Wie war es früher, wie ist es heute? Vier Hamburger Museen stellen berufsttätige Frauen in den Fokus

0

HAMBURG. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts unterzog sich die Erwerbstätigkeit von Frauen großen Veränderungen. Drei sehr unterschiedliche Hamburger Museen stellen aktuell verschiedene Aspekte des Themas vor und Architektinnen, Zeichnerinnnen und Designerinnen in den Mittelpunkt ihrer Ausstellungen. Darüber hinaus wirft das Medizinhistorische Museum einen Blick auf die Geschichte von Frauen im Arztberuf.

Wertvolle Arbeiten und doch in Vergessenheit geraten: Künstlerinnen, die das Museumsinventar dokumentierten. Foto: Zeichnen in den Magazinen, bisher unidentifizierte Personen, Fotograf unbekannt, Hamburg, undatiert /MARKK.

Die Ausstellung „Ausgezeichnet: Künstlerinnen des Inventars“ beschäftigt sich zum ersten Mal mit einem umfangreichen Bestand an detailgenauen und teilweise farbig aquarellierten Zeichnungen von Objekten, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hinter den Kulissen des MARKK Museums (Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt) entstanden sind. Diese Kunst des Inventars ist das Werk weiblicher Angestellter des Museums, die zu jener Zeit im Hintergrund der männlich dominierten Einrichtung wirkten. Erstmals werden die Zeichnerinnen in das Licht der Öffentlichkeit gerückt, die damals zur Dokumentation der Sammlungen beschäftigt waren. Die Ausstellung würdigt die Arbeit der Frauen, weist ihnen Autorenschaft an ihren Werken zu und zeichnet sie als Künstlerinnen aus.

Das Begleitprogramm zur Ausstellung finden Sie im Flyer zum Download.

Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) wirft mit der Ausstellung „Gegen die Unsichtbarkeit. Designerinnen der deutschen Werkstätten Hellerau 1898 bis 1938“ ein Schlaglicht auf Gestalterinnen, die trotz reger Entwurfs- und Lehrtätigkeit, zahlreichen Ausstellungen und erfolgreichen Wettbewerbsteilnahmen im Laufe der Zeit in Vergessenheit gerieten. Frauen, die als Möbeldesignerinnen auftraten, obwohl sie – generell zu dieser Zeit ohne Studienberechtigung – oft nur als Zeichenlehrerinnen ausgebildet waren. Frauen, die tradierte gesellschaftliche Muster durchbrachen und mit der Ausübung eines zuvor Männern vorbehaltenen Tätigkeitsbereiches mehr Autonomie und Selbstbestimmung im beruflichen und gesellschaftlichen Alltag erlangten. Frauen, die nicht nur maßgeblich zum Erfolg der noch jungen Werkstätten beitrugen, sondern auch die Reformbewegung in Deutschland entscheidend vorantrieben. Die Ausstellung läuft im Rahmen des Bauhaus-Jahres und des Hamburger Architektursommers noch bis zum bis 18. August 2019.

„Frau Architekt. Seit mehr als 100 Jahren: Frauen im Architektenberuf“ heißt eine Ausstellung, die das Museum der Arbeit vom 15. Juni bis zum 8. September 2019 zeigt. Wie kaum eine andere Disziplin war Architektur von jeher eine Männerdomäne. Daran hat sich bis heute nur wenig geändert. Denn obwohl der Frauenanteil unter den Studierenden an deutschen Architekturhochschulen derzeit bei 50,3 Prozent liegt und 30,9 Prozent der im Beruf tätigen Architekten Frauen sind, liegt die Gründung von Büros, die Besetzung einflussreicher Stellen und Professuren immer noch in Männerhand. Die Ausstellung im Museum der Arbeit geht dem nach und zeigt historische und aktuelle Entwicklungen.

Mitarbeiterinnen des Mannheimer Büros der Architektin Ingeborg Kuhler, 1986. Foto: Marina Auder / SHMH / Museum der Arbeit Hamburg.

Um eine andere Berufsgruppe geht es im Medizinhistorischen Museum: Unter dem Titel „Ärztin/Arzt werden“ ist ein neuer Ausstellungsraum der 100-jährigen Geschichte der Medizinerausbildung in Hamburg gewidmet. Er beleuchtet die Wechselwirkungen von Medizin, Gesellschaft und Politik von der umstrittenen Gründung einer medizinischen Fakultät in Hamburg, der umkämpften Zulassung von Frauen zum Medizinstudium, über die Komplizenschaft universitärer Institute mit der nationalsozialistischen Diktatur bis hin zu den Forderungen der 68er-Bewegung nach einem neuen Ärztinnen/Ärzte-Bild. Der weiße Arztkittel, ein zentrales Exponat, steht dabei stellvertretend für den Status und das Ansehen, welches dem Arztberuf bis heute zuteil wird. Zugleich fordert er zu einer kritisch-reflektierten Auseinandersetzung mit der ärztlichen Identität im Wandel der Zeit auf.
­
Links zu den Ausstellungen:

„Ausgezeichnet: Künstlerinnen des Inventars“ / MARKK

„Gegen die Unsichtbarkeit. Designerinnen der deutschen Werkstätten Hellerau 1898 bis 1938“ / Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG)

„Frau Architekt. Seit mehr als 100 Jahren: Frauen im Architektenberuf“ / Museum der Arbeit

„Ärztin/Arzt werden“ / Medizinhistorisches Museum

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments