Neun von zehn Lehrern würden ihren Unterricht gerne praxisorientierter gestalten – aber…

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DÜSSELDORF. Lehrkräfte in Deutschland zeigen sich überzeugt, dass praxisorientiertes Lernen das Selbstvertrauen der Schülerinnen und Schüler in ihre Fähigkeiten stärkt und sie animiert, unbekannte Dinge auszuprobieren. Darauf weist eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Harris Insights and Analytics hin.

Im Auftrag von Lego Education, der Bildungssparte des Spielzeugherstellers Lego, befragte das Meinungsforschungsinstitut jeweils rund 1.000 Schülerinnen und Schüler in Deutschland, den USA, Russland, China und Japan sowie etwa 1.000 Erziehungsberechtigte in diesen Ländern und je rund 250 Lehrkräfte beziehungsweise 151 in Russland. Ein Ziel: herausfinden, wie Kinder unterstützt werden können, Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten zu entwickeln. „Kinder brauchen Selbstvertrauen, damit sie offen für neue Herausforderungen sind“, sagt Esben Stærk Jørgensen, Präsident von Lego Education. Eine solche Einstellung sei besonders entscheidend, da sich die Welt mittlerweile so schnell verändere, dass heutzutage niemand voraussagen könne, welche Kompetenzen die Kinder später einmal in ihrem Berufsalltag brauchen werden.

Lego Education will mit seinen Lernkonzepten das Interesse der Schüler an MINT-Themen fördern. Bild: Lego Education

Positive Erfahrungen
Die befragten Lehrkräfte in Deutschland zeigten sich in dieser Frage recht geschlossen: 97 Prozent sagten, dass praxisorientiertes Lernen das Selbstvertrauen der Schülerinnen und Schüler stärkt. Diese Sicht vertrat im Durchschnitt auch die überwiegende Mehrheit aller befragten Lehrerinnen und Lehrer. Der gleiche Anteil an Pädagoginnen und Pädagogen in Deutschland hat zudem beobachtet, dass praxisorientiertes Lernen die Kinder animiere, unbekannte Dinge auszuprobieren. Doch trotz dieser positiven Erfahrungen berichtete ein Drittel der Befragten, dass diese Art des Lernens an ihrer Schule eher untypisch ist und 90 Prozent würden gerne mehr praxisorientierten Unterricht machen. Dabei will Lego Education die Lehrerinnen und Lehrer unterstützen.

Mit dem Fokus auf dem MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) hat das Unternehmen verschiedene Lernmaterialien rund um den bekannten Lego-Baustein auf den Markt gebracht, die auch an Schulen in Deutschland zum Einsatz kommen, wie etwa in der Programmier-AG der Gemeinschaftsgrundschule Belke-Steinbeck/Besenkamp in Enger, Nordrhein-Westfalen. Dort bauen die Schülerinnen und Schüler unter anderem mit dem „WeDo 2.0“-Bausatz erste kleine Roboter und Maschinen, die sie durch die zugehörige Programmierumgebung per Tablet und Bluetooth in Bewegung versetzen können. Die neuste Ergänzung in der Reihe der Lernmaterialien von Lego Education bildet „Spike Prime“, das sich an Schülerinnen und Schüler der 5. bis 8. Klasse richtet. Neben zahlreichen Lego-Elementen bietet es verschiedene Sensoren und Motoren sowie ein programmierbares Steuerelement.

Laut Umfrage scheint es besonders von Vorteil zu sein, wenn Schülerinnen und Schüler vor allem im MINT-Bereich Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten haben. 58 Prozent der befragten Kinder in Deutschland, die über dieses Selbstvertrauen nicht verfügen, gaben an, nervös zu sein, wenn sie in der Schule etwa Neues ausprobieren müssen. Im Vergleich traf dies nur auf 22 Prozent derjenigen zu, die ihren MINT-Kompetenzen vertrauen.

Vom Kindergarten aufwärts
Die Kinder sollen sich durch das praxisbasierte Lernen laut Lego Education ihrem Alter entsprechend fächerübergreifende Inhalte erarbeiten, technische und mathematische Prinzipien genauso wie Programmiergrundlagen – und das auch schon im Kindergarten. Beim praxisbasierten Lernen „findet ein vertiefter Lernprozess statt. Die Schüler setzen sich bewusst mit einer Problematik auseinander, probieren Lösungswege aus und begreifen dabei Rückschläge als Teil des Lernprozesses auf dem Weg zur Problemlösung“, erklärt der Lego Education-Präsident die Vorteile dieses Ansatzes. Die Materialien richten sich zwar nach unterschiedlichen Altersstufen, verfolgen allerdings dieselbe Herangehensweise: Vorgegebene Aufgaben sollen den Einstieg erleichtern, lassen den Kindern aber gleichzeitig die Freiheit, ihre Ergebnisse weiterzuentwickeln oder eigene Ideen auszuprobieren. Dabei können sie alleine, aber ebenso in Gruppen arbeiten.

„Ich möchte, dass Kinder Lernen als persönlich relevant erleben“, sagt Esben Stærk Jørgensen. „Sie sollen nicht nur lernen, weil ihnen gesagt wird, dass sie lernen müssen, sondern weil es für sie Sinn macht. Ich möchte, dass sie sich aktiv einbringen, dass sie Spaß am Lernen haben, dass sie mit anderen interagieren, zusammenarbeiten und ihre Ideen teilen. Und ich möchte, dass sich ihre Lernprozesse wiederholen. Ihr Lernen soll sich also durch die Eigenschaften auszeichnen, die auch das Spielen hat, aber in einer Bildungsumgebung.“ Auf diese Weise würden auch die Kompetenzen geschult, die für das 21. Jahrhundert von Bedeutung seien: kritisches Denken, Kooperation, Problemlösung, Kreativität und Resilienz.

Fertige Unterrichtseinheiten sollen Lehrkräfte unterstützen, die Materialien im regulären Unterricht einzusetzen. Bild: Lego Education

Die Bedürfnisse der Lehrenden im Blick
Um den Lehrkräften den Einsatz der Lernkonzepte von Lego Education zu erleichtern, seien diese am Entwicklungsprozess beteiligt, sagt die leitende Produktentwicklerin Marianne Bach. „Wenn wir eine Lerneinheit planen, legen wir zunächst fest, was die Schülerinnen und Schüler am Ende gelernt haben sollen, und überlegen uns dann, wie wir dieses Lernergebnis erreichen können.“ Im Anschluss würden Pädagoginnen und Pädagogen die lehrplanbezogenen Unterrichtseinheiten in der Praxis testen, bevor diese als Bestandteil der App des jeweiligen Produkts Lehrkräften im Alltag zur Verfügung stehen.

Lehrerin Christine Zaremba-Gonzalez aus den USA nutzt seit rund neun Jahren die Lernkonzepte von Lego Education in ihrem Unterricht und sie hat gute Erfahrungen damit gemacht: „Sie bieten den Kindern eine niedrigschwellige Umgebung, MINT-Grundlagen zu entdecken, gemeinsam Lösungswege auszuprobieren, eigene Ideen zu entwickeln, sie umzusetzen und zu überarbeiten. Auf eine gewisse Art bringen sie ihnen bei zu lernen.“ Als Master Educator unterstützt Zaremba-Gonzalez durch Fortbildungen andere Lehrerinnen und Lehrer in den Staaten, die Lego Education Lernkonzepte in ihren Unterricht zu integrieren. Ähnliche Fortbildungsangebote stehen auch den Lehrkräften in Deutschland zur Verfügung. Daneben bietet ihnen Lego Education auf der eigenen Internetseite fertige Unterrichtseinheiten an.

„Wir haben unsere Lernkonzepte so entwickelt, dass sie in das Schulsystem passen“, erklärt Lego Education-Präsident Jørgensen. „Wenn Lehrkräfte sie einsetzen, vermitteln sie die Inhalte, die sie laut Curriculum vermitteln sollen, aber gleichzeitig unterstützen sie die Entwicklung weiterer Kompetenzen.“ Agentur für Bildungsjournalismus

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