BERLIN. Kitabesuche können nicht alles ausgleichen, was Eltern bei der Erziehung ihrer Sprösslinge verpasst haben. Das zeigt eine Auswertung von Berliner Einschulungsdaten.
Berliner Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus haben nach wie vor mehr gesundheitliche Probleme als andere Gleichaltrige. Obwohl sich die soziale Lage der Familien mit Kindern im Einschulungsalter seit 2005 kontinuierlich verbessert habe, zeige sich immer noch eine Benachteiligung dieser Kinder, teilte die Gesundheitsverwaltung mit. Sie verwies auf eine Auswertung von Einschulungsdaten aus dem Jahr 2014, die jetzt veröffentlicht wurde. Die Berliner Kinder sind aus Sicht der Verwaltung aber grundsätzlich in einer guten gesundheitlichen Verfassung.
Waren zum Beispiel acht Prozent der Kinder aus der unteren sozialen Schicht fettleibig, galten aus den am besten situierten Familien nur ein Prozent der Kinder als adipös. Schlechte Zähne, die entweder stark behandlungsbedürftig oder schon abgefault waren, stellten Ärzte bei fast jedem dritten benachteiligten Kind fest. In der höchsten sozialen Schicht hatten nur drei Prozent der Kinder solche Probleme. Auch bei Körperkoordination, Sprachkenntnissen und anderen Entwicklungsmerkmalen waren benachteiligte Kinder deutlich auffälliger als andere Gleichaltrige.
Kitabesuche von mehreren Jahren zeigten zwar deutlich positive Effekte, könnten aber nachteilige familiäre Rahmenbedingungen nicht vollständig kompensieren, hieß es von der Verwaltung. Kinder aus sozial benachteiligten Familien kommen laut Bericht bedauerlicherweise seltener in den Genuss längerer Kitabesuche – und das trotz der Beitragsfreiheit ab einem bestimmten Alter. Während 96 Prozent der Kinder aus der oberen Sozialstatusgruppe länger als zwei Jahre in eine Kita gingen, treffe dies nur auf rund 72 Prozent der Kinder aus sozial benachteiligten Familien zu.
Untersucht wurden rund 31,500 Kinder im Alter von vier bis acht Jahren. Der hohe Zugang von Flüchtlingsfamilien spiegelt sich in dieser Auswertung demnach noch nicht wieder. dpa