Jüdisches Gymnasium Düsseldorf startet am Mittwoch mit dem Unterricht

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DÜSSELDORF. Bei „konfessioneller Ersatzschule“ denken die meisten erst einmal an katholische oder evangelische Einrichtungen. Doch auch viele jüdische Gemeinden in Deutschland verfügen bereits über Kitas und Grundschulen. Ein jüdisches Gymnasium gab es in Deutschland bislang aber nur in Berlin. In Düsseldorf eröffnet zum kommenden Schuljahr das zweite.

Das zweite jüdische Gymnasium in Deutschland wird mit Beginn des neuen nordrhein-westfälischen Schuljahres in Düsseldorf eröffnet. Rund 40 Schüler und Schülerinnen der fünften Jahrgangsstufe beginnen am Mittwoch im neu gegründeten Albert-Einstein-Gymnasium mit dem Unterricht. Bisher gab es nur in Berlin ein jüdisches Gymnasium, im September soll in München das bundesweit dritte jüdische Gymnasium den Lehrbetrieb aufnehmen.

Schulen seien wichtig für die Ausbildung eine jüdischen Identität, befindet etwa Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Foto:  zeevveez / flickr (CC BY 2.0)
Schulen seien wichtig für die Ausbildung eine jüdischen Identität, befindet etwa Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Foto:
zeevveez / flickr (CC BY 2.0)

Die nächsten Jahre wird der Unterricht in Düsseldorf noch in provisorischen Räumen im Stadtteil Rath abgehalten – in spätestens fünf Jahren solle dann ein Neubau fertiggestellt sein, sagt Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Sie ist mit rund 7000 Mitgliedern nach Berlin und München bundesweit die drittgrößte jüdische Gemeinde.

Das Düsseldorfer Gymnasium steht Kindern aller Konfessionen offen. Zu mehr als 90 Prozent kommen die Schüler aus der Düsseldorfer Yitzhak-Rabin-Grundschule. 2017 werde mit steigenden Anmeldezahlen gerechnet, so dass der nächste gymnasiale Jahrgang schon drei- oder vierzügig werden dürfte. Im ersten Jahr werden zwei fünfte Klassen gebildet.

Die jüdischen Schulen spielten bei der Ausbildung einer jüdischen Identität eine wichtige Rolle, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. «Wir sind überzeugt, dass jüdisches Leben einen festen Platz in Deutschland hat.» Wenn es ausreichende Schülerzahlen gebe, um eine jüdische Schule zu eröffnen, sei das «für unsere jüdische Gemeinschaft eine große Bereicherung».

Die Sicherheitsmaßnahmen an der neuen Schule sind hoch. Es gibt Schleusen und einen Sicherheitsdienst. «Das ist für uns ein Alltagsthema seit Jahrzehnten», sagt Szentei-Heise. «Eine jüdische Institution ohne entsprechende Sicherheitseinrichtungen ist für uns nicht vorstellbar.» Auch Schuster betont: «Schon seit vielen Jahren müssen jüdische Einrichtungen polizeilich geschützt werden. Das gilt auch für die jüdischen Schulen und wird sich in absehbarer Zeit leider nicht ändern.»

Ab der fünften Klasse haben die Schüler in Düsseldorf neben Englisch auch Hebräisch-Unterricht. Eine große Rolle spiele auch russischer Muttersprache-Unterricht am Nachmittag, weil viele Familien russisch-sprachig seien, sagt Szentei-Heise.

Die Klassen werden mit moderner Technik ausgestattet. Jeder Schüler bekomme ein iPad, sagt Schulleiter Michael Bock (68). Auch dunkle Tafeln fehlen in den Klassen – stattdessen sind die Wände mit einer speziellen Farbe gestrichen und könnten beschriftet werden.

Das Gymnasium ist eine Ganztagsschule mit koscherer Verpflegung für die Kinder. Unterrichtsbeginn ist um 8.30 Uhr – «ich bin ein Verfechter des späteren Beginns», sagt Bock, der Jahrzehnte im Schuldienst war und zuletzt 20 Jahre lang an einer Gesamtschule in Ratingen bei Düsseldorf gearbeitet hat.

Bis zu 700 Schüler sollen später einmal am Düsseldorfer jüdischen Gymnasium lernen, das im G8-Modus läuft. Für genügend Nachwuchs sei gesorgt, sagt Szentei Heise. Schon jetzt hat die jüdische Grundschule in der NRW-Landeshauptstadt 160 Schüler. Wegen der Erweiterung der jüdischen Kindertagesstätte, die schon jetzt die größte in Düsseldorf ist, soll die Grundschule ab 2017 weiter wachsen. «Viele Kinder und Geburten sind immer ein Zeichen dafür, dass man sich wohl und sicher fühlt», sagt Szentei-Heise.

Die neue Schule ist eine konfessionelle Ersatzschule und wird zu mehr als 90 Prozent vom Land NRW finanziert. Acht Stunden pro Woche sollen Hebräisch und jüdische Fächer unterrichtet werden. Aber das Gymnasium sei offen auch für nichtjüdische Schüler und werde sich nicht abschotten, sagt Szentei-Heise. «Es wird sicherlich auch mal einen Weihnachtsbaum geben.» (Dorothea Hülsmeier, dpa)

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