der Provinz: Eltern betreiben Schule in Eigenregie“

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2 Kommentare
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KnoGo
11 Jahre zuvor

Ich wäre vorsichtig mit der Behauptung, dass die Stadt um Anmeldungen für die illegale Schule werbe.
Es gibt hier keine illegale Schule.

wetterfrosch
11 Jahre zuvor

Hut ab vor der Zivilcourage und dem Einfallsreichtum dieser Stadt und ihrer Eltern!