Kauder fordert Meldepflicht für antisemitische Vorfälle an Schulen

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BERLIN. Trotz einiger spektakulärer Fälle in letzter Zeit: Über das Ausmaß des Antisemitismus an Schulen gibt es derzeit nach Meinung der CDU-Fraktion im deutschen Bundestag keinen ausreichenden Überblick. Fraktionschef Kauder will Schulen verpflichten solche Vorfälle zu melden.

Die Union im Bundestag fordert eine Meldepflicht für judenfeindliche Vorfälle an Schulen. In jedem Bundesland sollten die Schulen verpflichtet werden, solche Vorfälle konsequent der Schulverwaltung zu melden», sagte Fraktionschef Volker Kauder (CDU) der «Welt am Sonntag». Es sei wichtig, belastbare Angaben über das Ausmaß des Antisemitismus und dessen Ursachen zu bekommen, damit die Kultusminister der Länder auch schulübergreifend Maßnahmen prüfen könnten.

Setzt sich dafür ein, dass befristet eingestellte Lehrer nicht während der Ferien entlassen werden: Volker Kauder. (Foto: Laurence Chaperon/Wikimedia CC BY-SA 3.0 DE)
Setzt sich dafür ein, dass befristet eingestellte Lehrer nicht während der Ferien entlassen werden: Volker Kauder. (Foto: Laurence Chaperon/Wikimedia CC BY-SA 3.0 DE)

Kauder forderte, an den Schulen müsse jeder Einzelfall konsequent geahndet werden. «Gerade bei diesem Thema muss es heißen: Null Toleranz!»

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Kauder warnte zugleich davor, das Thema Intoleranz auf die Bekämpfung von Antisemitismus zu reduzieren: «Mich haben die Aussagen des Vaters des jüdischen Mädchens in Berlin, deren Fall die Diskussion ausgelöst hat, sehr nachdenklich gemacht. Er sprach davon, dass einige Jungs aus muslimischen Elternhäusern auch anderen Mitschülern übel mitspielten, egal ob sie Juden, Christen oder selbst Muslime sind, wenn diese zum Beispiel in die falsche Moschee gingen.»

An einer Berliner Grundschule war eine Zweitklässlerin von älteren Schülern aus muslimischen Familien als Jude beschimpft worden. Ein Mitschüler soll gedroht haben, sie umzubringen, weil sie nicht an Allah glaube. So erzählte es der Vater des Mädchens der «Berliner Zeitung». (dpa)

“Du Jude!” Beauftragter fordert, antisemitische Vorfälle an Schulen zu erfassen

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5 Kommentare
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geli
5 Jahre zuvor

Die Judenfeindlichkeit, ihre Aufdeckung in Ausmaß und Ursachen ist zwar primär wichtig, ich fände aber gut, wenn in diesem Zuge ALLE religiös begründeten Mobbingfälle und Gewaltakte gemeldet und unter die Lupe genommen würden.
Es ist seltsam, je nachdrücklicher immer wieder vom Menschenrecht auf Religionsfreiheit die Rede ist, desto mehr häufen sich, auch an den Schulen, eklatante Aggressionsakte gegen Andersgläubige.

Bernd
5 Jahre zuvor

Und wieso sollen nur religiös begründete Mobbingfälle und Gewaltakte gemeldet werden – warum nicht alle? Sind politisch begründete Gewaltakte besser? Und was hat das mit der Religionsfreiheit zu tun? Sind religiöse Menschen Ihrer Meinung nach gewalttätiger?

geli
5 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Sind Sie ansonsten nicht immer gegen Relativierungen und Aufrechnungen, also gegen das, was Sie jetzt plötzlich selbst pflegen?
Macht aber nichts, denn der orthodoxe Islam hat sowieso beide Beweggründe für Gewaltakte: sowohl politische als auch religiöse.
Seine Schariagesetze, die tief ins gesellschaftliche und politische Leben eingreifen, widersprechen z. T. eklatant unserem Grundgesetz und den demokratischen Verfassungen anderer westlicher Staaten. Sie rufen noch heute zu barbarischen Bestrafungen (auch Mord) bei Zuwiderhandlungen auf, unterdrücken Mädchen und Frauen, rechtfertigen Kinderehen und stacheln Aggressionen gegen sog. „Ungläubige“ an, die sowohl tolerante „verwestlichte“ Muslime sein können als auch Andersgläubige wie Christen und Juden.
Bei den Juden kommt noch der uralte Hass auf ihr territoriales Existenzrecht hinzu.

Stefan
5 Jahre zuvor
Antwortet  geli

Sehr richtig, geli! Wegen der brisanten Verbindung von Religion und Politik wird auch häufug vom „politischen Islam“ gesprochen. Jüngst tat das erst Herr Linnemann (CDU).

Markus
5 Jahre zuvor

@Bernd
Ein wenig Nachhilfe in Faktenwissen:
Die Organisation Islamischer Staaten mit ihren 56 Mitgliedern (u. a. Türkei, Ägypten, Marokko und Tunesien) hat 1990 die bis heute gültige Kairoer Erklärung zu den Menschenrechten unter dem Diktum der Scharia beschlossen.
In den beiden letzten Artikeln heißt es:
Artikel 24: Alle Rechte und Freiheiten, die in dieser Erklärung genannt wurden, unterstehen der islamischen Scharia.
Artikel 25: Die islamische Scharia ist die einzige zuständige Quelle für die Auslegung oder Erklärung jedes einzelnen Artikels dieser Erklärung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kairoer_Erkl%C3%A4rung_der_Menschenrechte_im_Islam