Gesetzliche Krankenversicherung: In Hamburg haben verbeamtete Lehrkräfte eine echte Wahl

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HAMBURG. Seit dreieinhalb Jahren erhalten neue Beamte in Hamburg eine Beihilfe, wenn sie sich statt für die private für die freiwillige gesetzliche Krankenversicherung entscheiden. Das Modell in der Hansestadt habe Schule gemacht, aber noch nicht genug – meint die Barmer. Gerade im Wettbewerb um Lehrkräfte könne Hamburg damit punkten.

Ist die private Krankenversicherung wirklich so erstrebenswert? Foto: Shutterstock

Die Zahl der gesetzlich versicherten Beamten ist in Hamburg dreieinhalb Jahre nach Einführung des Pilotprojekts gestiegen. Erhielten im Februar 2019, ein halbes Jahr nach dem Start, 1015 Beamtinnen und Beamte die sogenannte pauschale Beihilfe ausgezahlt, waren es im vergangenen Monat bereits 1962 aktive Beamte und 350 Versorgungsempfänger, wie aus der Antwort des Senats auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der CDU hervorgeht.

In Hamburg können seit August 2018 neue Beamte oder solche, die zu dem Zeitpunkt bereits gesetzlich krankenversichert waren, die Hälfte des Beitrages zur gesetzlichen Krankenversicherung als pauschale Beihilfe bekommen. Thüringen, Bremen, Brandenburg und Berlin haben inzwischen ähnliche Regelungen eingeführt. In den übrigen Bundesländern haben Beamte keinen Anspruch auf eine Beihilfe, wenn sie sich freiwillig gesetzlich krankenversichern.

«Die steigende Anzahl der Personen, die sich für dieses Angebot entscheiden, ist Beleg für seine Attraktivität»

«Der Senat bewertet die Inanspruchnahme der pauschalen Beihilfe weiterhin positiv. Die steigende Anzahl der Personen, die sich für dieses Angebot entscheiden, ist Beleg für seine Attraktivität», heißt es in der Senatsantwort.

Bei den gesetzlichen Kassen sieht man jedoch noch Luft nach oben. «Die Regelung ist ein echtes Aushängeschild für Hamburg, das aber offenbar nur wenig bekannt ist», sagte Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg. «Die Stadt könnte noch stärker dafür werben, denn das Gesetz steigert die Attraktivität des Beamtendienstes.»

Vor allem für junge Menschen böten sich Vorteile, da Ehepartner, die nicht selbst berufstätig sind, und Kinder im Rahmen einer Familienversicherung kostenlos mitversichert seien. Zudem orientiere sich der Beitragssatz an der Höhe des Gehalts und nicht an Faktoren wie dem Alter oder persönlichen Risikofaktoren.

Die Wahlfreiheit könne bei der Gewinnung von Nachwuchskräften etwa im Schuldienst oder bei der Polizei viel stärker ausgespielt werden, sagte Klein. «Hamburg befindet sich mit seinen Institutionen im Wettbewerb um Fachkräfte. Mit der Wahlfreiheit bei der Krankenversicherung für angehende Beamtinnen und Beamte sowie der Übernahme des Arbeitgeberanteils an den Beiträgen hat die Stadt einen Standortvorteil.» News4teachers / mit Material der dpa

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7 Kommentare
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Toleranz
2 Jahre zuvor

Oh, mein Gott! Hätte ich diese Option gehabt und nicht für jedes Kind die private KV bezahlen müssen, plus all dem, was die Beihilfe in SH nicht absichert, hätten wir uns jedes Jahr einen Urlaub leisten können!

Chris
2 Jahre zuvor

Bin in NRW als Beamter derweil in der GKV und darf mir von den Kollegen täglich anhören wie blöd ich wäre nicht in die PKV zu wechseln. Knapp 900€ monatlich für GKV und PflegeV sind schon ein Wort zum Sonntag.
Also bitte auch das Hamburger Modell in NRW aber ohne das die GKV dann die ganzen Beamten aus der PKV nehmen muß. Dann würde mir die Beihilfe wenigstens den Arbeitgeberanteil der GKV zahlen.

Enjoy your chicken Ted!
2 Jahre zuvor

Es fehlt aber die Information, dass dies unumkehrbar ist. D.h. wenn man doch in eine private KV wechselt, bleibt die Beihilfepauschale so. Außerdem muss man das monatlich ausfüllen. Aber bei einem gebe ich Recht, bekannt ist die Option nicht gerade.

Sabine
2 Jahre zuvor

Danke für den Beitrag. Von so einer Umsetzung habe ich in BW auch noch nicht gehört…

Carsten60
2 Jahre zuvor
Antwortet  Sabine

In Berlin gibt’s die Regelung schon seit mehr als einem Jahr.

Steven
2 Jahre zuvor

Aktuell zahle ich 203€ für meine PKV,Grundtarif, 70% Beihilfe da zwei Kinder, meine Kinder sind nicht i d PKV, warum auch? War selbst früher gesetzlich versichert und habe im Monat ca. 500€-600€ bezahlt.
Meine Kinder sind gesetzlich versichert über meine Frau. Die Leistungen v a f Kinder sind mE i d gesetzlichen Versicherung bestens. Würde niemals wegen jeder Kleinigkeit f m Kinder Rechnungen einreichen wollen. Alleine schon die Impfungen usw. Alles viel zu kompliziert.
Für mich lohnt sich die Option überhaupt nicht, für Leute mit Vorerkrankungen sicherlich, da gibt es aber ja auch die so genannte Öffnungsklausel

Gümnasiallehrer a.D.
2 Jahre zuvor

Das Model ist so genial, dass vieles einfach Zuzahlungspflichtig wird, was dank Beihilfe und PKV normalerweise abgedeckt wäre.

Netter Versuch, Barmer.