Böhm sieht im Aussetzen der Präsenzpflicht eine „Kapitulation vor der Pandemie“

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BERLIN. „Das kommt einer Kapitulation vor der Pandemie gleich“, sagt der Bundesvorsitzende des Realschullehrerverbandes (VDR), Jürgen Böhm – und meint damit das Aussetzen der Präsenzpflicht in Berlin.

"Der Leistungsgedanken muss an Schulen zentral sein": VDR-Bundesvorsitzender Jürgen Böhm. Foto: VDR
„Mantra von sicheren Schulen hat ausgedient“: VDR-Bundesvorsitzender Jürgen Böhm. Foto: VDR

„Die Kontaktverfolgung wird ausgesetzt, Quarantäne für Kontaktpersonen gibt es an Schulen nicht mehr. Das ist eine absolute Bankrotterklärung der Politik in der Pandemie“, sagt Böhm. Den Eltern in dieser Situation freizustellen, ob sie ihre Kinder an die Schule schicken oder nicht, sei das völlig falsche Signal. Anstatt für Sicherheit an den Schulen zu sorgen, werde den Schuleneine ‚Quadratur des Kreises‘ abverlangt, die sie alleine zu stemmen hätten: Die Schüler zu Hause sollen Aufgaben und Projekte machen, die Schüler im Präsenzunterricht weiter beschult werden.

„Die Lösung kann nur der kontrollierte Distanzunterricht sein, der sich vor Ort an klaren Grenzwerten orientiert“

„Mit solch einer Maßnahme kann weder für die einen noch für die anderen vernünftiger Unterricht stattfinden. Schulleitern und Lehrkräften wird erneut die Bürde der Umsetzung aufgedrängt. Wenn die Politik es schon nicht schafft, einen Rahmen zu definieren, der Fürsorge trägt und Verantwortung für alle ermöglicht, dann kann die Lösung nur der kontrollierte Distanzunterricht sein, der sich vor Ort an klaren Grenzwerten orientiert“, so Böhm.

„Das Mantra von den Schulen als sicheren Orten, die nicht zur Verbreitung der Pandemie beitragen, hat endgültig ausgedient. Von den Testverfahren, den Zutrittsregeln bis zu den Impfungen wurden alle Maßnahmen inkonsequent und ohne Nachdruck umgesetzt. Wir könnten schon längst der Normalität näher sein, wenn man sich nicht in wahltaktischen und politischen Spielchen verheddert hätte“, stellt Böhm klar. News4teachers

Streit um Präsenzpflicht: Darf der Staat Kinder in die Schulen zwingen, wenn er sie dort nicht schützt?

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7 Kommentare
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Elly
2 Jahre zuvor

Ich darf jetzt nicht schreiben, welche Assoziation diese Überschrift bei mir weckt und aus welcher deutschen Zeitepoche diese stammt – welche Wertschätzung wird den deutschen Heranwachsenden mit dem alternativlosen Präsenzunterrichtszwang gerade zuteil?! Mein Sohn durfte heute ein leeres Elektronikfachgeschäft aufgrund des vergessenen Impfnachweises nicht betreten, damit sich niemand infiziert, die Schule aber MUSS er betreten, damit…..?! Jeder KM, der JETZT nicht SOFORT den Präsenzzwang aussetzt, bezeichne ich ab sofort als Bildungsfaschisten!

mm
2 Jahre zuvor
Antwortet  Elly

Man sollte nicht nur die Überschrift lesen. Ich finde, er hat vollkommen recht.

Die Berlinerin
2 Jahre zuvor

Vor allem bewirkt die Aussetzung der Impfpflicht, dass einige wenige Kinder zuhause bleiben und dort von den Eltern mehr schlecht als recht beschult werden, während die meisten Kinder weiterhin zur Schule gehen. Wenn es doch aber so gefährlich in den Schulen ist, dann müsste doch Distanzunterricht erfolgen und nicht Aussetzung der Präsenzpflicht und die meisten sind doch da. Bei uns sind fast alle da. Ich merke keinen Unterschied.

Silke Vogt
2 Jahre zuvor
Antwortet  Die Berlinerin

@Die Berlinerin
Muss im ersten Satz „Präsenzpflicht“ statt „Impfpflicht“ heißen. Möglicherweise befinden wir uns zwar auf dem – je nach Sichtweise – besten oder schlechtesten Weg dorthin, aber so weit ist es momentan doch noch nicht.

Defence
2 Jahre zuvor

Danke Herr Böhm! Sie bringen es ganz einfach auf den Punkt!

Bauer
2 Jahre zuvor

Die Schule muss offen bleiben!
Ob jemand dabei krank wird ist egal!
Die SuS in die Schule und die Eltern zur Arbeit, wenn es Verluste gibt sind diese Menschen nicht so wichtig wie die Wirtschaft.
Und alle müssen der selben Meinung sein!
Die Kosten für den Schutz der Schule sind zu hoch und die paar Kinder welche sterben, sind vernachlässigbar. Die Zahl der Langzeitfolgen sind noch nicht absehbar und wen interessiert es?
… und weiter geht’s.
Knappe 1000/100000 im Landkreis,
Altersgruppe 5-14, 2200/100000,
Die Intensivstationen sind noch nicht überlastet.
1800 Spaziergänger auf 16000 Einwohner.
… alles ist gut.

Eine Mutter
2 Jahre zuvor

Bei uns sind von 25 Schüler, 18 nachweislich an Corona und teils sehr heftig erkrankt. Zwei Schüler, noch ohne positives Testergebnis, müssen unbedingt zur Schule und wurden in eine Parallelklasse gesetzt. Dort lösen sie die sehr spärlichen Aufgaben in der Schulcloud. Die verbleibenden 5 Schüler bleiben Zuhause, sparen sich den Schulweg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, lesen, malen, lösen die spärlichen Aufgaben in der Schulcloud und sind trotzdem nicht isoliert.
Denn Schule ist nicht das alleinige Leben der Schüler. Wenn dem so wäre, dürfte es keine Feiertage und Ferien geben.
Natürlich ist Schule und alles was an sozialen Dingen sich daraus ergeben, sehr wichtig.
Aber, diese Pandemie ist vorübergehend. Jeder verpasste Lehrstoff, jede Klassenarbeit lässt sich nachholen.
Was sich leider nicht nachholen läßt, ist verpasste Lebenszeit und jugendliche Unbeschwertheit. Nach dieser langen Pandemie sollte ein Augenmerk auch auf Kinder, Jugendlichen und Familien liegen. Nicht nur auf Aufholprogramme, Zensurenjagd und Wirtschaft