Helden und Schinder – Diese fünf Filme über Lehrer sollten Sie 2015 gesehen haben

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DÜSSELDORF. Von „der Lehrer“ über „Frau Müller muss weg“ bis „FackyuGöthe2“: 2015 hat die Filmbranche den Lehrer als Filmfigur entdeckt. Grund genug für uns, einmal die Filme aus heimischer Produktion vorzustellen.

1. Fast schon ein Klassiker: „Frau Müller muss weg“ ist ab Juli auf DVD erhältlich. Die Geschichte des verfilmten Theaterstück mit Gabriele Maria Schmeide und Anke Engelke in Kurzfassung: Frau Müller muss weg. So viel steht fest, als sich eine Gesandtschaft besorgter Eltern zu einem außerplanmäßigen Termin mit der Klassenlehrerin Frau Müller zusammenfindet. Weil die Noten schlecht sind und am Schuljahresende die Entscheidung fällt, ob die Kinder den Sprung aufs Gymnasium schaffen, sind die Eltern fest entschlossen, mit der Absetzung der Lehrerin zu retten, was noch zu retten ist. Aber die Lehrerin spielt nicht mit. In der Geschichte werden Eltern auf herrlichste karikiert. Die Botschaft: Noten sind nicht alles im Leben. Fazit: Anspruchsvolle Unterhaltung.

Frau Müller hat es nicht leicht, gewinnt aber am Ende. (Foto: Constantin)
Frau Müller hat es nicht leicht, gewinnt aber am Ende. (Foto: Constantin)

2. „Freistatt“ ist die Aufarbeitung dunkler Erziehungsgeschichte. Nein, es geht nicht um die Odenwaldschule, sondern um die Heimerziehungsanstalt „Freistatt“. Die Geschichte: Während Deutschland im Sommer 1968 in eine neue Ära der Freiheit aufbricht, wird der 14-jährige Wolfgang in die Diakonie „Freistatt“, ein Fürsorgeheim für schwer Erziehbare, abgeschoben. Das Heim entpuppt sich als eine Bewahranstalt mit harten Regeln. Anstelle einer Ausbildung muss Wolfgang Zwangsarbeit im Moor leisten. Als er sich auflehnt, erfährt er, dass die anderen Jungen, in einem von Gewalt beherrschten Alltag, keineswegs an seiner Seite stehen. Sicherlich kein Film für entspannte Stunden, sondern harter Stoff und ein noch recht junges Stück deutscher Geschichte.

Die Diakonie „Freistatt“, um die es geht, galt bis in die 1970er Jahre als eine der härtesten Einrichtungen der Jugendfürsorgeerziehung. Sie lag weit abgeschieden, umgeben vom norddeutschen Moor und war mit Presstorfproduktion, Schlossereien und Schmieden als reiner Wirtschaftsbetrieb konzipiert, der die Arbeitskräfte brutal ausnutzte. „Die im damaligen Freistatt erlittenen Schicksale stehen in ihrer Drastik exemplarisch für das Unrecht, das jungen Menschen überall in solchen Heimen in der Bundesrepublik angetan wurde und das sie im Namen von Kirche und Staat kollektiv meist fürs ganze Leben gebrochen und verroht hat“, heißt es im Pressetext des Films.
Erst die „Heimkampagne“, ausgelöst von Andreas Baader und Ulrike Meinhof, und die Proteste der 68er brachten allmählich einen Wandel. Die Erziehungsmethoden wurden bis in die 1970er Jahre fortgesetzt, die letzte aktenkundige „Züchtigung“ fand 1973 statt. Letztlich wird eine pädagogische Ausbildung Grundvoraussetzung für Mitarbeiter. Trotzdem ist diese Vergangenheit noch lange nicht bewältigt. Der „Runde Tisch Heimerziehung“ des Deutschen Bundestages verabschiedete erst Ende 2010 eine für Betroffene kaum befriedigende und sich nun hinschleppende Entschädigung der Opfer. Kinostart ist Ende Juni 2015.

Quälende Zustände beschreibt der Film "Freistatt".
Quälende Zustände beschreibt der Film „Freistatt“.

3. „FackyuGöthe 2“ ist die Fortsetzung des Überraschungs-Erfolgs „Fack ju Göhte“ über den Aushilfslehrer Zeki Müller (Elyas M’Barek), der etwas andere Lehrmethoden an den Tag legt, um seine Schüler in den Griff zu bekommen. Um den Inhalt, des im September in die Kinos kommenden Films, wird noch ein Geheimnis gemacht. Durchgesickert ist bisher lediglich, dass Zeki Müller wohl mit seiner Klasse der Münchner Goethe-Gesamtschule auf Klassenfahrt  ins Ausland geht. Der zweite Teil verspricht mindestens so albern zu werden wie der erste. Wer das erträgt, wird aber sicherlich gut unterhalten werden.

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Szenenbild mit Lehrecahrakter Müller und Schülerin Chantal aus dem ersten Teil von FackyuGöthe.
Szenenbild mit Lehrercharakter Müller und Schülerin Chantal aus dem ersten Teil von FackyuGöthe.

4. Die Serie: Seriencharakter Stefan Vollmer aus der gleichnamigen RTL-Serie ist ein Lehrer mit Leidenschaft. In der ersten Staffel kehrt er noch eher widerwillig an die Schule zurück, nachdem er als Internetunternehmer gescheitert ist. Schnell lebt er sich aber im Schulalltag ein und lernt den überaschenden Alltag zu schätzen. Er macht es sich zur Aufgabe, sich um seine Schüler, häufig mit unangepassten Methoden, zu kümmern. Und die lieben ihn dafür. Die Serie hat einen ähnlichen Unterhaltungswert wie FackyuGöthe. Zurzeit ist die erste Staffel auf der RTL-Webseite frei zu sehen, die zweite und dritte Staffel sind kostenpflichtig downloadbar. Eine vierte ist für Anfang 2016 angekündigt.

Stefan Vollmer (Hendrik Duryn, r.) möchte Schüler Dennis (Paul Sundheim) helfen.
Stefan Vollmer (Hendrik Duryn, r.) möchte Schüler Dennis (Paul Sundheim) helfen.

5. So ist der Lehreralltag wirklich: Der Dokumentarfilm „Neuland“ begleitet junge Flüchtlinge aus Afghanistan, Albanien und Eritrea während ihrer zweijährigen Schulzeit in der Integrationsklasse Basel. Aber im fremden Land einen beruflichen Einstieg zu finden, wird nicht allen gelingen. Darüber macht sich Lehrer Christian Zingg keine Illusionen. Neuland“ ist eine Geschichte über Einsamkeit, über Mut, Verlust und Neuanfang in unserer globalisierten, kriegerischen Welt. Überraschend emotional und packend. Unbedingt ansehen. Unsere ausführliche Filmkritik dazu lesen Sie hier.

Unterrichtsmaterialien zum Film bekommen Sie hier: Neuland_Schuldokumentation_Deutschland. Mehr Informationen unter Neuland-Film.

nin

 

Herr Zingg und seine Schüler machen einen Ausflug in die Berge. (Foto: RiseandShine)
Herr Zingg und seine Schüler machen einen Ausflug in die Berge. (Foto: RiseandShine)
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