Stephen Hawking hinterlässt uns eine anrührende letzte Botschaft – per Video

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CAMBRIDGE. Schwarze Löcher, Entwicklung des Weltalls oder Zeitreisen – Stephen Hawking wollte «das Universum ganz und gar verstehen». Der Nobelpreis blieb dem genialen Astrophysiker jedoch bis zum Lebensende verwehrt.

Stephen Hawking wollte nicht viel – nur das Universum verstehen. Foto: Lwp Kommunikáció / flickr / CC BY 2.0

Schwarze Löcher sind für die meisten Menschen kaum begreifbare Objekte: In den exotischen Gebilden hört die Zeit auf zu existieren, und nicht einmal Licht kann aus ihnen entkommen. Der britische Astrophysiker Stephen Hawking hat es mit den kosmischen Schwerkraftmonstern aufgenommen und konnte ihnen zahlreiche Geheimnisse entlocken. Seine Erkenntnisse über Schwarze Löcher, zur Geschichte des Universums und zur Allgemeinen Relativitätstheorie gehören zu den wichtigsten wissenschaftlichen Hinterlassenschaften des Physikers, der an einer unheilbaren Muskelschwäche litt.

Schwarze Löcher entstehen nach einer Voraussage von Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie, wenn ausgebrannte Riesensterne am Ende ihres Daseins unter der eigenen Schwerkraft zusammenstürzen. Oberhalb einer bestimmten Masse wird die Schwerkraft so stark, dass nichts diesen Kollaps aufhalten kann – die Materie stürzt zu einem mathematischen Punkt zusammen, einer sogenannten Singularität.

Eine letzte Botschaft - per Video

Die Universität Cambridge hat heute, unmittelbar nach Stephen Hawkings Tod, diese anrührende Videobotschaft veröffentlicht.

„Es war eine glorreiche Zeit, um am Leben zu sein”, sagt Hawking darin. Und bricht noch einmal eine Lanze für die Wissenschaft: „Unser Bild vom Universum hat sich in den letzten 50 Jahren verändert und ich bin glücklich, wenn ich dazu einen kleinen Beitrag leisten konnte. Die Tatsache, dass wir Menschen nur eine Ansammlung von fundamentalen Partikeln der Natur sind, und trotzdem in der Lage sind, so nah an ein Verständnis der Gesetze zu kommen, die uns beherrschen, ist ein großer Triumph.“ Hawking ermahnt uns augenzwinkernd: „Denkt daran, nach oben zu den Sternen zu sehen – und nicht nach unten auf Eure Füße.“

Als Hawking begann, sich mit Schwarzen Löchern zu beschäftigen, gab es noch überhaupt keine Beobachtungsdaten zu diesen kollabierten Sternleichen. Allein aus der Theorie schloss der brillante Denker, dass Schwarze Löcher gar keine Einbahnstraße sind: Sie müssen verdampfen! Allerdings dauert dies bei gewöhnlichen Schwarzen Löchern weit länger als eine halbe Ewigkeit, und die sogenannte Hawking-Strahlung ist so schwach, dass sie mit unseren Möglichkeiten kaum zu beobachten sein dürfte. Ein Nachweis, der Hawking sicherlich einen Nobelpreis eingebracht hätte, steht daher noch aus.

Die Information geht nicht verloren

Die verdampfenden Schwarzen Löcher führen zu einem Informationsproblem: Wenn die Schwerkraftstrudel Materie verschlucken und anschließend verdampfen, vernichten sie dabei scheinbar Information. Das wäre jedoch gegen die Prinzipien der Quantenphysik, die darauf baut, dass Information stets erhalten bleibt.

«Die Information geht nicht verloren, sie wird nur nicht in brauchbarer Weise zurückerstattet», erläuterte Hawking in seiner Autobiografie «Meine kurze Geschichte» (2013) seine Lösung des Informationsdilemmas. «Es ist so, als würden Sie eine Enzyklopädie verbrennen: Streng genommen geht die in ihr enthaltene Information nicht verloren, wenn Sie allen Rauch und alle Asche sorgfältig aufheben, aber sie lässt sich sehr schwer lesen.»

Hawking hat sich nicht nur mit Schwarzen Löchern beschäftigt. Einen Großteil seines Schaffens widmete der gelähmte Astrophysiker der Kosmologie – der Lehre von der Evolution des Weltalls. Hawking erkannte beispielsweise, dass sich die Singularität in einem Schwarzen Loch und im Urknall mathematisch gleichen. Er stellte sich vor, die Zeit mathematisch in umgekehrte Richtung laufen zu lassen. So wie ein großer Stern zu einer Singularität zusammenstürzen kann, kann auf diese Weise das gesamte Universum aus einer Singularität hervorgegangen sein. Damit lieferte der britische Forscher eine wichtige mathematische Stütze für die Urknalltheorie, die sich im Jahr von Hawkings Doktorarbeit durchzusetzen begann.

Sind Zeitreisen wirklich unmöglich?

«Die Allgemeine Relativitätstheorie sagte demnach voraus, dass das Universum einen Anfang haben müsse», berichtete Hawking in seiner Autobiografie. In der Singularität selbst versagt die Allgemeine Relativitätstheorie jedoch genauso wie alle anderen Naturgesetze. Später schlug Hawking eine Lösung für dieses Problem vor, indem er eine imaginäre Zeit einführte. Damit wurde es möglich, den Anfang des Universums auf den Südpol einer Kugelfläche zu legen und so die Singularität zu vermeiden.

Die Zeit hat bei diesem Vergleich ihren Anfang am Südpol, aber sonst ist dieser Punkt nicht anders als jeder andere Punkt auf der Erdoberfläche – die Naturgesetze sind dort wie überall gültig. So wie eine Kugelfläche keinen Rand hat, ist demnach auch das Universum in sich geschlossen. Es begann nach dieser «Kein-Rand-Hypothese» spontan aus dem Nichts. «Die Kein-Rand-Bedingung ist der Schlüssel zur Schöpfung, zur Antwort auf die Frage, warum wir hier sind», war Hawking überzeugt.

Darüber hinaus hat sich der populäre Forscher, der 30 Jahre lang den Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Cambridge innehatte, mit zahlreichen bizarren kosmischen Phänomenen beschäftigt, darunter Außerirdischen und Zeitreisen. «Es müsste Physikern möglich sein, solche Fragen offen zu diskutieren, ohne ausgelacht oder verhöhnt zu werden», betonte Hawking zum Thema Zeitreisen. «Selbst wenn sich herausstellt, dass Zeitreisen unmöglich sind, sollten wir doch herausfinden, warum es sich so verhält.»

Diese Einstellung illustriert Hawkings Antrieb, den er einmal so beschrieb: «Mein Ziel ist einfach. Ich möchte das Universum ganz und gar verstehen, ich möchte wissen, warum es so ist, wie es ist, und warum es überhaupt existiert.» dpa

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