MÜNCHEN. Viele Eltern stehen beruflich stark unter Druck. Der Terminkalender ist voll, ständig drängt der Chef und die Sorge den häufig auch noch befristeten Job zu verlieren ist ohnehin stets gegenwärtig. Ist dann morgens das Kind krank, ist die Versuchung groß, es mit der Schule zumindest zu versuchen, anstatt sich freizunehmen. Zeigt sich in der Schule dann, dass es doch nicht geht, stehen die Lehrer vor einem Betreuungsproblem. BLLV-Präsidentin Fleischmann regt nun den Einsatz von Schulkrankenschwestern an, das Schulministerium sieht darin allerdings keine Lösung.
Die Grippewelle macht auch den Schulen in Bayern zu schaffen. Lehrer und Schüler liegen derzeit gleichermaßen flach – nicht zuletzt, weil Kinder trotz Krankheit immer häufiger doch zum Unterricht kommen. Simone Fleischmann, Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), bestätigt diese Entwicklung: «Wir sehen, dass Eltern unter Zwängen stehen», sagt sie. Mütter und Väter seien gestresst vom Beruf und könnten sich nicht freinehmen, auch wenn ihnen dies zur Pflege kranker Kinder eigentlich zustehe. Die Folge: Reihenweise sitzen schniefende Schüler in den Klassen oder melden sich, weil sie sich so schlecht fühlen und nur noch ins Bett wollen.
Die Erfahrung macht derzeit auch Birgit Dittmer-Glaubig, Konrektorin der Mittelschule an der Simmernstraße in München. «Fast täglich sind da Kinder, die krank in die Schule kommen und um 8.20 Uhr vor mir stehen und fragen, kann ich nach Hause.» Dann werde es problematisch, weil die Eltern oft nicht zu erreichen seien, um den Sohn oder die Tochter abzuholen. Mit etwas Glück gibt es in der betreffenden Klasse eine Ruheecke mit Sofa. Andere würden bei den Schulsozialarbeitern untergebracht. Keine Ideallösung, findet die Pädagogin. Schuld will sie aber niemandem zuweisen. Viele Eltern hätten Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, und oft gebe es niemanden, der schnell als Babysitter einspringen könne. «Da muss sich gesamtgesellschaftlich etwas ändern, dass die Wertschätzung von Familie eine größere wird», fordert Dittmer-Glaubig, die beim BLLV die Abteilung Berufswissenschaft leitet.
Fleischmann hat eine andere Lösung: Schulkrankenschwestern wie es sie etwa in Schweden gibt. «Dieses verschnupfte, körperlich geschwächte, spuckende Kind geht zu dieser Krankenschwester, es braucht Zuwendung, es braucht Zeit, einen warmen Tee und eine Decke», erklärt sie. Über so eine Lösung müsse ein reiches Bundesland wie Bayern diskutieren. Eine Anregung, die das Kultusministerium jedoch ablehnt. «Akut kranke Kinder brauchen häusliche Bettruhe», sagte eine Sprecherin. Außerdem könnten andere Schüler und Lehrer angesteckt werden.
Das Ministerium verweist stattdessen auf Initiativen, die im Notfall spontan eine Betreuung organisieren. Angeboten wird das etwa von der Tagespflegebörse Nürnberg oder vom Verein für Fraueninteressen in München, bei dessen Einrichtung «Zu Hause gesund werden» gerade Hochkonjunktur herrscht. Das ist Alltag Mitte Februar: «Wir werden um diese Zeit immer stark nachgefragt», sagt Leiterin Marlies Tremmel. 50 ehrenamtliche Helferinnen sind in der Stadt und im nahen Umland unterwegs und erhalten pro Stunde 6,50 Euro Aufwandsentschädigung plus Fahrtkosten. Wer Hilfe braucht, muss allerdings mit mindestens drei Stunden Vorlauf rechnen. «Man kann nicht um acht Uhr anrufen, weil man um halb neun jemanden braucht», erklärt Tremmel. Und manche Familien haben Pech. «Wir müssen momentan pro Tag einigen absagen.» (Cordula Dieckmann, dpa)
Wer baut die Gebäude, in denen sich die Kranken dann aufhalten und im Bett liegen?
Das ist einfach unglaublich!
Stimme jedoch zu, in die Klassen und Kindergärten, teilweise auch schon Krippen werden kranke Kinder geschickt.
Die Revolution frisst Ihre eigenen Kinder.
Das hat man von einseitiger Föderung und Betonung von einer Seite: hier Vollzeit Doppelberufstätigkeit.
Wird in den kommenden Jahren noch mehr sichtbar werden, wenn bei diesen Kindern nicht ausgeheilte Krankheiten chronisch geworden sind und sich die jungen Erwachsenenen dauerhaft leistungseingeschränkt zeigen.
Also, wenn die Schulen jetzt auch noch eine Pflegestation einrichten sollen, wird`s Zeit.
Allmählich rächt sich die Mär vom angeblichen Wohl der Kinder durch staatliche Vollzeitbetreuung, damit beide Eltern nur noch berufstätige Erzeuger spielen müssen, während Kitas und Schulen die Kinder bestens versorgen, erziehen und bilden.
Mir hat immer schon geschwant, dass ein hoher Preis für diese Unnatur zu zahlen sein wird, der vor allem in psychischen und physischen Schäden der Kinder (aber auch Eltern, insbesondere Müttern, und Lehrer) niederschlägt.
Es ist unglaublich, was sog. Experten und Politiker immer wieder an leichtfertigen Vorstellungen und Rezepturen für Bildung und Erziehung in die Welt setzen. Leere Versprechungen scheinen umso glaubwürdiger, je wundersamer ihre Heilsbotschaft klingt.
Altbewährte Erfahrungen sind plötzlich Schnee von gestern, ein mittelalterlicher Irrtum sozusagen, mit dem schleunigst aufgeräumt werden muss. Wer nicht glaubt, ist ein ewig Gestriger, ein Erzkonservativer, ein nostalgischer Fortschrittsfeind, der angeblich nur einen Spruch kennt: “Früher war alles besser.”
So weist man Mahner und Warner in die Schranken, gibt sie der Lächerlichkeit preis. Hauptsache, immer neue Ideen dürfen ausprobiert werden, bei denen es bald heißt: Die Rahmenbedingungen stimmen nicht, es muss nachjustiert werden, wir brauchen mehr Lernbegleiter, Sozialhelfer, Schulpsychologen und jetzt auch noch Krankenschwestern.
Wer weiß, was wir morgen noch brauchen bei dem Einfallsreichtum unserer Schulreformer, die eine Heilslehre nach der anderen ausbrüten zum angeblichen Wohl der Kinder, Eltern und möglichst auch noch Lehrer.
Dass Schweden bereits Schulkrankenschwestern hat, sagt mir nur, dass in diesem Land, das uns in der (familienfeindlichen) Entwicklung ca. 30 Jahre voraus ist, ebenfalls vieles im Argen liegt. Es gibt genügend Berichte über diese Schattenseiten.