FRANKFURT/MAIN. Auch 80 Jahre nach der Pogromnacht vom 9. November 1938 sind antisemitische Beschimpfungen und Vorfälle kein Ereignis aus der Vergangenheit. Die Anne Frank-Bildungsstätte in Frankfurt warnte am Mittwoch vor einer Zunahme vor allem im Bereich der Schule. «Antisemitisches Mobbing unterschiedlicher Art gehört für viele jüdische Kinder und Jugendliche zum Alltag», sagte Meron Mendel, der Direktor der Bildungsstätte. Die Anzahl der über die Beratung gemeldeten Fälle sei allein in Hessen von 27 im vergangenen Jahr auf bisher 39 gestiegen.

«Wir stellen vor allem eine massive Überforderung von Lehrkräften fest, die häufig Antisemitismus gar nicht erkennen, geschweige denn sich in der Lage sehen, professionell zu intervenieren», sagte Mendel über die Vorfälle. «Oft ist es schon zu spät, wenn Lehrkräfte sich an die Bildungsstätte wenden – da hat das betroffene Kind die Schule meistens bereits verlassen.»
Mendel forderte, die Antisemitismus-Prävention an Schulen auszubauen, damit Regelschulen ein sicherer Ort für jüdische Schülerinnen und Schüler seien. Doch auch am Arbeitsplatz und im öffentlichen Raum sei Antisemitismus immer wieder ein Problem. dpa