Nach dem Verbot von Schulklo-Gebühren: Verein plädiert für «Toiletten-Komitees»

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BERLIN. Verdreckte Klos, verschmierte Wände, kaputte Türen – Schultoiletten in Deutschland sind oft kein schönes Örtchen. Ideen zur Lösung der Probleme gibt es. In Bochum wollte eine Schule gar Geld fürs saubere Geschäft verlangen. Johannes Rück vom gemeinnützigen Verein German Toilet Organization (GTO), der sich weltweit für Zugang zu sauberen Toiletten und nachhaltigen Abwassersystemen einsetzt, schlägt einen offenen Umgang mit dem intimen Raum vor. Ein Interview.

Hygieneprobleme: Viele Schüler benutzen ihre Schultoilette noch nicht mal mehr. (Foto: Fluffisch/Flickr CC BY 2.0)
Hygieneprobleme: Viele Schüler benutzen ihre Schultoilette noch nicht mal mehr. (Foto: Fluffisch/Flickr CC BY 2.0)

Wie sieht es auf dem stillen Ort in Deutschlands Schulen aus?

Johannes Rück: Toiletten sind oft der Schandfleck der Schulen. Sie sind verdreckt, kaputt und ungepflegt. Manche Schüler mögen den Ort schon nicht mehr betreten. Oft haben die Verantwortlichen die Klos aufgegeben. Lehrer und selbst Hausmeister haben an manchen Schulen die Toiletten schon lange nicht mehr gesehen. Aber es gibt auch positive Beispiele.

Schulklos sind oft auch ein dunkler Ort, wo geraucht, geschummelt oder gemobbt wird. Warum eigentlich?

Rück: Die Toilette ist ein Rückzugsort, an dem man relativ ungestört ist. Da kann man natürlich leichter mal seine Wut auslassen oder verbotene Dinge tun, ohne dass es gleich gesehen wird.

Wo liegen die Probleme im Umgang mit Schultoiletten?

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Rück: Zum einen fehlen Schulen oft die Mittel, um die Räume vernünftig einzurichten oder zu sanieren. Außerdem liegt es an der Organisation der Schule. Wer kümmert sich, wie oft wird saubergemacht? Wenn Toiletten dreckig oder kaputt sind, ist die Gefahr größer, dass Schüler den Ort nicht respektieren und wiederum die Toiletten verschmutzen oder beschädigen.

Was können Schulen tun?

Rück: Das Schulklo ist oft ein Tabuthema. Schulen sollten das Thema mehr in den Vordergrund rücken und darüber sprechen. Die Toilette, Hygiene und der Umgang damit, gerade auch in anderen Ländern der Welt, wären doch spannende Unterrichtsthemen.

Wie sieht die perfekte Schultoilette aus?

Rück: In einem idealen Schulklo sind Gegenstände wie Klobürstenhalter oder Seifenspender robust und sehen auch danach aus. Außerdem empfiehlt es sich, eine Art «Toiletten-Komitee» zu gründen, in dem Eltern, Lehrer und Schüler vertreten sind. Gemeinsam kann man Dienste organisieren oder überlegen, wie man die Schultoilette verschönern kann. Das schafft eine Verbindung mit diesem Ort und verhindert, dass Dinge zerstört werden. SÖHNKE CALLSEN, dpa

Zum Bericht: „Jetzt amtlich: Schulklo-Gebühren in NRW verboten“

 

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