Aktionsbündnis fordert solide Finanzgrundlage für Schulsozialarbeit

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SCHWERIN. Die Erziehungsgewerkschaft GEW, Landesjugendring und Wohlfahrtsverbände fürchten um den Bestand der Schulsozialarbeit in Mecklenburg-Vorpommern. In einem am Dienstag unterzeichneten offenen Brief fordern die in einem Aktionsbündnis vereinten Verbände von den demokratischen Parteien im Land ein klares Bekenntnis zur Sozialarbeit an Schulen. Die Finanzierung müsse auch über 2020 hinaus sichergestellt werden, wenn keine Mittel mehr dafür aus dem Europäischen Sozialfonds eingesetzt werden dürften. «Wir fordern eine langfristige Absicherung und eine solide Finanzierung», sagte die GEW-Landesvorsitzende Annett Lindner.

Sie rief die Parteien auf, das Thema in ihre Wahlprogramme aufzunehmen. Nach Angaben Lindners werden jährlich rund 11 Millionen Euro benötigt, um die Arbeit der derzeit 329 Schulsozialarbeiter sicherzustellen. «Das wäre der Status quo. Wir aber wollen, dass künftig an jeder Schule ein Sozialarbeiter tätig ist, und nicht nur an gut der Hälfte», machte die Gewerkschaftschefin deutlich.

Friedhelm Heibrock vom Landesjugendring sprach sich dafür aus, die Schulsozialarbeit adäquat zur Jugendsozialarbeit im Kinder- und Jugendförderungsgesetz des Landes zu verankern. Damit wäre auch die künftige Finanzierung gesichert. Schulsozialarbeiter sind in der Regel bei freien Trägern wie der AWO oder dem Paritätischen Wohlfahrtsverband angestellt. Für die Finanzierung kommen Land, Kreise und kreisfreie Städte auf.

Der Greifswalder Bildungswissenschaftler Professor Franz Prüß bezeichnete das System der Schulsozialarbeit im Nordosten als Erfolgskonzept, das es zu erhalten gelte. «Schulsozialarbeiter sind wichtige Bindeglieder. Sie leisten eine unersetzbare Arbeit bei der Konfliktbewältigung unter Schülern sowie zwischen Schülern und Elternhaus oder Lehrer», betonte Prüß. Damit könne nicht früh genug begonnen werden, am besten schon in der Grundschule.

Nach Angaben von Sozialministerin Birgit Hesse (SPD) bewilligt das Land die Mittel zur Finanzierung der Jugend- und Schulsozialarbeit aus dem EU-Sozialfonds jeweils für drei Jahre. Zunächst für 2015 bis 2017 und dann für 2018 bis 2020. «Das erfüllt die Forderung nach mehrjähriger Förderung», stellte Hesse fest und forderte Landkreise und kreisfreien Städten auf, ihre Anteile ebenfalls für mehrere Jahre zur Verfügung zu stellen. Wie es nach 2020 weitergehen soll, sagte Hesse nicht.

Jacqueline Bernhardt von der Linksfraktion im Landtag unterstützte die Forderung des Aktionsbündnisses. Der Appell sei «richtig und wichtig, um die Landesregierung und die sie tragenden Fraktionen aus SPD und CDU aus ihrem Dämmerschlaf zu holen». Statt verlässliche Rahmenbedingungen für die Schulsozialarbeit zu schaffen, hangele sich die Koalition mehr schlecht als recht über die Jahre. Eine Strategie, wie es mit der Schulsozialarbeit nach 2020 weitergehen soll, gebe es nicht. «SPD und CDU handeln fahrlässig», sagte Bernhardt. dpa

Zum Bericht: „Mehr Sozialarbeiter in die Schulen“ – KMK-Chefin sieht Bund bei Flüchtlingskindern in der Pflicht

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