Am Montag startet die Schule auch in Berlin – Probleme sind absehbar

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BERLIN. In dieser Woche mussten schon die Abiturienten ran. Ab Montag startet der Schulalltag dann auch wieder für andere Schüler in Berlin. Allerdings unter ungewohnten Voraussetzungen: Umarmungen sind tabu, Händewaschen ist Pflicht.

«Wir wollen unsere Schülerinnen und Schüler so gut wie möglich schützen»: Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Foto: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie

Am Montag öffnen Berlins Schulen wieder, Normalität in den Klassenzimmern ist aber noch nicht in Sicht. Zum einen geht es zunächst nur für die Zehntklässler an den Gymnasien und Integrierten Gesamtschulen sowie für einen Teil der Schüler an beruflichen Schulen und Oberstufenzentren wieder los. Zum anderen gelten in Zeiten der Corona-Pandemie erschwerte Bedingungen für den Schulalltag.

Klassen werden geteilt unterrichtet, Schülerinnen und Schüler müssen Abstandsregeln einhalten – auf dem Pausenhof genau wie im Klassenzimmer. Vieles, was vor der Schulschließung vor rund fünf Wochen selbstverständlich war, geht jetzt nicht mehr: keine Umarmung zur Begrüßung, kein enges Zusammenstehen im Flur, kein direktes Nebeneinandersitzen.

Eine Lehrkraft betreut zwei Gruppen in zwei Räumen gleichzeitig

Dafür gibt es deutlich mehr leere Stühle – Abschreiben wird schwierig, Unterricht im Schichtsystem zum Normalfall. An der Schule an der Jungfernheide in Spandau sollen die Lerngruppen aufgeteilt werden – notfalls auch so, dass eine Lehrkraft zwei Gruppen in zwei Räumen betreut, wie Schulleiterin Karin Stolle ihr Konzept am Donnerstag in der RBB-«Abschau» erklärte. Manche Schulen verteilen Klassen sogar auf drei verschiedene Räume. Das heißt, der Raumbedarf wird erheblich größer.

Richtig schwierig wird es, wenn in den Folgewochen die Schüler anderer Klassenstufen hinzukommen. «Dann müssen wir ganz neue Wege gehen», sagte Stolle. «Dann werden auch die Neunt- oder Zehntklässler nur ein- oder zweimal in der Woche hier sein können, weil wir nur 17 Klassenräume haben.» Schule wie gewohnt wird es noch lange nicht geben, dafür aber viel Unsicherheit, auch wenn die Absage der Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss aus Sicht vieler Schüler und Lehrkräfte eine große Erleichterung ist.

Auch um die Hygienestandards muss sich die Schulleiterin kümmern: Flüssigseife ist bereits in den Spendern, Desinfektionsmittel schon bestellt, aber noch nicht da. «Ich hätte auch erwartet, dass das Schulamt die Schulen in Spandau damit versorgt», kritisierte Stolle.

GEW erwartet Verstöße von Schülern gegen das Abstandsgebot

Für den Schulstart erwartet der Berliner Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Tom Erdmann, eine Reihe praktischer Probleme. Schrittweise wieder mit der Schule zu beginnen, sei sicher möglich, auch wenn es nach der weitgehenden Absage der Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss (MSA) keinen Grund mehr dafür gebe, mit dem Unterricht für alle zehnten Klassen zu starten, sagte Erdmann. «Ich hätte mir gewünscht, dass die Schulen selbst entscheiden, welche Schülerinnen und Schüler mit der Schule beginnen.»

Er gehe nicht davon aus, dass die Schulöffnung problemlos funktioniere. Es werde regelmäßig Verstöße gegen das Abstandsgebot geben. «Das muss man einkalkulieren. Und damit steigt auch das Infektionsrisiko. Und entsprechend wird man die Schulöffnungen nur sehr langsam vollziehen können, um die Chance zu haben gegenzusteuern.»

Die Senatsbildungsverwaltung hat inzwischen einen «Musterhygieneplan» mit einer Reihe von Regeln vorgelegt, die helfen sollen, die Infektionsgefahr einzudämmen. So soll es Sportunterricht nur noch in sehr eingeschränkter Form geben, Theaterproben gar nicht mehr und auch Singen im Chor ist tabu. «Wir wollen unsere Schülerinnen und Schüler so gut wie möglich schützen», sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Freitag – und die Lehrkräfte ebenfalls.

Der Hygieneplan macht detaillierte Angaben zum Thema Sauberkeit in Zeiten der Corona-Krise: So sollen die Reinigungskräfte zum Beispiel Türklinken und Fenstergriffe, Tische, Treppen- und Handläufe sowie Lichtschalter in stark frequentierten Bereichen mehr als einmal täglich säubern.

Schulleiter sollen notfalls ihre Schule nicht öffnen

Schülerinnen und Schüler sollen sich regelmäßig die Hände mit Seife waschen, etwa vor und nach dem Essen, vor dem Aufsetzen und nach dem Abnehmen einer Schutzmaske, nach der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln oder nach Kontakt mit Treppengeländern und Türgriffen.

Außerdem hat die Senatsbildungsverwaltung nach eigenen Angaben über die Schulaufsicht weitere 5000 Liter Desinfektionsmittel beschafft, von denen 4000 Liter über die Bezirke verteilt werden und 1000 Liter für die Schulen in freier Trägerschaft zur Verfügung stehen. Bereits zugesagt waren 650 Liter.

Das Thema Hygiene ist auch aus Sicht von GEW-Chef Erdmann entscheidend: «Wir ermutigen Schulleiter, in deren Schulen die Reinigung nicht erfolgt und nicht genügend Seife vorhanden ist, die Schule nicht zu öffnen.» dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Guter Start? Lehrerverbände: Kurze Vorbereitungszeit hat für Schulen nicht gereicht

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