Förder-Millionen für Luftfilter an Schulen nicht abgerufen – Linke: Skandal

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HANNOVER. Schon im November kritisierte der Landeselternrat die schleppende Ausstattung der niedersächsischen Schulen mit Luftreinigern. Kultusminister Tonne warb zunächst lange fürs Öffnen der Fenster. Wie ist die Situation jetzt?

Ohne Luftfilter müssen Lehrer und Schüler im Unterricht immer wieder die Fenster weit aufreißen – auch bei Kälte. Foto: Shutterstock

In Niedersachsen sind Gelder eines Bundesprogramms zum Einbau von Luftreinigern in Schulen und Kitas bei weitem nicht ausgeschöpft worden. Landesweit wurden 5,6 Millionen Euro abgerufen, wie das niedersächsische Kultusministerium auf Anfrage mitteilte. Zur Verfügung standen eigentlich 30 Millionen Euro, davon 19 Millionen vom Bund und 11 Millionen vom Land. Hintergrund ist möglicherweise die knappe Zeitspanne, in der Anträge gestellt werden konnten, nämlich zwischen dem 11. November 2021 und dem 15. Februar 2022.

«Nur ein Bruchteil des zugesagten Geldes ist in den Schulen und Kitas angekommen. Das ist ein Skandal», sagte Amira Mohamed Ali, Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag. Bereits im Herbst hatten die Linke und die FDP die schleppende Umsetzung des Bundesprogramms in Niedersachsen kritisiert. Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) lasse Millionenbeträge liegen und blockiere den Einbau der Filter, bemängelten die beiden Parteien. Auch der Bund kritisierte, dass die Länder nicht genug zum Schutz der Schülerinnen und Schüler in der Pandemie unternähmen.

Ein Sprecher von Minister Tonne wies die Kritik zurück: Schon vor dem Start des Bund-Länder-Förderprogramms hätten die Schulträger verschiedene Landesprogramme nutzen können – unter bestimmten Voraussetzungen auch zum Einbau mobiler Luftfiltergeräte. So startete im Herbst 2020 das Landesprogramm «Schutzausstattung für Schulen». Dabei wurden dem Sprecher zufolge unter anderem für eine Million Euro mobile Luftfilteranlagen in baulich schwierigen Klassenzimmern aufgestellt. Dieses Programm sei nahezu ausgeschöpft.

Das Programm wurde dem Ministerium zufolge 2021 neu aufgelegt – gefördert werden dem Sprecher zufolge unter anderem automatisierte Fensterlüftungen für Klassenräume der Schuljahrgänge 1 bis 6. In diesem Fall übernehme das Land 80 Prozent, die Schulträger 20 Prozent der Kosten. Tonne hatte vor allem am Anfang der Corona-Zeit mit Verweis auf wissenschaftliche Erkenntnisse mehrfach betont, dass das Öffnen der Fenster und Stoßlüften effektiver sei als das Aufstellen von Luftfilter-Geräten in Klassenräumen.

Die in Oldenburg lebende Linken-Politikerin Mohamed Ali schlug dagegen vor, ein neues Förderprogramm aufzulegen, diesmal ohne Einschränkungen. «Alle Kitas und Schulen müssen es beantragen können», sagte sie. Die Bundesregierung müsse – in Abstimmung mit den Ländern – eine unkomplizierte Lösung zum Verteilen des Geldes finden. News4teachers / mit Material der dpa

Weil mobile Luftfilter fehlen, wird es in den meisten Klassenräumen ab jetzt wieder kalt – Kultusminister: „Frische Luft ist gesund“

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Einer
2 Jahre zuvor

Bei uns in NRW reicht dank unserer KuMi lüften aus. Es wird Luftfilter nur dort geben wo es keine Fenster gibt oder sich die Fenster nicht öffen lassen. Und die mitregierende gelben Kleinstpartei hat bereits angekündigt keinerlei Hotspot-Regelungen zu erlassen.

Klaus Lehmkuhl
2 Jahre zuvor
Antwortet  Einer

Die gelbe Kleinstpartei hat in Umfragen nur noch 8 % . Und heute im Saarland wird sie den Einzug ins Parlament nicht schaffen .

Lanayah
2 Jahre zuvor

Das Problem mit dem Lüften wird noch dadurch erschwert, dass man jetzt ja wirklich Energie sparen sollte, nicht nur der Umwelt zuliebe, sondern auch um Putin nicht zu unterstützen. Außerdem klagen die Pollenallergiker. Denen kann ich nur einen Tipp geben: Maske aufsetzen, die hilft auch gegen Pollen.
Ich habe mir im Rahmen dieses Programms für einen schlecht belüftbaren Fachraum einen Raumluftfilter erbeten (für andere Räume geht es ja nicht). Jetzt soll ich tatsächlich einen kriegen. Der wurde mir angekündigt: Die meisten wollen den nicht. Er soll über 2m hoch sein und die Außmaße eines Gefrierschrankes haben. Ich wollte ihn trotzdem, habe ihn aber bisher noch nicht bekommen.

Birkenstock
2 Jahre zuvor
Antwortet  Lanayah

Pollenallergiker: „Maske aufsetzen, die hilft auch gegen Pollen“
Gut für die Atemluft!
Geöffnete Fenster und vielleicht Durchzug ist für die Augen, Augenlider schwellen an, zudem beginnen die Augen stark zu jucken und zu brennen, die absolute Kontraindikation.

Ein wenig hilfreicher Tipp!

Lanayah
2 Jahre zuvor
Antwortet  Birkenstock

Danke für die Info, das wusste ich tatsächlich nicht. Fenster geschlossen lassen geht aber auch nicht. Haben Sie da einenTipp für mich?