Frau entert Bühne nach Doppelnamen-Witz von Karnevalist Stelter

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KÖLN. Eklat bei einer Fernsehsitzung: Komiker Bernd Stelter bekommt wegen eines Scherzes über Frauen mit Doppelnamen bei einer Karnevalssitzung Widerspruch zu spüren – mitten auf der Bühne.

Karnevalssitzungen folgen in der Regel einer strengen Regie: Oben auf der Bühne werden Kalauer gemacht, unten im Publikum wird geschunkelt. Dass sich beide Fraktionen plötzlich Auge in Auge gegenüberstehen und noch dazu streiten, kommt eher selten vor. Bei einem Auftritt von Komiker Bernd Stelter (57, «7 Tage, 7 Köpfe») in Köln ist nun aber genau das passiert. Sein Programm musste unterbrochen werden, weil eine empörte Frau zu ihm auf die Bühne kletterte. Auslöser: Ein Witz über Doppelnamen und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer (56).

Ob der Vorfall in der Fernsehsitzung am Rosenmontag ausgestrahlt werden soll, ist noch unklar. Screenshot: Twitter
Ob der Vorfall in der Fernsehsitzung am Rosenmontag ausgestrahlt werden soll, ist noch unklar. Screenshot: Twitter

Der Vorfall ereignet sich am Freitagabend bei der Aufzeichnung einer Fernsehsitzung. Stelter hatte nach eigenen Angaben einen Witz gemacht, in dem es zunächst um seine eigene Heirat ging. Der Mädchenname seiner Frau sei Rumpen – und ein möglicher Doppelname daher ja Rumpen-Stelter. «Der Standesbeamte hat da gesagt: Nee. Sie wollen keinen Doppelnamen», sagte der Komiker am Wochenende. Sein Gag: Hätte ein Standesbeamter nicht auch Annegret Kramp-Karrenbauer warnen können?

Bei einer Frau im Publikum kommt das bei der Sitzung am Freitag nicht gut an. Nach Angaben des Festkomitees Kölner Karneval fängt sie zunächst an, zu pfeifen. Stelter habe sie daraufhin gebeten, das zu unterlassen. Dann sei sie aber auf die Bühne gekommen, um sich dort zu beschweren. «Sie stand 50 Zentimeter vor mir, was einem auch kein gutes Gefühl gibt, wenn ich ehrlich sein soll», sagt Stelter.

Auf Aufnahmen des WDR ist ihre Kritik an Stelter dann zu hören: «Männernamen sind immer toll – und Frauennamen sind immer scheiße. Und Doppelnamen sind doppelscheiße.» Dem restlichen Publikum bleibt das «Kölle Alaaf» hörbar im Halse stecken. Die Stimmung tendiert gen Nullpunkt. Mehrere Medien berichten. Auf Twitter bekommt der Fall einen eigenen Hashtag – «stelterGATE».

Wachleute bringen die Frau nach Angaben des Festkomitees schließlich nach draußen. Präsident Christoph Kuckelkorn, sozusagen Kölns oberster Karnevalist, äußert Unverständnis: «Die Geschmäcker sind verschieden und nicht jedem Gast muss jeder Programmpunkt gefallen. Aber wir erwarten Respekt gegenüber den Künstlern und Publikum.»

Man kann wohl tatsächlich einwenden, dass die Frau hätte wissen können, auf was sie sich einlässt. Karnevalsreden gelten humormäßig nicht gerade als Hort des Fortschritts. Veganer haben es schwer, Schwiegermütter sowieso. Und es dürfte – spätestens seit der Amtszeit von Ex-Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) – auch nicht der erste Doppelnamen-Witz gewesen sein. Aber muss man es dann trotzdem hinnehmen? Die Frau aus dem Publikum sagt: nein. In der «Kölnischen Rundschau» erklärt sie später ihre Motivation: «Ich habe selbst einen Doppelnamen und muss das nicht über mich ergehen lassen.»

Stelter selbst saß früher mal zusammen mit Mike Krüger (67) und Kalle Pohl (67) in der Witze-Show «7 Tage, 7 Köpfe» (RTL). Scherze auch der etwas gröberen Natur sind ihm daher sicherlich nicht fremd. So etwas sei ihm aber in 30 Jahren Karneval noch nicht passiert, sagt er. Er nimmt auch für sich in Anspruch, dass sein Humor niemanden beleidige. «Ich hab‘ sicherlich ’ne Menge politisch relevante Sachen in der Rede – nur das gehört nicht dazu», sagt er. Er will den Doppelnamen-Gag daher auch beibehalten. «Das Ganze nennt man Narrenfreiheit.»

Nach Angaben des WDR wurde die Aufzeichnung der Fernsehsitzung nicht unterbrochen. Der Zusammenschnitt soll am Rosenmontag laufen. Ob die Szene dann zu sehen sein wird, ist noch unklar. (Jonas-Erik Schmidt, dpa)

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