Mecklenburg-Vorpommern will 115 zusätzliche Lehrer gegen Unterrichtsausfall einstellen

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SCHWERIN. Nach dem Ende der Zwangsteilzeit arbeitet die Mehrzahl der Kollegen in Deutschlands Nordosten wieder Vollzeit. Damit sei es deutlich schwieriger geworden, Ausfälle aus dem Lehrerbestand zu kompensieren, stellt Kultusminister Brodkorb fest. Mit einer Unterrichtsausfallquote von 2,1 Prozent stehe das Land aber gut da.

An den allgemeinbildenden Schulen in Mecklenburg-Vorpommern sind im Schuljahr 2013/14 insgesamt 171 000 Schulstunden ausgefallen. Mit 2,1 Prozent bewegte sich der Anteil am Gesamtunterricht auf dem Niveau der Vorjahre. Wie Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) bei der Vorlage der Ausfallstatistik am Freitag in Schwerin sagte, ist dies im Ländervergleich ein guter Wert, der kaum noch zu senken sei. «Wir sind glücklich, wenn es uns gelingt, den Status zu halten», sagte der Minister.

«Wir sind glücklich, wenn es uns gelingt, den Status zu halten», prognostiziert Mecklenburg-Vorpommerns Kultusminister Mathias Brodkorb (SPD). Foto: Stefanie Link/Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern
«Wir sind glücklich, wenn es uns gelingt, den Status zu halten», prognostiziert Mecklenburg-Vorpommerns Kultusminister Mathias Brodkorb (SPD). Foto: Stefanie Link/Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern

Wegen Krankheit, Fortbildung, Elternzeit oder Exkursionsteilnahme der Lehrer hatten im vorigen Schuljahr 842 000 Unterrichtsstunden an Grund- und Regionalschulen sowie an den Gymnasien zur Vertretung angestanden. In rund 80 Prozent der Fälle sprangen Kollegen ein, oder es wurden Klassen zusammengelegt. An den Berufsschulen hingegen fiel jede zweite Vertretungsstunde tatsächlich auch aus. Mit 5,8 Prozent war der Unterrichtsausfall in dieser Schulart besonders hoch, in den Grundschulen mit 0,6 Prozent am geringsten.

Mit dem Ende der Zwangsteilzeit nach dem Auslaufen des Lehrerpersonalkonzepts sei es deutlich schwieriger geworden, die Ausfälle aus dem Lehrerbestand zu kompensieren, sagte Brodkorb. Die große Mehrheit der Pädagogen arbeite inzwischen wieder Vollzeit und könne so kaum Extrastunden leisten. Abhilfe sei mit der Einstellung von Vertretungslehrern geschaffen worden, deren Zahl nun nochmals aufgestockt werde.

Zusätzlich zu den bisherigen 73 Vertretungslehrern, die aus dem 50-Millionen-Euro-Bildungspaket finanziert würden, seien nun 115 weitere Stellen ausgeschrieben worden. Das zusätzliche Geld dafür stehe aus dem Landesetat bereit, weil für das laufende Schuljahr mehr Kinder angemeldet wurden als kalkuliert. Knapp die Hälfte der Extra-Lehrerstellen soll laut Minister dazu dienen, die Integration von Flüchtlingskindern zu verbessern und den Förderunterricht zu stärken.

60 ausgewählte Schulen – je ein Drittel Grund- und Berufsschulen sowie Gymnasien – würden je eine Lehrerstelle zusätzlich bekommen. Dabei würden vorrangig solche Fachlehrer eingestellt, die in absehbarer Zeit an dieser Schule auch gebraucht werden und somit langfristig gebunden werden sollen. «Wir betreiben damit eine strategische Personalpolitik, erreichen höhere Flexibilität bei aktuellen Engpässen und schaffen mehr Gerechtigkeit, indem wir die Lehrer an solche Schulen schicken, deren Personal besonders knapp ist», erläuterte Brodkorb.

Die Linksfraktion sprach von einer anhaltend hohen Ausfallquote. «Sie zeigt, dass alle Versuche, den Unterrichtsausfall einzudämmen, gescheitert sind», sagte die Abgeordnete Simone Oldenburg. Es sei inakzeptabel, dass derart viele Stunden ausfallen und damit Unterrichtsinhalte zu kurz kämen oder gar nicht vermittelt würden. Oldenburg forderte zudem eine adäquate Vergütung für geleistete Vertretungsstunden. Alternativ solle den Lehrern die Möglichkeit gegeben werden, Arbeitszeitkonten anzulegen. «Wenn Lehrkräfte die Vertretungsstunden ansammeln und sie dadurch beispielsweise früher in Rente gehen können, wächst auch ihre Bereitschaft, Überstunden zu leisten und so den Ausfallunterricht zu minimieren», zeigte sie sich überzeugt. (dpa)

zum Bericht: Mecklenburg-Vorpommern stellt 60 Sonderpädagogen ein – aktuell noch 18 Erzieher gesucht

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