Vorbestrafter Nachhilfelehrer gesteht Missbrauch von zwei Mädchen – harte Strafe droht

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BRAUNSCHWEIG. Schamlos nutzt ein Nachhilfelehrer private Stunden aus und vergreift sich über mehrere Monate an zwei Schülerinnen. Erst als eine Mutter ihn erwischt, kommen Ermittlungen ins Rollen und zeigen das Ausmaß des Missbrauchs.

Das Gericht wird zu klären haben, wie ein Vorbestrafter lange unbehelligt als Nachhilfelehrer arbeiten konnte. Foto: Carlo Schrodt / pixelio

Er sollte für bessere Noten sorgen, vergriff sich stattdessen an seinen Schülerinnen. Ein Nachhilfelehrer aus Braunschweig nutzte über mehrere Monate das Vertrauen der Eltern aus und missbrauchte zwei Mädchen im Alter von 12 und später 13 Jahren. Beim Prozessauftakt am Montag räumte der 60-Jährige die Vorwürfe der Anklage ein. «Ich schäme mich», sagte er im Braunschweiger Landgericht.

Dem Angeklagten wird vorgeworfen, zwischen Januar 2016 und Februar 2017 eine Schülerin während privater Nachhilfestunden elf Mal missbraucht zu haben. Außerdem soll er sich zwischen August 2018 bis Dezember 2018 an einem gleichaltrigen Mädchen 16 Mal vergangen haben. Der Beschuldigte ist bereits früher unter anderem wegen Vergewaltigung, versuchten Mordes und sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen verurteilt worden. Für das aktuelle Verfahren steht Sicherungsverwahrung im Raum.

Die Übergriffe auf eines der Mädchen endeten erst, als die Mutter zufällig ins Zimmer kam, um Kaffee zu bringen. «Ich war geschockt, wie abgebrüht und seelenruhig er die Hand unter dem T-Shirt meiner Tochter wegnahm», berichtete die Mutter unter Tränen. Der Beschuldigte habe gefordert, dass der Unterricht wegen der Konzentration bei geschlossener Tür stattfindet. Nach dem Vorfall habe die Tochter berichtet, dass es sich um keinen Einzelfall handele.

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Beratungslehrer der Schule erfuhr von dem Missbrauch

Der andere Fall kam ans Licht, als sich das Mädchen einem Freund anvertraute. Dieser sorgte dafür, dass ein Beratungslehrer von dem Missbrauch erfuhr. Als Ersatz für die Aussagen beider Opfer vor Gericht wurden Aufnahmen der richterlichen Videovernehmungen gezeigt. Aufgrund des Opferschutzes wurde die Öffentlichkeit dafür jeweils ausgeschlossen.

Die Frage der Richterin, ob die Vorwürfe gegen ihn inhaltlich richtig seien, bejahte der Angeklagte am Montag. Er habe aber keine brauchbare Erklärung für das, was er getan habe. «Ich gehe davon aus, dass ich die Situation, mit den Mädchen allein zu sein, ausgenutzt habe», sagte der hagere Mann mit ruhiger Stimme. Beide Opfer kannte er schon lange, betreute eines der Mädchen auch über den Unterricht hinaus. Insgesamt habe er etwa 15 bis 20 Jungen und Mädchen privat Nachhilfeunterricht gegeben.

Druck, wegen schwacher Noten weiterhin Unterricht zu nehmen

Mit kleinen Geldbeträgen, Süßigkeiten und auch Kleidung soll es der 60-Jährige geschafft haben, dass die Mädchen lange schwiegen. Auch ein gewisser Druck, wegen schwacher Noten weiterhin Unterricht zu nehmen, wurde in der Verhandlung thematisiert. Laut den Vernehmungen kämpfen beide Mädchen mit den Folgen des Missbrauchs. «Meine Mandantin ist in psychologischer Betreuung», sagte ein Vertreter der Nebenklage. Sein Ziel sei eine lange Haftstrafe und die Anordnung einer Sicherungsverwahrung. Die Verhandlung wird am kommenden Montag (12. August) mit weiteren Zeugenaussagen fortgesetzt. Von Christian Brahmann, dpa

Missbrauchsbeauftragter: Lehrer müssen mehr gegen sexuelle Gewalt tun

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