BAD OEYNHAUSEN. Kundenfreundlichkeit sieht anders aus: Eine ganze Schulklasse muss raus aus dem Zug, weil das Gruppenticket zwar bezahlt, aber nicht entwertet ist. Die Schüler sind empört, und die Bahn ist zerknirscht.
In Ostwestfalen ist eine Schulklasse an eine kompromisslose Schaffnerin geraten und hat einen Regionalzug verlassen müssen. Die Lehrerin habe vergessen, das Gruppenticket für die kurze Fahrt zwischen Bad Oeynhausen und Herford zu entwerten, sagte der Leiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums, Klaus Keßler, am auf Anfrage und bestätigte damit Medienberichte.
Die Schaffnerin habe die Lehrerin und mehr als 20 Schüler am vergangenen Donnerstag vor die Wahl gestellt, entweder 40 Euro pro Kopf zu zahlen oder an der nächsten Station auszusteigen, sagte Keßler. Die Klasse 7e habe daraufhin in Löhne den Zug verlassen und sei mit dem Bus zur Schule gefahren. Sie hatte in Herford die Synagoge besucht.
«Die Lehrerin war damit beschäftigt, die Schüler durchzuzählen, es war ziemlich wuselig», beschreibt Schulleiter Keßler die Situation an dem Tag, wie sie ihm die Lehrerin geschildert hatte. Im Zug habe es keinen Entwerter gegeben. Gemeldet hat sich laut “Mindener Tageblatt” die Lehrerin selbst bei der Schaffnerin, als sie den Fehler bemerkte. Ihre Ehrlichkeit half aber nichts. «Die Schaffnerin hat die Klasse barsch, in sehr unhöflichem Tonfall vor die Wahl gestellt», sagte Keßler. «Das sind doch keine notorischen Schwarzfahrer.»
“Wir waren allesamt sprachlos”, sagt die betroffene Lehrerin. Erst habe sie geglaubt, die Schaffnerin würde das nicht ernst meinen.
Die Bahn betonte, wenn das so vorgefallen sei, habe die Schaffnerin zwar korrekt, aber ohne Augenmaß gehandelt. «Wir müssen sie erst noch befragen», sagte ein Bahnsprecher. «Wenn sich das aber so bestätigen sollte, dann müssen wir mit der Kollegin mal über das Thema “Umgang mit Kunden” sprechen.»
Der Bahn zufolge hätte die Kontrolleurin einen Abwägungsspielraum gehabt. «Die bessere Entscheidung wäre gewesen, die Tickets zu entwerten und die Klasse nach einer Ermahnung weiterfahren zu lassen», sagte der Bahnsprecher.
Die Deutsche Bahn will, wenn sich der Sachverhalt bestätigen sollte, auf die Klasse zugehen. «Dann wären etwa ein Reisegutschein oder ein Blick hinter die Kulissen der Bahn ein mögliches Angebot», sagte der Sprecher.
Besonders pikant an der Geschichte: Die Schulklasse nimmt laut “Mindener Tageblatt” gerade an einem Video-Projekt “Courage zeigen in Bus und Bahn” teil. “Das ist natürlich ein unglücklicher Zufall”, so der Schulleiter. In dem Projekt haben die Schüler einen Film gedreht, in dem es darum geht, wie man sich in Bus und Bahn bei Problemen zur Wehr setzen kann oder auch anderen hilft. Mit Material der dpa
Datenschutz hin oder her – da wüssten sicher viele gerne den Namen der Schaffnerin …
Die Bahn ist laut dem “MT” auf die Schulklasse zu gegangen: “Die Schüler werden entschädigt, teilt die Bahn der Lehrerin telefonisch und per E-Mail am Mittwochnachmittag mit.”(MT: 28.11.2013). Außerdem so die betroffene Lehrkraft: “Wir bedauern natürlich, dass es bei Ihrer Rückfahrt Verzögerungen und Unannehmlichkeiten gab, hoffen aber Sie auch in Zukunft als Kunden in unseren Zügen begrüßen zu dürfen”, heißt es darin[Die Entschuldigung]. “Ich bin mit der Reaktion der Bahn voll zufrieden”.(MT: 28.11.2013)
Des Weiteren wird berichtet, dass “ein Bahnbeauftragter werde die Schulklasse in Bad Oeynhausen besuchen. Er soll über Schulungsprogramme der Deutschen Bahn berichten und Fragen der Schüler beantworten. Ein Termin steht dafür bereits im Januar fest, so” die Lehrerin.(MT: 28.11.2013).
Hinzukommt, dass “der Bahnvorstand außerdem die momentanen Schulungsprogramme für Zugbegleiter überprüft”.(MT: 28.11.2013) Dieser umstand wird von der Lehrkraft berichtet. Fraglich ob es nur PR ist oder wirklich ernst gemeint.
Die Kommentare zu dieser Entschuldigung der DB sind für sich sprechend, da zum Teil auch ehemaliger Bahner ihr “Insider-Wissen” teilen.
Verzeihung. Die Kommentare, auf die ich an dieser Stelle Bezug nehme, sind von den Lesern des MT, die zu beiden Artikeln ihre Meinung abgegeben haben und immer noch abgeben.