Gewalt und Kriminalität an Schulen geht spürbar zurück

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HANNOVER. Schlagen, stehlen, zerstören: Schulen sind nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch der Kriminalität. Diese aber ist in Niedersachsen seit Jahren rückläufig. Macht es die Prävention?

Die Gewalt und Kriminalität an Niedersachsens Schulen sinkt beständig. Seit dem Jahr 2006 habe sich die Zahl der Fälle mehr als halbiert, teilte das Innenministerium in Hannover mit. Wurden damals 10 523 Fälle registriert, waren es im vergangenen Jahr noch 4898 Taten. Zurückzuführen sei der Rückgang unter anderem auf die Zusammenarbeit der Schulen mit der Polizei sowie die Gewaltprävention. Diese sei seit einigen Jahren ein Schwerpunktthema, dem die Schulen eine Vielzahl von Projekte widmeten – auch mit Unterstützung der Polizei, wie eine Ministeriumssprecherin erläuterte.

Im Laufe der Jahre hat sich gezeigt, dass Diebstähle mit einem Anteil von 40 bis 50 Prozent den Schwerpunkt der Straftaten an Schulen bilden. Danach kommen Gewalttaten und Sachbeschädigungen. Beherrscht wird der Tatort Schule von den Jungen, Mädchen machen nur ein Fünftel der Tatverdächtigen aus. Etwa zwei Drittel der Tatverdächtigen waren minderjährig. Verbessert hat sich im Laufe der Jahre die Aufklärungsquote. Sie stieg von 57,2 Prozent im Jahr 2006 auf 67,1 Prozent im vergangenen Jahr.

Regional ist der Rückgang der Straftaten an Schulen noch ausgeprägter als im Landesdurchschnitt. Im Kreis Lüchow-Dannenberg etwa gab es alleine von 2009 bis 2013 einen Rückgang um bis zu 50 Prozent. Vor allem Programme zur Alkoholprävention, das Schulbuslotsenprogramm und die Gewaltprävention wirkten sich positiv aus, hieß es. Zu den häufig vorkommenden Delikten gehören Diebstähle von Fahrrädern, Geldbörsen und Handys sowie Körperverletzung, Sachbeschädigung und Graffiti-Schmierereien.

Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) zeigte sich erfreut über die Entwicklung: «Die Zahlen belegen, dass die Präventionsarbeit der Schulen, insbesondere der Lehrkräfte, Früchte trägt.» Verantwortlich dafür sei auch die Kooperation von Schulen, Polizei und Staatsanwaltschaft sowie die Unterstützung von den Schulbehörden. Dennoch sei jede Gewalttat an Schulen eine zu viel. «Deshalb werden wir die Schulen auch zukünftig dabei unterstützen, die systematische Verankerung von Präventionsprogrammen und von Maßnahmen zur Förderung der Sozialkompetenz weiter zu verstetigen.»

Mehr Sozialpädagogen und Verfügungsstunden an den Schulen forderte unterdessen der Schulexperte der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Niedersachsen, Henner Sauerland. «Es spielt eine ganz große Rolle, dass wir Fachkräfte haben, die die Lehrer unterstützen.» Diese seien auch beim Umgang mit Mobbing eine große Hilfe. «Davon haben wir aber leider viel zu wenig.» Defizite gebe es auch bei der Zahl der Verfügungsstunden, in denen Klassenlehrer soziale Konflikte in der Klasse besprechen könnten.

Bewährt hat sich aus Sicht des GEW-Experten die Kooperation mit der Polizei. «Das hat zur Folge, dass ältere Schüler erfahren, dass die Schule Dinge nicht unter den Teppich kehrt, sondern dass das strafrechtliche Folgen hat.» dpa

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