Eltern in Thüringen freuen sich über kostenfreies Kita-Jahr – bangen aber um die Betreuungsqualität

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ERFURT. Eltern sollen in Thüringen künftig ein Jahr lang keine Kita-Gebühren zahlen. Die Elternvertreter der Kitas finden das gut, pochen aber auch auf Betreuungsqualität. Die Kommunen befürchten, dass sie draufzahlen.

Ein kostenfreies Kita-Jahr in Thüringen darf nach Meinung der Landeselternvertretung für Kindertagesstätten nicht zulasten der Betreuungsqualität gehen. «Wir möchten beides – das kostenlose Kita-Jahr und Qualität», sagte die Vorsitzende Sandy Kirchner am Samstag am Rande einer Tagung in Erfurt. Linke, SPD und Grüne haben sich in ihren Koalitionsverhandlungen auf das für Eltern beitragsfreie Kita-Jahr verständigt, ohne einen Termin für die Einführung zu nennen. Skepsis kommt von den Kommunen, die Mehrkosten befürchten. Der Geschäftsführer des Gemeinde- und Städtebunds Thüringen, Ralf Rusch, hatte im Vorfeld der Tagung erklärt, die Kosten für das Vorhaben dürfe nicht an ihnen hängen bleiben.

In Erfurt diskutierten am Samstag etwa 100 Elternvertreter, Erzieher und Politiker über die Zukunft der Kita-Betreuung nach den Landtagswahlen. «Ich glaube, die Kommunen sollten den Ball erst einmal flach halten», sagte Kirchner. «Wenn das Landeserziehungsgeld abgeschafft wird, kann man mit diesen Mitteln schon einmal etwas anfangen.» Rusch bezweifelt hingegen, dass diese Gelder ausreichen. In den rot-rot-grünen Koalitionsverhandlungen hatten die drei Parteien vereinbart, das einst von der CDU-Alleinregierung eingeführte Landeserziehungsgeld abzuschaffen. Es wird an Eltern gezahlt, die ihre Kleinkinder nicht in eine Krippe geben.

Die Details zur Einführung des beitragsfreien Kita-Jahres sollen mit den Kommunen besprochen werden, hatten Linke, SPD und Grüne angekündigt. «Wir haben es wohlwollend zu Kenntnis genommen, dass die neue Koalition uns dabei einbinden will», sagte Rusch dazu. Pro Kitaplatz entstünden Betriebskosten von rund 12 000 Euro jährlich. Wenn zum Beispiel der Anteil der Zweijährigen, die in eine Kita gehen, von heute 55 Prozent auf 60 Prozent ansteige, wären das 850 Kinder mehr und somit Mehrkosten von zehn Millionen Euro, rechnete der Gemeindebunds-Geschäftsführer vor.

Als erstes Bundesland hatte Thüringen 2010 einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz bereits für Einjährige eingeführt. Nach dem damit festgelegten Personalschlüssel betreut eine Erzieherin je nach Alter der Kinder zwischen vier und 16 Kindern. 3570 Erzieherinnen wurden seit 2010 eingestellt, wie Bildungsminister Christoph Matschie (SPD) am Samstag mitteilte. dpa

Zum Bericht: Experten rechnen Schwesig vor: Für gute Kita-Betreuung fehlen fünf bis neun Milliarden Euro – im Jahr

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