GÖTTINGEN. Das präparierte Gehirn des Mathematikers Carl Friedrich Gauß (1777-1855) ist jahrzehntelang mit dem Gehirn eines anderen Gelehrten verwechselt worden.
Sie sei bei Recherchen zu eigenen Forschungsarbeiten durch Zufall auf diesen Irrtum gestoßen, sagte die Neurowissenschaftlerin Renate Schweizer vom Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie am Dienstag. Vermutlich seien die Gehirne des Mathematikers und des Arztes Conrad Heinrich Fuchs schon bald nach dem Tod beider Männer im Jahr 1855 vertauscht worden.

Die Gehirne der Gelehrten und einiger anderer Personen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts in Göttingen für wissenschaftliche Zwecke präpariert. Sie lagern bis heute in Alkohol eingelegt in einer öffentlich unzugänglichen Sammlung der Göttinger Universitätsmedizin.
Dass das Gauß-Gehirn dabei in einem falschen Glas deponiert war, sei ihr beim Vergleich der um 1860 dokumentierten Befunde zu dem Organ mit dem Ergebnis neuerer Untersuchungen Ende der Neunziger Jahre aufgefallen, sagte Schweizer.
Unterdessen haben Göttinger Wissenschaftler das echte Gauß-Gehirn mit Hilfe moderner bildgebender Verfahren untersucht. Ergebnis: Es ist anatomisch weitgehend unauffällig. Die altersbedingten Veränderungen seien für einen 78-jährigen Mann normal, berichtet der Neuropathologe Walter Schulz-Schaeffer. Allerdings habe der Gelehrte an Bluthochdruck gelitten. dpa
Zum Bericht: Nachfahre von Adam Riese bekommt das Bundesverdienstkreuz