Wer zahlt für Schulsozialarbeit? Verband: Das „Schwarze-Peter-Spiel“ muss aufhören

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DÜSSELDORF. Der Ruf nach mehr Schulsozialarbeitern wird meistens laut, wenn es irgendwo zu einer Katastrophe gekommen ist. Bei der Finanzierungsfrage wird aber gerne Schwarzer Peter gespielt.

Ein Gespräch mit einem Schulsozialarbeiter kann sehr hilfreich sein.                                   Foto: Fotolia, © Africa Studio

Die Kommunen und die SPD-Opposition fordern eine langfristige finanzielle Absicherung der Schulsozialarbeit in Nordrhein-Westfalen. Sie sei unverzichtbar, um Kindern aus finanziell benachteiligten Familien mehr gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, unterstreicht die SPD-Fraktion in einem Antrag an den Landtag. Die Weiterfinanzierung des Landesprogramms sei für die nächsten Jahre aber nicht gesichert.

Die Zukunft der Schulsozialarbeit in NRW steht heute auf der Tagesordnung des Sozialausschusses des Düsseldorfer Landtags. In NRW waren zuletzt rund 1700 Fachkräfte über ein Landesprogramm bezahlt worden, nachdem der Bund sich 2014 aus der Finanzierung verabschiedet hatte.

In einem Brief an die Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit hatte NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) im vergangenen Monat versichert, das Landesprogramm werde, wie bisher, mit rund 48 Millionen Euro jährlich bis 2020 finanziert. Eine dauerhafte Lösung müsse aber mit der neuen Bundesregierung gesucht werden.

Die Landesregierung wolle auch prüfen, ob die Schulsozialarbeit nicht sinnvoll mit der Jugendhilfe und Arbeitsmarktpolitik zusammengeführt werden könne. Kommunen, Landesregierung und Opposition sehen letztlich den Bund in der Finanzierungsverantwortung.

Hohe Bedeutung der Schulsozialarbeiter

Die Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit unterstrich in ihrer Stellungnahme für die Sachverständigenanhörung des Landtags die hohe Bedeutung der Fachkräfte vor allem für Kinder und Jugendliche mit Armuts- oder Migrationshintergrund. «Das Dilemma der Schulsozialarbeit, dass jeder sie haben, aber keiner sie dauerhaft und in notwendigem Umfang bezahlen will, muss jetzt aufgelöst werden», forderte der Vorsitzende Wolfgang Foltin. Das «Schwarze-Peter-Spiel» zwischen Bund, Land und Kommunen dürfe nicht fortgesetzt werden.

Laut einem Evaluationsbericht der Göttinger Gesellschaft für prospektive Entwicklungen zur Schulsozialarbeit in NRW müssten die Anstrengungen verstärkt werden, um alle Hilfsbedürftigen wirklich zu erreichen. So habe eine Untersuchung an acht ausgewählten Standorten des Programms ergeben, dass ein Viertel der Eltern, die Anspruch auf Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes hätten, davon gar nichts wussten. Größtes Hemmnis seien sprachliche Hürden.

Die Information über das Paket und Hilfe bei den Anträgen gehört zu den Aufgaben der Schulsozialarbeiter. Die höchsten Antragsquoten gebe es für Mittagsverpflegung und Klassenfahrten, heißt es in der Stellungnahme an den Landtag.

Häufig fungiere dieser Erstkontakt als «Türöffner» zur allgemeinen Schulsozialarbeit. Bei Eltern mit erhöhtem Armutsrisiko habe sich die persönliche Ansprache als besonders wichtig erwiesen. dpa

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