AfD fordert Theater auf, ausländische Künstler aufzulisten – mit einer kruden Begründung

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STUTTGART. Mit scharfer Kritik reagieren die Stuttgarter Staatstheater auf die Forderung der AfD im Landtag, die Staatsbürgerschaft ihrer Sänger und Tänzer offenzulegen. Die baden-württembergische Oppositionspartei will in einer Landtagsanfrage wissen, welchen Pass die Balletttänzer und Orchestermusiker an staatlichen Theatern und die Sänger in Opernstudios haben. Auch die Ausbildungsstationen der Künstler will die AfD erfahren. Krude Begründung des Ansinnens: Die Ganztagsschule in Deutschland könnte künstlerische Betätigung erschweren.

Mit rund 1400 Mitarbeitern aus 50 Nationen sind die Staatstheater der größte staatliche Kulturbetrieb in Baden-Württemberg. Foto: USAG Stuttgart / Flickr

„Die Anfrage der AfD spricht für sich selbst, und sie führt zur Überlegung, was für ein Sinn sich dahinter verbergen könnte“, sagte der Geschäftsführende Intendant der Staatstheater, Marc-Oliver Hendriks, am im Gespräch. „Es fällt schwer, ein edles Motiv zu unterstellen.“ Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) nannte die Anfrage ein Alarmsignal. Es sei ein Armutszeugnis, wie sich die AfD gegen die Staatstheater stelle.

Künstler wollen gegen Auflistung protestieren

Am Samstag soll in Stuttgart gegen die geforderte Auflistung ausländischer Künstler protestiert werden. „Wir sind entsetzt über diese offen rassistische Anfrage der AfD“, sagte Cuno Brune-Hägele, der Stuttgarter Verdi-Geschäftsführer.

Das Stuttgarter Kunstministerium kündigte an, die Anfrage beantworten zu müssen: „Es ist das Recht der Mitglieder des Landtags, parlamentarische Anfragen und Anträge an die Regierung zu richten““, sagte ein Sprecher. Er betonte, es würden keine Listen über die Staatsangehörigkeiten geführt. „Die Auswahl erfolgt allein nach künstlerischen Qualitätsmaßstäben.“ Eine für die Anfrage eigens aufgesetzte, detaillierte Erhebung der Staatsangehörigkeit sei nicht vorgesehen.

Verhindert die Ganztagsschule Künstlerkarrieren in Deutschland?

Die AfD wehrt sich laut einem Bericht der „Deutschen Welle“ gegen jede Kritik: „Die Frage nach der Staatsangehörigkeit der Künstler zielt vor allem auf eine realistische Bestandsaufnahme des Status quo“, sagte der bildungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Stuttgarter Landtag, Rainer Balzer. Erreicht werden solle zudem eine Einschätzung der Qualität der eigenen Nachwuchskünstler und Ausbildungsstätten im internationalen Vergleich. Begründung von Balzer: In Deutschland aufwachsende Künstler könnten es aufgrund der Ganztagsschule unter Umständen schwer haben, ausreichend Zeit zur künstlerischen Betätigung zu finden. News4teachers / mit Material der dpa

So beherzt reagiert der Pfarrer der Stuttgarter Stiftskirche auf das Ansinnen der AfD:

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