MÜNCHEN. Von der im vergangenen Jahr groß angekündigten Gymnasialreform der CSU sei nicht mehr viel übrig, kritisiert der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband in einer Pressemitteilung. Inhaltliche und pädagogische Reformen, wie sie noch im September in Aussicht gestellt worden waren, seien ausgeblieben.
„Der Eindruck entsteht, dass aufblühende Ideen und Vorstellungen zurechtgestutzt wurden“, sagt der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Klaus Wenzel. Übrig geblieben sei mit der Einführung der Mittelstufe Plus eine Reform ohne Inhalte. „Bis heute ist unklar, welche Schüler die Mittelstufe Plus überhaupt besuchen können, wie sie inhaltlich ausgestaltet ist und wie sie organisiert werden soll.“ Wenzel befürchtet, dass die Schulen mit der Aufgabe allein gelassen werden und auch nicht das dafür erforderliche zusätzliche Personal bekommen. Das Interesse an der Mittelstufe Plus zeige aber vor allem, wie groß die Unzufriedenheit mit dem derzeitigen Gymnasium sei: „Viele Eltern und Schüler sehen in ihr eine Möglichkeit, den unverändert hohen Stress abzubauen und wünschen sich eine andere Schule.“ Wenzel fordert das Kultusministerium auf, endlich Antworten darüber zu geben, wie das Gymnasium in der Zukunft aussehen soll.
„Mit kosmetischen Scheinreformen wie der Mittelstufe Plus wird die Unzufriedenheit weiter steigen“, so Wenzel, der ankündigt, „nach dem beschämenden Hin und Her der vergangenen Wochen und Monate ein Konzept vorzulegen, das grundlegende Bausteine für ein erfolgreiches Gymnasium skizziere“. „Wir werden es noch vor den Osterferien der Öffentlichkeit präsentieren.“ Die Mittelstufe Plus werde dabei keine Rolle spielen. Bis zum heutigen Tag seien keine greifbaren Verbesserungen für Schüler und Lehrer in Sicht. Nach wie vor litten sie unter dem hohen Lerntempo, der Stoff- und Prüfungsdichte und dem damit verbundenen Lern- und Leistungsdruck.
„Die Probleme, die unzählige Familien in Bayern belasten und viele Lehrkräfte in hohem Maße fordern, sind allesamt ungelöst.“ Die Mittelstufe Plus werde sie auch nicht lösen, sofern ihre Einführung nicht mit tiefgreifenden pädagogischen und inhaltlichen Veränderungen einhergehe. „Unabhängig von der Mittelstufe Plus: Gymnasiale Lehrpläne, Fächerstruktur, die Gestaltung der Oberstufe, die Frage der individuellen Förderung, die Prüfungskultur und die Lehrerbildung müssen auf den Prüfstand.“
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